«Die Menschen haben Angst»
Putin mobilisiert Männer in annektierten Regionen

Wladimir Putin unterschrieb ein Dekret, dass es erlaubt, Männer aus den annektierten Regionen zwischen 18 und 60 Jahren ohne Pass als freiwillige Kämpfer einzuberufen. Doch in Wirklichkeit werden sie gezwungen.
Publiziert: 01.04.2023 um 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2023 um 21:53 Uhr
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Laut einem neuen Erlass von Wladimir Putin können in den annektierten Oblasten Männer zwischen 18 und 60 ohne Pass «freiwillig» kämpfen.
Foto: Getty Images
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Jenny WagnerRedaktorin News

Ukrainer gegen Ukrainer – dieses Szenario könnte bald schon Realität sein. Denn Russland hat offenbar begonnen, nicht nur Russen, sondern auch Ukrainer in den annektierten Regionen zu mobilisieren.

Der russische Präsident Wladimir Putin (70) hat ein Dekret unterschrieben, dass es den Streitkräften dort erlaubt, Männer ohne Papiere zwischen 18 und 60 Jahren in den militärischen Dienst einzuberufen – als «Freiwillige».

Die männlichen Bürger der vier ukrainischen Oblasten Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk zittern. «Die Einheimischen haben Angst, denn sie wissen, dass es das Wort ‹freiwillig› dort nicht gibt», sagt der ukrainische Menschenrechtsaktivist Pawlo Lisijanskij zur russischen Zeitung «Nastojaschee Wremja».

«Sanfte Mobilisierung» ist nun möglich

Auch der Berater des Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andruschenko (47), ist besorgt. «Die Russen haben eine Formel für eine sanfte Mobilisierung von Männern gefunden», schreibt er auf Telegram. Putin kann mit dem neuen Erlass Ukrainer gegen ihre Landsmänner kämpfen lassen.

Männern über 17 Jahren ist es verboten, die von Russen kontrollierten Regionen zu verlassen. Ausserdem seien Institutionen wie Universitäten, Berufsschulen und Fachschulen verpflichtet, Listen mit wehrdienstfähigen Männern zu verfassen und den Behörden zu übermitteln.

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Ukrainer werden gezwungen, Dokumente zu unterschreiben

Laut Lisijanskij werden Männer, egal welcher Nationalität sie angehören, unter Druck dazu gebracht, Papiere zu unterschreiben und sich dem Militär anzuschliessen. Die freiwilligen Kämpfer profitieren von keinen finanziellen Leistungen oder Garantien.

Ihre Funktion: Sie sollen als Kanonenfutter dienen. «Es handelt sich um zwangsmobilisierte Männer, die zu den Minenfeldern geschickt werden und Stellungen stürmen, damit so wenig russische Besatzungstruppen wie möglich sterben», stellt Lisijanskij klar. «Laufen Sie weg», fordert Andruschenko wehrfähige Männer in Mariupol auf. Denn: «Der einzige Weg aus der Stadt wird an die Front führen.»

Keine Ordnung auf annektiertem Boden

Das Problem: In den vier annektierten Regionen herrscht pures Chaos. «Viele Dinge funktionieren dort nicht nach den Gesetzen des diktatorischen Regimes des Kremls», erklärt Lisijanskij. Obwohl die russische Propaganda gerne ein anderes Bild zeichnet. Erst kürzlich besuchte Putin Mariupol in der Oblast Donezk und inszenierte sich mit dankbaren Einwohnern. Doch die Realität sieht anders aus.

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In Cherson und Saporischschja kommt es ständig zu Kämpfen. Den Einheiten gelingt es nicht, ukrainische Angriffe abzuwehren – sie sind massiv unterbesetzt. Viele Soldaten werden an den heissen Punkten der Front benötigt – das macht die Regionen angreifbar.

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