In Handschellen steht ein kleiner Bub in einem Gerichtssaal. Er schaut unschuldig drein. Doch in Wahrheit soll es sich bei dem Jungen, um einen genialen Meister-Hacker handeln. Der Elfjährige soll sich angeblich via Computer Zugang zu einem Schweizer Bankensystem verschafft haben.
Bei der Aktion habe er offenbar 75 Milliarden US-Dollar gestohlen und auf das Konto seines Vaters überwiesen. So lautet zumindest die Geschichte, die im Internet kursiert. Der Bub wird für seine Tat gefeiert. «Der Sohn, den wir uns alle wünschen. Warum können sie nicht alle so sein?», lautet ein Kommentar auf Twitter dazu. «Kann ich ihn adoptieren?», fragt ein Mann auf Facebook. «Jetzt will ich plötzlich auch Kinder haben», so ein anderer. Eine Frau nennt ihn ausserdem «ein Genie».
In Wahrheit steckt allerdings eine andere Geschichte hinter den Bildern. Laut der Nachrichtenagentur Reuters stammen die Fotos aus dem Jahr 2009. Sie zeigen auch keinen Elfjährigen, sondern den 14-jährigen Zachary Neagle, der im US-Bundesstaat Idaho vor Gericht stand. Er wurde beschuldigt, seinen Vater umgebracht zu haben. Das zeigt auch die Bilddatenbank der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press, wo eines der Fotos zum Kauf gelistet ist.
Bub kam nach fünf Jahren wieder frei
Zachary Neagle sagte damals beim Prozess, er habe seinen Vater erschossen, um seine Geschwister zu beschützen. Denn dieser habe sie jahrelang sexuell missbraucht. Das Gericht verurteilte ihn unter Berücksichtigung der besonderen Umstände zu sieben Jahren Haft. Nach fünf Jahren kam er 2014 auf Bewährung frei.
Neagle nahm an zwei Strafvollzugsprogrammen teil, machte seinen Highschool-Abschluss und belegte College-Kurse. Er jobbte in der Gastronomie. In den US-Medien äusserte er sich als Erwachsener zu der Tötung seines Vaters. Er sagte, dass er mittlerweile anders handeln würde, aber zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr weiter gewusst hätte.
Was den Mega-Bankraub angeht, ist bislang kein Fall bekannt, bei dem ein Hacker Millarden stehlen konnte. (tva)