So sieht Mariupol nach einem Monat Krieg aus
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Leere Strassen und Ruinen:So sieht Mariupol nach einem Monat Krieg aus

Die Bilanz des Grauens
Putins Armee wütet seit einem Monat in der Ukraine

Als am 24. Februar russische Truppen in die Ukraine einmarschierten, erwartete Putin einen schnellen Krieg. Jetzt dauert die Aggression schon einen Monat. Blick zieht traurige Bilanz.
Publiziert: 24.03.2022 um 20:32 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2022 um 21:50 Uhr
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Kreml-Chef Wladimir Putin führt seit einem Monat Krieg gegen die Ukraine.
Foto: AFP
Guido Felder

Vor einem Monat stockte der Welt der Atem. Der russische Machthaber Wladimir Putin (69) drang mit seinen Truppen in die Ukraine ein und richtete ein Blutbad an. Noch ist lange kein Ende des Krieges in Sicht. Blick beleuchtet die vergangenen vier Wochen in sieben Punkten.

Die Opfer

Die Verluste sind bei den Russen zahlenmässig höher. Laut Nato sollen die Ukrainer schon rund 40'000 der insgesamt 150'000 russischen Soldaten ausser Gefecht gesetzt – also getötet oder verletzt – haben. Je nach Quelle wird von 7000 bis 15’000 toten Russen gesprochen. Die Leichenhäuser und Spitäler in Belarus, wohin die toten und verletzten Russen gebracht werden, sind überfüllt.

Aufseiten der Ukraine dürfte die Anzahl Toter bei den Soldaten bei rund 2000 und bei den Zivilisten bei 3000 liegen.

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Die Zerstörung

Weil sie nicht weiterkommen, schiessen die russischen Truppen wahllos auch auf Wohnhäuser. Mehrere Städte sind beschädigt, auch die Hauptstadt Kiew. In Mariupol im Süden sind über 80 Prozent der Infrastruktur beschädigt oder zerstört.

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Erste Berechnungen gingen vor einer Woche von Infrastrukturschäden in der Höhe von 119 Milliarden Dollar aus. In der Wirtschaft schätzt man die Schäden auf 565 Milliarden Dollar.

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Das Flüchtlingsdrama

Rund zehn Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben ihre Häuser verlassen – ein Viertel der Bevölkerung. Gegen vier Millionen von ihnen sind ins Ausland geflüchtet, die meisten nach Polen. In der Schweiz sind bisher 12’000 angekommen. Der Bundesrat erwartet bis Sommer insgesamt bis zu 60’000, andere Schätzungen gehen von 300’000 aus.

Zum Vergleich: 2015 kamen 40’000 Flüchtlinge in die Schweiz, während des Kosovokriegs 90’000. ETH-Sicherheitsexperte Benno Zogg (32): «Der Unterschied zu früher besteht darin, dass sich jetzt viel mehr Menschen innert kurzer Zeit auf die Flucht begeben.»

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Das Leid

Viele Menschen, die in ihrer Heimat ausharren, müssen sich ohne Strom und Wasser durchschlagen. Kranke haben keinen Zugriff auf lebensnotwendige Medikamente, in den Bunkern fehlt es an Lebensmitteln. Die Situation ist dramatisch.

Olena Selenska (44), die Frau von Präsident Wolodimir Selenski (44), beschrieb das Leid auf Instagram: «Das Schlimmste ist, über Kinderopfer zu lesen. Die achtjährige Alisa, die in der Strasse von Ochtyrka starb, deren Grossvater sie mit seinem Körper zu schützen versuchte. Oder Polina aus Kiew, die zusammen mit ihren Eltern beim Beschuss starb.»

Der Kriegstreiber

Es ist nicht ein Krieg der russischen Bevölkerung, sondern eine Aggression des russischen Machthabers Wladimir Putin (69). Solange er an der Macht ist, wird es wohl keinen Waffenstillstand geben.

Allerdings mehren sich die Berichte, dass das Risiko eines Putsches im Kreml steigt. Nach dem missratenen Einmarsch seien in den Geheimdiensten Chaos und Unzufriedenheit ausgebrochen. Die Sanktionen nehmen zudem weiter zu, was das enge Umfeld Putins trifft und zermürbt.

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Die Folgen

Der ETH-Experte Benno Zogg warnt vor einer weltweiten Lebensmittelkrise, weil das Getreide aus der Ukraine fehlen und das Getreide aus Russland von Finanzsanktionen betroffen sein könnten. In der Schweiz wird laut Economiesuisse jeder zweite Betrieb Auswirkungen spüren. Der Dachverband der Schweizer Wirtschaft rechnet auch mit Lieferengpässen und hohen Preisen bei Energie, Rohstoffen und verarbeiteten Produkten, solange keine Konfliktlösung in Sicht sei. Zogg zu Blick: «Eine andere Auswirkung wird eine fundamentale Erschütterung des Systems sein, welches das Verständnis von Sicherheit in Europa betrifft.»

Eine positive Folge gibt es aber auch: Die USA und Europa sind wieder enger zusammengerückt und treten geschlossen gegen den Aggressor auf.

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Die Sackgasse

Mehrere Verhandlungen haben ins Nichts geführt. Putin hat zwar schon gesagt, dass er «gewisse positive Veränderungen» sehe. Sein angestrebter Kompromiss kann die Ukraine aber kaum erfüllen: Er will mindestens den besetzten Osten und Süden sowie die Halbinsel Krim behalten.

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Selbst wenn es zu einem baldigen Waffenstillstand käme, würde noch lange keine Entspannung herrschen: Die Wiederherstellung des Vertrauens zu Russland wird jahrelang dauern. Zudem sind Streitereien wegen der Finanzierung des Wiederaufbaus der Ukraine vorprogrammiert.

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