«Die können ja heimrudern»
Russische Yacht sitzt in Norwegen fest – niemand will Sprit liefern

Die Luxusyacht Ragnar liegt im Hafen der norwegischen Stadt Narvik. Dort kommt sie so einfach auch nicht mehr weg: Weil das Schiff in russischem Besitz ist, weigern sich die Norweger, Treibstoff zu liefern – obwohl der Eigentümer auf keiner Sanktionsliste steht.
Publiziert: 23.03.2022 um 16:56 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2022 um 17:07 Uhr
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Die Luxus-Yacht Ragnar sitzt im Hafen der norwegischen Stadt Narvik fest.
Foto: AFP

Seit Wochen liegt die Ragnar im Hafen von Narvik. Eigentlich sollte die Luxusyacht schon lange wieder weg sein. Doch für die Weiterreise fehlt der Sprit. Die norwegischen Lieferanten weigern sich, das Schiff zu betanken. «Die können ja heimrudern», sagt Sven Holmlund, ein lokaler Treibstoffhändler, laut dem Sender NRK.

Der Hintergrund: Die Yacht gehört dem russischen Oligarchen Wladimir Strschalkowski (67). Der Geschäftsmann und frühere Politiker gilt als Vertrauter von Präsident Wladimir Putin (69), beide waren beim sowjetischen Geheimdienst KGB.

Obwohl Strschalkowski auf keiner Sanktionsliste steht, will sich niemand an der Ragnar die Finger verbrennen. Der britische Kapitän Rob Lankester beschwert sich deswegen: «Wir werden diskriminiert.» Während russische Fischerboote in Narvik weiterhin tanken könnten, bekommt die Ragnar keinen Sprit. «Dabei haben wir mit dem Eigentümer des Schiffs nichts zu tun.»

Charterreisen ins Eismeer

Bei der Ragnar handelt es sich um ein früheres Versorgungsschiff, das zur luxuriösen Yacht umgebaut wurde. Sie ist als kommerzielle Charter-Yacht im Einsatz – unter anderem für touristische Reisen im nördlichen Eismeer. Von Narvik aus hätte sie nach Spitzbergen und Grönland weiterfahren sollen.

Das Schiff segelt unter der Flagge von Malta, die Besatzung ist international. Die 16-köpfige Crew ist allerdings in den letzten Wochen geschrumpft. «Seit wir hier sind, haben wir bereits fünf Mitarbeiter verloren», so der Kapitän weiter.

Für zusätzliches Misstrauen gegenüber der Ragnar-Crew hatte der Umstand gesorgt, dass derzeit in der Region Narvik eine internationale Militärübung unter der Bezeichnung Cold Response 2022 stattfindet. Bei einer Sicherheitskontrolle auf der Yacht stellte die Polizei jedoch keine Auffälligkeiten fest.

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«Wir wollen nur noch heim nach Malta»

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der internationalen Sanktionen gegen Russland wurden in Europa in den vergangenen Wochen mehrere Oligarchen-Yachten beschlagnahmt. Auch in Norwegen wurden Stimmen laut, die eine Beschlagnahmung der Ragnar forderten. Gemäss einem Abkommen wäre dafür die Zustimmung der EU nötig gewesen.

Dazu dürfte es nicht kommen. Inzwischen zeichnet sich eine Lösung für die Ragnar ab. Laut NRK soll das Schiff die Erlaubnis erhalten haben, Narvik zu verlassen. Ein Tanklastwagen aus der rund 500 Kilometer weiter nördlich gelegenen Stadt Alta soll zudem mit einer Lieferung von 200'000 Liter Diesel aushelfen.

Die Ferienreise ins Eismeer ist allerdings kein Thema mehr. Kapitän Lankester: «Wir wollen nur noch zurück in den Heimathafen in Malta.» (sst)

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