Deutschland liefert nach monatelangem Zögern Marder-Schützenpanzer und Patriot-Flugabwehrraketen in die Ukraine. Nachdem auch Frankreich und die USA angekündigt haben, das Land mit leichten Kampfpanzern zu versorgen, werden nach Angaben von «Spiegel» auch 40 deutsche Marder-Panzer dabei sein.
Deutschland gehört – nach den USA – zu den grössten militärischen und humanitären Unterstützern der Ukraine. Umso mehr hat die Zögerlichkeit bei der Marder-Thematik erstaunt. Die Bundesregierung unter Olaf Scholz (64) hat sich lange geziert – obwohl die Bundeswehr über 100 Stück besitzt. Zu kompliziert die Logistik, zu mühsam die Ausbildung ukrainischer Soldaten, zu heftig könnte die russische Reaktion ausfallen.
Spaltpilz Marder – warum wurde so lange gezögert?
Zudem hat Deutschland, so unter anderem die Militärzeitschrift «Soldat und Technik», das Ausbleiben einer Lieferung auch mit der eigenen Sicherheit begründet. Denn im Endeffekt hätte eine Marder-Lieferung bedeutet, dass die Bundeswehr für die nächsten Jahre einen grossen Teil der heeresspezifischen Zusagen an die Nato hätte absagen müssen. Plakativ gesagt: Wenn man nicht in der Lage ist, der Nato 14 Schützenpanzer anzubieten, wie soll man dann der Ukraine 100 Schützenpanzer abgeben?
An diesem Narrativ hielt man lange fest, trotz der vollen Marder-Lager. Umso überraschender also die Kehrtwende. Zwar wurde laut Berlin keiner der drei Partner zu einer Entscheidung gedrängt, doch das Argument, es werde keinen deutschen Panzer-Alleingang geben, fiel für Scholz mit der Ankündigung Frankreichs und der USA weg. Und ohne diesen aussenpolitischen Druck wäre diese Entscheidung nicht gefallen. Auch innenpolitisch stieg – vor allem vonseiten der FDP – der Druck.
So wichtig und richtig die Panzerlieferungen auch sind, einen bitteren Beigeschmack haben sie trotzdem, wie «Focus» schreibt. Wie viele ukrainische Soldaten könnten noch leben, wie weit hätte die Ukraine den russischen Feind zurückdrängen können, hätten die West-Alliierten diese Entscheidung schon früher getroffen?
Die von Frankreich, Deutschland und den USA zugesagten Lieferungen markieren in dieser Hinsicht einen Strategiewechsel: Bei dem US-Gefährt Bradley und dem deutschen Marder handelt es sich zwar nicht um Kampfpanzer – sie gelten aber als schlagkräftig genug, um es mit russischen Panzern aufzunehmen.
Die Hoffnung – international, wie auch in der Ukraine – auf weitere wichtige Panzerlieferungen ist nun umso höher. «Nach dem Marder kommt der Leopard», schreibt Marie-Agnes Strack-Zimmermann (64, FDP), deutsche Verteidigungspolitikerin, mit Blick auf die gleichnamigen deutschen Kampfpanzer. Allerdings ist eine solche Lieferung zu diesem Zeitpunkt noch nicht angedacht.