Ein sonniger Herbstmorgen in Kiew. Die Luft ist mild, das Licht fast mediterran. Am Vortag hat die Ukraine russische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer angegriffen. Die Einwohner der Hauptstadt rechnen mit Vergeltungsschlägen, bekanntlich schiessen die Russen ihre Raketen, wenn die Menschen zur Arbeit unterwegs sind. Doch als gäbe es keinen Krieg, geniessen die Leute ihren Cappuccino draussen in der Sonne, bevor sie zur Arbeit gehen. Einer meiner ukrainischen Freunde erzählt, er habe an dieser Imbissbude am dritten Tag der russischen Invasion Kaffee getrunken, der Feind stand zwanzig Kilometer ausserhalb von Kiew, und der Junge an der Theke habe unbeirrt gefragt: «Wie immer? Mit viel Schaum und Zucker?»
Diese Stadt ist unglaublich, wie sie den Alltag aufrechterhält, als hätten sich die Bewohner abgesprochen, dass sie die Normalität nicht preisgeben wollen. So leistet Kiew Widerstand. Die Busse fahren, Menschen gehen zur Arbeit, die Läden sind geöffnet, die Ämter, die Restaurants, die Wäschereien; defekte Handys werden geflickt. Solange es einen Alltag gibt, wird die Ukraine kämpfen.
Klar, es ist der Alltag, den man als Besucher wahrnimmt, der Alltag an der Oberfläche. Manchmal, wenn man auf der Strasse verwirrte, suchende Blicke kreuzt, erahnt man, dass es einen anderen Alltag gibt, den Alltag der Kriegsverletzten, der überfüllten Spitäler, der seelisch Traumatisierten, der häuslichen Gewalt. Den Alltag der Flüchtlinge aus der Ostukraine, den Alltag der Werkstätten für Prothesen, die mit den Bestellungen nicht nachkommen.
In der Metro sind die Menschen schweigsam, den Blick nach innen gekehrt. «Wir sind müde und ausgelaugt», sagt mein Freund, der 37-jährige Filmregisseur Yaroslav Lodygin. Die Menschen hätten gedacht, der Krieg werde kurz sein, erzählt der Schriftsteller Jurij Andruchovitsch aus der westukrainischen Stadt Iwano-Frankiwsk, einer der bekanntesten Autoren des Landes. «Nach den ersten militärischen Erfolgen herrschte Euphorie – nicht an der Front, aber hier im Zivilleben. Die Leute waren im Siegestaumel. Aber sie lagen völlig falsch. Russland ist ein Monster, das immer neue Kräfte freisetzt. Wir merken jetzt, dass der Krieg lange, sehr lange dauern wird. Es wird vielleicht Unterbrüche geben, ab und zu einen Waffenstillstand, doch plötzlich wird weitergekämpft, mit neuer Intensität. Wir sind mitten in einem historischen Prozess, an dessen Ende der Zusammenbruch des russischen Staates stehen sollte, aber wie lange das dauert, wissen wir nicht.»
Wir waren mit dem Auto von Ungarn aus in die Ukraine gefahren. Unser Ziel war Kiew, wo ich Freunde habe, unterwegs wollten wir in Czernowitz am alljährlichen Literaturfestival haltmachen. Vor zehn Monaten war ich zum letzten Mal in der Ukraine gewesen, in der Zeit der Euphorie. Jetzt wollten wir spüren, wie sich die Gesellschaft verändert im Angesicht eines langen, zermürbenden Krieges.
In Uschgorod, im südwestlichen Zipfel des Landes, übernachteten wir in einem grossen, modernen Hotel, das für bessere Zeiten gebaut worden war. Ich staunte, dass wir knapp noch ein Zimmer bekamen, und am nächsten Morgen waren im Frühstückssaal nur wenige Tische frei. Später erfuhr ich, dass aus dem ganzen Land Männer in die Stadt kommen, um sich für wenige Tage mit ihren Frauen zu treffen, die nach Kriegsausbruch in die Berge der Westukraine oder ins Ausland geflüchtet sind.
Es sind oft unglückliche Begegnungen, berichten Psychiater und Paartherapeuten. Ehen zerbrechen, neue Beziehungen entstehen. Wann, wenn nicht jetzt, sagen sich die Menschen. Soldaten erzählen, dass sie von der Front nach Hause kommen und eine leere Wohnung vorfinden, ihre Frauen sind ausgezogen. Die Rollenbilder verändern sich. Die Männer sind die Helden der Gesellschaft und leben gleichzeitig in Todesangst. Die Frauen erfahren allein auf sich gestellt neue Freiheiten, und gleichzeitig versuchen sie, hinter der Front für alle da zu sein.
Wir fuhren weiter über die dicht bewaldeten Hügel der Karpaten, dann wurde das Land wieder flacher, reisiggedeckte Häuschen zwischen Brombeeren, Gemüsegärten, Getreidefeldern, dichten Hecken; Kühe überqueren die Landstrasse. Am Rand der Friedhöfe waren frische Gräber ausgehoben, geschmückt mit ukrainischen Fahnen, meist junge Männer, die an der Front gefallen sind. Wenn ein Sarg zum Grab getragen wird, steht das ganze Dorf Spalier, Blumen liegen auf der Strasse, erzählt der Filmregisseur Yaroslav Lodygin. Er habe gehört, dass sich in der Gegend junge Bauern in den Wäldern versteckten, um dem Militärdienst zu entkommen. «Drei Stunden nach der Rekrutierung bist du tot», laute ein Spruch, den sie sich untereinander erzählten.
«Jeder hat Angehörige und Bekannte, die an der Front gefallen sind», sagt der 63-jährige Schriftsteller Jurij Andruchowytsch. «Zum Beispiel die Kinder meiner Freunde. Nicht ein oder zwei, sondern sechs sind gestorben. Ich weiss noch, wie sie als Buben mit meinen Kindern spielten, wie sie Freunde wurden – jetzt gehe ich an ihre Beerdigungen. Ich umarme ihre Mütter, ihre Väter. Drücke sie an mich. Es gibt keine Worte. Keine Worte.» In der Fussgängerzone seiner Heimatstadt hingen Porträts aller Gefallenen, grosse Plakate. «Menschen, die nie mehr in ihre Stadt zurückkehren werden. Gleichzeitig geht das Leben weiter, die Cafés sind voll, aber diese Gesichter kannst du nicht vergessen.»
Später in Kiew besuchte ich eine 32-jährige Bekannte, deren jüngerer Bruder vor ein paar Monaten mobilisiert worden war. Sie postete sein Foto, ein junger Mann kauert im Kornfeld, frische Uniform der ukrainischen Armee, unsicheres Lächeln, ein grosses Kind, den Helm in der Hand. Nach wenigen Tagen an der Front kam die Todesnachricht. Die Beerdigung war vor wenigen Tagen.
Sie wohnt in einem Hochhaus, Mittelstandsquartier. Wir umarmten uns stumm. Oben in der Wohnung sprachen wir über ihre Arbeit, über ihre zwölfjährige Tochter, die sich um die Mittagszeit verabschiedete, der Schulbetrieb wird in Schichten geführt, weil die Schutzräume für alle Schulkinder zu klein sind. Über ihre Trauer sprachen wir nicht. Erst am Schluss sagte sie, dass sie es geschafft habe, das Auto zu kaufen. «Ich hatte meinem Bruder versprochen, ihn zu unterstützen, wenn er an der Front ist. Ein Auto wäre gut, sagte er. Ich habe einen gebrauchten Offroader gekauft, jemand hat ihn zu seinen Kameraden gefahren.» Sie sei stolz, seine Schwester zu sein, schrieb sie auf Facebook nach seinem Tod.
Darya, eine 25-jährige Filmtechnikerin, die ich in einem durchgestylten Coworking-Café in Kiew traf, geht jede Woche an Beerdigungen. «Ich sehe die Mütter der Gefallenen, für sie ist das Leben vorbei. Dann gehe ich nach Hause und versuche, die Trauer abzuschütteln. Mein Kopf übernimmt das Steuer. Ich sage mir, dass der Tod dazu gehört.» Die ukrainische Armee brauche Soldaten, sagt Darya, das sei offensichtlich, wenn man gegen Russland kämpfen will. Ihr Freund überlege sich, zur Armee zu gehen, er spüre Druck von Kollegen, von der Familie. Wer sich freiwillig melde, werde nicht einfach irgendwo zugeteilt. Einzig wer Beziehungen habe, könne versuchen, sich freizukaufen.
«Wenn wir über den Krieg reden, müssen wir auch über Korruption reden», sagt Valeryi Bordian, ein 35-jähriger Anwalt aus Czernovitz, mit dem ich an einer Dichterlesung ins Gespräch kam. «Dieses Land ist korrupt, und mit Parolen und guten Vorsätzen kannst du das nicht ändern, weil du siebzig Jahre Kommunismus nicht wegbringst, das dauert Generationen.» Er sei mit Gleichgesinnten daran, eine Bewegung aufzubauen, mit dem einzigen Ziel, die Korruption zu bekämpfen. Viele Juristen seien dabei. «Es geht darum, wofür wir kämpfen, was wir verteidigen. Wie das Land nach dem Krieg aussehen soll.»
Das Treffen der Dichterinnen und Dichter in Czernowitz findet in Erinnerung an den grossen jüdischen Lyriker Paul Celan (1920–1970) statt, der den Weltkrieg als Zwangsarbeiter der Nazis überlebt hatte, bevor er die Stadt verliess. Er hatte auf Deutsch geschrieben. Czernowitz im Südwesten des Landes ist ein Erbe der österreichisch-ungarischen Monarchie, wo die Oberschicht bis zum Zweiten Weltkrieg deutsch gesprochen hat, weil die Sprache sie mit der grossen Kultur verband. Die Bürgerinnen und Bürger hatten hier in der Provinz ihr eigenes Wien gebaut, weite Plätze, Parks, einen grossen Bahnhof. Heute ist Czernowitz eine charmant heruntergekommene Kulisse, die Menschen sprechen Ukrainisch, sitzen in Cafés, essen Strudel, die Ausgangssperre um Mitternacht erinnert daran, dass Krieg ist. «Wir leben in einem Film von David Lynch», sagt Evgenia, eine junge Einheimische. «Der Horror lauert unter der Oberfläche der heilen Welt.»
Evgenia (30) arbeitet im Verlag von Sviatoslav Pomerantsev (43), der das Festival leitet, ein sanfter Riese mit einem kindlichen Gesicht. Der Krieg, sagt er, sei gut für das Geschäft, die Leute läsen wieder Bücher. Der grosse Kriegsroman sei noch nicht geschrieben, dafür sei es zu früh, aber einige Schriftsteller und Schriftstellerinnen veröffentlichten Tagebücher. Und Gedichte. Sein erfolgreichster Autor ist Serhij Zhadan (49), der in der Philharmonie vor Hunderten von Menschen, vor allem junge Frauen, aus seinem neuen Gedichtband las. Zhadan ist ein Rockstar der Literatur, er singt auch in einer Band von gut gealterten Punkern, er ist nie kitschig, er findet Worte für die Stimmung im Land. Zhadan sammelt Geld für die Soldaten an der Front, unermüdlich, jeden Tag irgendwo ein Auftritt. «Dieser Krieg», sagt er, «ist ein Tag, der nie aufhört.» Letztes Jahr erhielt Zhadan den Friedenspreis der Frankfurter Buchmesse. Nach der Lesung in Czernowitz wird er umringt von jungen Frauen, die zwei Stunden lang Gedichten zugehört haben, wo gibt es das in der Welt? Ist das die Trauerarbeit der Frauen?
Irgendwas bekommst du sicher zurück,
wenn so viel weggenommen wird.
Etwas bekommst du, den plötzlichen Eindruck des Abschieds. Woher hättest du wissen können, wie der Vogel stürzt, wie das verzweifelte Herz inmitten der Zeit einfach stillsteht?
Schmerz.
Schmerz und Hoffnung geben dir das Gefühl für die Welt zurück. Machen die Essenz deines Seins lebendig, verleihen ihm Sinn.
Schmerz und Hoffnung, die du so nicht erwartet hast, wovon daheim am Abendbrottisch nie die Rede war.
Neben Zhadan wird auch der 38-jährige Schriftsteller Artem Tschech von den Frauen belagert, der vor zwei Jahren freiwillig zur Armee ging, er dient immer noch. Tschech ist eine Generation jünger als Zhadan, er hat eine junge Familie, er ist moderner, weniger romantisch und rock 'n' roll. Beide sind die Stimmen der abwesenden Männer. Zhadan war schon vor dem Krieg beliebt, jetzt ist er ein Star, füllt die grössten Säle. «Seine Gedichte sprechen zu uns», sagen zwei Studentinnen, «er ist ehrlich, er sagt, wie die Dinge sind, er beschönigt nicht.» Beide jungen Frauen haben im Ausland studiert und sind zurückgekommen, sie könnten im Westen Karriere machen, aber sie haben sich entschieden, dazubleiben.
Der Verleger Sviatoslav Pomerantsev hatte früher auch russische Bücher im Programm, er ist russisch aufgewachsen, jetzt spricht er nur noch ukrainisch. Er habe nichts gegen die russische Sprache, sagt er, «in den eigenen vier Wänden kann russisch reden, wer will. Aber nicht in der Öffentlichkeit.» Russisch soll in der Ukraine eine «exotische» Minderheitensprache werden.
In einer Art geistigen Landesverteidigung entledigt sich die Ukraine der russischen Kultur, das Land besinnt sich auf seine Sprache, seine Identität, wie die Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Es beginnt beim Gastwirt in den Karpaten, wo wir auf dem Weg nach Czernowitz Borschtsch gegessen hatten, in einer ländlichen Beiz zwischen ausgestopften Wildschweinen und Hirschgeweihen. «Wir sagen zum Dank nicht Spassiba, sondern Dyakuye», korrigierte uns der Wirt, «Spassiba sagen die fucking Russen.» Und es endet bei der Chefdramaturgin des angesehenen Podil Theaters in Kiew, die keine russischen Autoren mehr spielt. «Kein Tschechow und kein Puschkin, wenn unsere Schauspieler an der Front sterben», sagt Oksana Prybish, Mitte Dreissig. Aber was spielen? Das ukrainische Theater habe sich hundert Jahre lang an Moskau orientiert, russische Stücke, russischer Stil, russische Ausbildung. «Wir mussten uns neu erfinden», sagt sie. Die Vorstellungen sind ausverkauft. Zwei Monate nach der Invasion haben sie wieder eröffnet, mit einer Ehekomödie, «Töte, aber scheide nicht».
«Die Menschen wollen lachen», sagt Oksana, «sie wollen vergessen. Wie es im Krieg aussieht, wissen sie alle.» Ihre Eltern sind aus dem besetzten Kiewer Vorort Butscha geflüchtet, als die russischen Soldaten begannen, ihre Strasse systematisch zu durchsuchen. Sie zogen Schichten von Kleidern übereinander an, es war kalt Anfang März, sie verstauten ihre Katze im Korb, stellten das Mobiltelefon ab und flüchteten zu Fuss durch den Wald aus der abgeriegelten Stadt, immer in Angst, entdeckt zu werden. Manchmal krochen sie auf den Knien, in Panik, dass die Katze sie verraten würde. Zwei Tage und zwei Nächte ohne Kommunikation mit der Aussenwelt. Bis sie auf die ukrainische Seite gelangten.
Auch Wolodimir Selenski (45) hält seine tägliche Fernsehrede auf Ukrainisch, nachdem er während seiner ganzen Karriere als Fernsehstar russisch gesprochen hat. Er wirkte, als sei er eben von seinem Arbeitstisch aufgestanden, ein zugänglicher Präsident im khaki T-Shirt. Holländische Studenten aus Den Haag waren zugeschaltet. Erst lobte Selenski seine Truppen, dann sagte er in den holländischen Hörsaal, dass Russland daran sei, den Genozid zum Alltag der Weltpolitik zu machen, «zu einem Hintergrund, vor dem die Menschen friedlich irgendwo in ihren Bubbles weiterleben können. Russland will den Krieg einfrieren, die Menschen sollen nicht mehr einen schockierenden Tod auf dem Schlachtfeld sterben, sondern fast unmerklich in den besetzten Gebieten draufgehen.»
In meinem Hotelzimmer fiel mir zum ersten Mal auf, wie gezielt sich Selenski an den Westen wendet, wie er das Dilemma der verschonten westlichen Zuschauer und Zuschauerinnen in Worte fasst, dass wir ja Zaungäste eines schlimmen Kriegs sind. Wir fiebern mit der Ukraine mit, und gleichzeitig möchten wir kein Blut sehen. Ich wechselte auf einen anderen Kanal, der eine Direktübertragung der Invictus Games in Düsseldorf zeigte, die Olympischen Spiele der körperlich und seelisch beeinträchtigten Soldatinnen und Soldaten, es lief Gewichtheben von Beinamputierten zur Hauptsendezeit.
«Der Dritte Weltkrieg hat schon angefangen», sagt mein Freund Valentin (43) in einem Café. Vor dem Krieg war er ein vielgereister Filmproduzent, jetzt ist er in der Armee, er hat eine logistische Aufgabe an der Front. «Niemand bei euch im Westen hört das gern. Aber wir sind mitten in einem Kampf der Werte», sagt er. «Wie viele Kriege hat es gebraucht, bis sich die liberale Gesellschaft in Westeuropa durchgesetzt hat?»
Wir hatten uns in Podil getroffen, dem Kiewer Hipsterquartier. Junge Menschen sassen am Nachmittag draussen an den Tischen, im Hintergrund drehte langsam das Riesenrad, Wahrzeichen des Viertels. Ich ass ein koreanisches Sandwich, ein getoastetes Brötchen mit rohen Fischen. Fängt so der Dritte Weltkrieg an? Dass die jungen Männer an der Front wegrasiert werden, siebenhundert Kilometer von hier, während das Hinterland im Café sitzt? Im Lokal waren vor allem Frauen, aber ich sah auch junge Männer. Waren sie im Diensturlaub? Warteten sie auf das Aufgebot? «Solange wir nicht kämpfen müssen, konsumieren wir lieber, das war im Zweiten Weltkrieg nicht anders. Wie lange hatte England gebraucht, bis man sich dort ernsthaft für Hitler interessiert hat?», sagte Valentin und packte Take-away ein für seine Familie. «Mit drei Kindern wäre ich eigentlich befreit vom Militärdienst», sagte er lächelnd.
Es blieb friedlich in Kiew an diesem schönen Tag im September, der mit dem Cappuccino vor der Imbissbude angefangen hatte. Am Abend flanierte die Stadt auf den breiten Trottoirs, Liebespaare, Familien mit Kindern, Trottis flitzten herum, die Strassencafés waren voll. Was würde geschehen, wenn jetzt die Sirenen losgingen? «Die meisten Menschen würden weiterspazieren», sagt ein Einheimischer. «Wir können nicht immer in die Schutzräume rennen, wir wollen keine Sklaven des Alarms werden.»
Miklós Gimes ist Journalist und Dokumentarfilmer, er lebt in Zürich. Er hat unter anderem den ukrainisch-schweizerischen Film «The Wild Fields» von Regisseur Yaroslav Lodygin koproduziert. Der Film basiert auf dem preisgekrönten Roman «Die Erfindung des Jazz im Donbass» von Serhij Zhadan, der wie Lodygin im Text erwähnt wird. Das Gedicht von Serhij Zhadan aus dem Juli 2022 hat Sabine Stöhr übersetzt.