Eine Russland-Meldung jagte diese Woche die nächste. Immer wieder spielte Wladimir Putin (71) eine wichtige Rolle. Die Schlagzeilen im Überblick und was der russische Präsident damit bezwecken könnte:
Kreml baut Atom-Weltraumwaffen
Atomwaffen auf der Erde zu haben, ist Putin offenbar nicht genug. Russland will im Weltraum nuklear aufrüsten. Laut Informationen der US-Geheimdienste tüfteln die Russen an Waffen, die sich gegen Satelliten richten. Es ist allerdings unklar, ob die Rede von einem nuklear angetriebenen Anti-Satelliten-System oder tatsächlichen Atomwaffen ist.
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Die Informationen stammen zwar von den US-Geheimdiensten, die Veröffentlichung dürfte aber Putin in die Karten spielen. Mit der Meldung über angebliche Weltraumwaffen signalisiert er an den Rest der Welt Dominanz und das Streben auf eine Vormachtstellung. Im Wettlauf um die Mondlandung unterlagen die Russen damals den Amerikanern. Jetzt könnte Putin versuchen, den USA die Macht im Weltraum streitig zu machen.
Nette Worte über den US-Präsidenten
Immer wieder wettert US-Präsident Joe Biden (81) gegen Putin. Trotzdem möchte der Kreml-Chef, dass nicht etwa Donald Trump (77) ins Weisse Haus zurückkehrt, sondern wünscht Biden eine weitere Amtszeit als Präsident. «Biden ist erfahrener. Er ist vorhersehbar, er ist ein Politiker der alten Schule», sagte Putin am Mittwoch in Moskau.
Was nett klingt, dürfte aber nicht so gemeint sein. Denn: Mit diesen Worten könnten unentschlossene Wähler in den USA abgeschreckt sein. Wenn Putin Biden vorzieht, sollte er nicht noch mal Präsident sein dürfen. So könnte der Gedanke sein. Am 5. November finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Bereits jetzt hat Trump wichtige Vorwahlen für sich entscheiden können.
Der Tod von Nawalny
Die Nachricht schockierte weltweit: Alexei Nawalny (†47) ist tot. Der prominente Kreml-Kritiker, der als wichtigster innenpolitischer Widersacher Putins galt, war nach Angaben der Gefängnisbehörden am Freitag in einer Strafkolonie in der russischen Polarregion gestorben. Die Gründe für seinen Tod würden untersucht, hiess es.
Offenbar war die Angst vor dem Einfluss von Nawalny zu gross von Putin. Darum wurde er eliminiert. Denn: Putin hatte im Dezember seine Kandidatur für eine fünfte Amtszeit als Präsident angekündigt. Nawalny hatte Anfang Februar seine Landsleute zum Protest gegen Kreml-Chef Wladimir Putin bei der Präsidentschaftswahl im März aufgerufen. Seine Unterstützer sollten sich am Wahltag gleichzeitig zu den Urnen begeben und dort Schlangen bilden, um damit ihren Protest gegen Putin zum Ausdruck zu bringen.
Die Eroberung von Awdijiwka
Putins Truppen haben diese Woche die Stadt Awdijiwka im Osten der Ukraine nach monatelangen erbitterten Kämpfen erobern können. Es war eine der heftigsten Schlachten in dem fast zwei Jahre andauernden Ukraine-Krieg. Die Stadt, die vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine rund 33'000 Einwohner zählte, liegt in der ostukrainischen Region Donezk, eine von insgesamt vier Regionen, die der Kreml 2022 für annektiert erklärt hatte.
Awdijiwka hat auch deshalb grosse symbolische Bedeutung, weil von Moskau aus geführte pro-russische Separatisten die Stadt bereits im Juli 2014 eingenommen hatten – ukrainische Einheiten sie aber kurz darauf wieder unter ihre Kontrolle brachten. Ein wichtiger Erfolg für Russlands Präsident Putin, der gerade vor den Wahlen im März, positive Meldungen aus der Ukraine braucht. Aus einem erwarteten Blitzsieg ist inzwischen ein blutiger Stellungskrieg geworden, der Tausenden Russen das Leben kostet.
Hinzukommt: Die Wirtschaft in Russland schwächelt, die Bevölkerung schrumpft, und nach zwei Jahren sind immer mehr Menschen kriegsmüde, vor allem angesichts der vielen Gefallenen.
Westen in der Bedrängnis
Auf der 60. Münchner Sicherheitskonferenz ging es am Wochenende primär um den Krieg in der Ukraine. Und besonders eines: Die Ukraine braucht Hilfe. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (46) appellierte einmal mehr an die westlichen Verbündeten, seinem Land mehr Munition und Waffen mit grösserer Reichweite zu liefern. Die Eroberung von Awdijiwka durch die Russen sei das beste Beispiel. Aktuell sieht es schlecht aus für weitere Lieferungen.
Die USA sind seit Kriegsbeginn der grösste Geldgeber der Ukraine. In Washington wird ein weiteres Hilfspaket in Höhe von 60 Milliarden Dollar (rund 55,7 Milliarden Euro) auf Geheiss des früheren US-Präsidenten Donald Trump, der im November erneut zur Wahl antreten will, allerdings seit Monaten von den oppositionellen Republikanern blockiert.
Putin sieht 2024 als Chance, den Verlauf des Krieges zu seinen Gunsten zu wenden, sagt Tatiana Stanowaja, Gründerin des Beratungsunternehmens R. Politik. «Er rechnet mit einer vorübergehenden Lücke in der westlichen militärischen Unterstützung, da die Munitionsproduktion erst Anfang 2025 wieder hochgefahren werden soll», schreibt sie auf ihrem Telegram-Kanal. Ausserdem könnte die US-Unterstützung schon im Vorfeld der Wahl bröckeln.