Wie ein Chirurg steht ein ukrainischer Drohnenspezialist über einer abgeschossenen iranischen Kamikaze-Drohne. «Hier haben wir 20 Kilogramm TNT», sagt er und zeigt dem Nachrichtenportal «Nastojascheje Wremja» die verschiedenen Innenteile der Shahed. Damit das ukrainische Militär Drohnen, mit denen Russland angreift, abwehren kann, muss jede einzelne genaustens untersucht werden. Die Drohnenjäger stellen dabei fest: Die elektronischen Einzelteile kommen aus dem Westen – trotz Sanktionen.
«Das Innere der Kamikaze-Drohne ist sehr einfach, aber effektiv», erklärt der ukrainische Soldat. «Die Einzelteile dafür kommen aus Japan, China und den USA», fährt er fort. Diese Informationen gibt die Ukraine weiter an den Westen. Die USA sanktionierten daraufhin sieben iranische Unternehmen, die an der Herstellung der Shahed-Drohnen beteiligt waren.
Die Hoffnung war, den Iran von weiteren Lieferungen abzuhalten, damit Russland keine Drohnen mehr in der Ukraine einsetzen kann. Doch stattdessen finden Unternehmen stets neue Wege, die Sanktionen zu umgehen. Experten glauben, dass Russland nicht nur im Iran Drohnen kauft. Auch China gerät immer wieder in den Verdacht, Russland mit Waffen zu beliefern.
Über Umwege gelangt westliche Technik nach Russland
Im Herbst änderte Russland die Kriegstaktik und nutzte die Shahed-Drohnen, um die Infrastruktur in der Ukraine anzugreifen. Der Schaden war immens: Zerstörte Städte, Tote, Verletzte. Mittlerweile sind die ukrainischen Drohnenjäger aber sehr viel besser geworden.
«Ich denke, die Angreifer haben erkannt, dass wir sie problemlos vernichten können, und ihre Wirksamkeit gleich null ist», erklärt ein Grenzschutzbeamter. Russland verlegte den Standort der Angriffe. Nun starten russische Militärs Drohnen meist aus dem Norden statt von der Krim aus.
Das ukrainische Militär hofft, dass der Westen die Lieferanten härter sanktioniert, «damit diese elektronischen Bauteile nie wieder in den Iran gelangen und nie wieder gegen uns eingesetzt werden können», so der Soldat. Das Problem: Die elektronischen Einzelteile können laut dem Grenzschutzbeamten sogar bei der Online-Plattform Ali-Express bestellt werden. Deshalb finden sie über Umwege ins Waffenlager der Russen.