Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (59) malt schwarz. «Am Ende dieses Jahrzehnts könnten Gefahren auf uns zukommen.» Das sagt er in einem Interview mit der deutschen Bild-Zeitung.
Der SPD-Minister warnt vor Kriegsgefahr aus Russland für den Westen. «Putin steigert Russlands Rüstungsproduktionen derzeit ganz erheblich. Laut Duma-Beschluss eine Steigerung von mehr als 60 Prozent.» In der Nato und auch in Deutschland herrsche massiver Nachholbedarf.
Man müsse Wladimir Putins (71) «Drohungen gegen die baltischen Staaten, Georgien und Moldawien sehr ernst nehmen». Das sei nicht nur Säbelrasseln des russischen Staatspräsidenten. Pistorius: «Wir haben jetzt ungefähr fünf bis acht Jahre, in denen wir aufholen müssen – sowohl bei den Streitkräften als auch in der Industrie und in der Gesellschaft.»
Putin dementiert
In den vergangenen Jahren warnten Politiker und Experten immer wieder davor, dass Putin nach der Ukraine auch Europa angreifen wolle. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko (52) sagte schon vor Ausbruch des Ukraine-Krieges, dass Putin das alte Sowjetreich wiederherstellen wolle, das auch die ehemalige DDR mit einschliesse.
Putin dementiert solche Pläne. In einem Interview mit dem Kreml-Journalisten Pawel Sarubin von Sonntag sagt er, dass Russland weder Grund noch Interesse daran habe, mit den Nato-Ländern in den Krieg zu ziehen – weder geopolitisch noch wirtschaftlich, politisch oder militärisch. Putin: «Das ist absoluter Quatsch. Wir haben keine territorialen Beanstandungen und wollen die Beziehung zu ihnen nicht beeinträchtigen. Wir sind an einer Entwicklung der Beziehung interessiert.»
Gefahr ernst nehmen
Pistorius aber betont, dass viele noch nicht begriffen hätten, wie gross die Gefahr aus dem Osten sei. «Zuweilen habe ich den Eindruck, es ist noch nicht überall verinnerlicht worden, dass wir mehr tun müssen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten», sagt Pistorius in der «Bild».
Es sei klar, dass Deutschland bereit sein müsse. «Angesichts der schweren Krise brauchen wir Streitkräfte, die dieses Land verteidigen können – und zwar im Kriegsfall.» (gf/man)