Auf einen Blick
- Die Droge Captagon finanzierte jahrelang das Assad-Regime
- Der Captagon-Handel brachte Syrien jährlich bis zu 40 Milliarden Dollar ein
- Captagon-Pillen in Plastikfrüchten und LED-Leuchten versteckt für Golfstaaten-Export
Der gestürzte syrische Diktator Bashar al-Assad (59) war einer der grössten Drogenbarone weltweit. Seit der Machtübernahme der islamistischen Miliz HTS Anfang Dezember 2024 werden beinahe täglich neue Produktionsstätten des synthetischen Aufputschmittels Captagon ausgehoben. Mit dem Export der Droge ins Ausland verdiente der Narco-Staat jährlich bis zu 40 Milliarden Dollar – das Amphetamin war bis anhin das wichtigste Exportprodukt des Landes. Und finanzierte den brutalen Bürgerkrieg des Assad-Regimes gegen die eigene Bevölkerung.
Trotz unzähliger Drogenfunde auf syrischen Frachtschiffen, die an europäischen Häfen, in den Golfstaaten, in Nordafrika und sogar Malaysia anlegten, bestritt der Assad-Clan jahrelang vehement, mit der syrischen Captagon-Produktion in Verbindung zu stehen. Doch mitgeschnittene Telefonate belegten bereits 2022 die Verwicklung des syrischen Regimes hoch bis zu Maher al-Assad, dem jüngeren Bruder von Machthaber Bashar al-Assad. So wurde Syrien zum Narco-Staat.
Die Droge ist überall
Nun wurde die bröckelnde Fassade vollständig eingerissen. In verlassenen Hauptquartieren und Basen der Geheimdienste sowie der 4. Division, in Fabriken und Lagern im Besitz von Assad-Vertrauten, entdecken Kämpfer des Rebellenbündnisses HTS zuverlässig säckeweise Captagon-Pillen, Chemikalien, Produktionsmaschinen und Dokumente, welche die Drogenköche bei ihrer Flucht überstürzt zurückgelassen hatten, wie «Der Spiegel» berichtet.
In riesigen Hallen nahe der Stadt Douma zeigt sich das ganze Ausmass der Drogenproduktion. Die Tabletten sind überall: Sie liegen verstreut am Boden, sind in Plastikfrüchten, aufgerollten LED-Leuchten, Plastikrohren oder Beistelltischen mit Hohlräumen versteckt. Bestimmt waren sie vorwiegend für den Hauptabsatzmarkt in den Golfstaaten.
Das Geschäft geht weiter
Zwar haben die Rebellen an verschiedenen Standorten bereits Millionen von Captagon-Pillen verbrannt, doch ein vollständiges Ende des Drogengeschäfts ist eine Illusion, warnt Peter Gehring, Oberstaatsanwalt in Essen gegenüber dem «Spiegel». Er hatte über ein Jahr lang Ermittlungen zu vier syrischen Schmuggellogistikern geleitet, welche versucht hatten, die brandgefährliche Droge nach Deutschland zu importieren.
Der Experte warnt: Mit dem Produktionsstopp werde der Schwarzmarktpreis nun steigen, doch das Milliardengeschäft werde nicht auf der Strasse liegenbleiben. Die Frage ist, wer jetzt die Produktion und die einträglichen Lieferungen in die Golfstaaten übernimmt.