Anatoli Tschubais (66) ist nicht mehr Sonderbeauftragter des Kremls. Das berichtet die Nachrichtenagentur «Bloomberg» unter Berufung auf eine anonyme Quelle. Demnach heisst es, dass Tschubais bereits aus Russland geflohen sei und anscheinend nicht die Absicht habe, zurückzukehren. Eine russische Tageszeitung behauptet, gestützt auf Überwachungsvideos, er sei derzeit in Istanbul.
Er wäre das bisher prominenteste Mitglied, das im Zuge des russischen Einmarsches in der Ukraine zurückgetreten ist.
Über Jahrzehnte dicke Freunde
Der Kreml äusserte sich bisher nicht dazu. Tschubais gilt als Architekt der Privatisierungen in Russland in den 1990er-Jahren und als Mann, der dem heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) Mitte der 1990er-Jahre seinen ersten Job im Kreml gab. Putin bedankte sich, indem er Tschubais Spitzenpositionen in grossen Staatsunternehmen gab, bis ihn der russische Präsident im vergangenen Jahr zum Beauftragten für nachhaltige Entwicklung ernannte.
Allerdings gibt es auch Stimmen, die nicht glauben, dass der Rücktritt eine Protestaktion war. «Newsweek» zitiert eine Sprecherin von Kremlkritiker Alexej Nawalny (45), wonach Tschubais Russland «nur aus Angst um seine eigene Haut und sein eigenes Geld verlassen hat». (vof)