Deutscher Geheimdienst hält Covid für chinesische Labor-Züchtung und befürchtet
In Wuhan werkeln sie noch immer an Killer-Viren

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie offenbaren geheime Dokumente des Bundesnachrichtendienstes (BND) überraschende Erkenntnisse über den Ursprung des Coronavirus. Warum wurden diese Informationen so lange geheim gehalten?
Publiziert: 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 17:19 Uhr
Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat auf Weisung des Kanzleramtes seit 2020 vermeintliche Beweise geheim gehalten, wonach das Coronavirus aus einem chinesischen Labor stammt.
Foto: keystone-sda.ch
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Die Corona-Pandemie erhält ein neues Kapitel – und das könnte explosiver kaum sein: Geheim gehaltene Dokumente des Bundesnachrichtendienstes (BND), die durch Recherchen der «Süddeutschen Zeitung» und «Die Zeit» ans Licht gekommen sind, werfen fünf Jahre nach Beginn der Pandemie ein völlig neues Licht auf die Herkunft des Virus. 

Worum geht es in den aktuellen Enthüllungen?

Geheime Dokumente des BND weisen darauf hin, dass chinesische Wissenschaftler bereits frühzeitig über auffällig umfassendes Wissen zum Virus verfügten. Interne Studien, Dissertationen und unveröffentlichte Daten legen nahe, dass SARS-CoV-2 kein natürliches, sondern ein möglicherweise künstlich erzeugtes Virus sein könnte. Kurz: Der deutsche Geheimdienst hält es für nahezu sicher, dass das Coronavirus aus einem Labor in Wuhan stammt.

Wie glaubwürdig sind die Erkenntnisse des BND?

Der BND nutzt den sogenannten «Probability-Index», ein Bewertungssystem, das die Glaubwürdigkeit von Informationen einschätzt. Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom erklärt gegenüber Blick hierzu: «Jeder nachrichtendienstliche Baustein beim BND unterliegt einem strikten Bewertungsschema. Dass hier eine Wahrscheinlichkeit von 80 bis 95 Prozent angegeben wird, ist ausgesprochen hoch.» Auch die CIA hat kürzlich erstmals vorsichtig dieselbe These unterstützt, wenn auch mit geringerer Überzeugung.

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Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie offenbaren geheime Dokumente des Bundesnachrichtendienstes (BND) überraschende Erkenntnisse: Das Virus könnte aus einem Labor in Wuhan stammen.
Foto: imago/Future Image

Warum wurden die Erkenntnisse jahrelang geheim gehalten?

Offenbar wollten die deutsche Bundesregierung unter Angela Merkel und später Olaf Scholz eine politische Eskalation mit China vermeiden. Schmidt-Eenboom erläutert: «Die Bundesregierung wollte das Verhältnis zur Volksrepublik China nicht belasten, insbesondere aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit.» Hinzu kommt, dass der BND auch seine Quellen schützen wollte, um die Zugangswege zu sensiblen Informationen nicht offenzulegen.

Weshalb findet plötzlich ein Austausch mit den USA statt?

«Momentan läuft in Deutschland eine Phase der Aufarbeitung der Corona-Pandemie, möglicherweise auch durch einen Untersuchungsausschuss im Bundestag», erklärt Schmidt-Eenboom. Der BND wolle hier proaktiv agieren und seine Erkenntnisse frühzeitig teilen, auch um die eigene nachrichtendienstliche Leistung hervorzuheben.

Welche Thesen gibt es zum Ursprung des Virus?

Aktuell stehen vor allem zwei Thesen im Raum: die Zoonose-Theorie, nach der das Virus auf natürlichem Weg von Wildtieren auf den Menschen übertragen wurde, und die Labor-Theorie, laut der SARS-CoV-2 aus einem Labor entwichen sein könnte. Neueste Erkenntnisse des BND und der CIA unterstützen inzwischen vorsichtig die Labor-Theorie, während China weiterhin vehement die natürliche Übertragung betont. Schmidt-Eenboom: «Die chinesische Regierung hält konsequent an ihrer Darstellung fest. Letztlich steht Aussage gegen Aussage.»

Wie steht es aktuell um die Folgen der Corona-Pandemie?

Eine aktuelle Studie im Fachmagazin «Plos Medicine» verdeutlicht die immensen Folgen der Pandemie. Allein zwischen 2020 und 2022 gingen in 18 europäischen Ländern insgesamt 16,8 Millionen Lebensjahre durch Covid-19 und seine indirekten Folgen verloren – beispielsweise durch versäumte medizinische Behandlungen und überlastete Gesundheitssysteme. In der Schweiz betrug der Verlust etwa 26,4 Lebensjahre pro 1000 Einwohner.

Diese dramatischen Zahlen zeigen, wie wichtig eine genaue Klärung der Virusherkunft wäre, um zukünftige Gesundheitskrisen zu verhindern oder zumindest effektiver darauf reagieren zu können.

Sollen Geheimdienste alle Informationen öffentlich machen?

Mehr Transparenz könnte Staaten stärker unter Druck setzen, verantwortungsvoll mit risikoreicher Forschung umzugehen. Schmidt-Eenboom betont: «Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf, die volle Wahrheit zu erfahren, besonders wenn es um globale Risiken geht.»

Besteht aktuell Gefahr durch ähnliche Forschungsprojekte?

Der BND hat Hinweise, dass in Wuhan weiterhin riskante Forschungen mit noch gefährlicheren Viren, etwa dem Mers-Coronavirus, betrieben werden. Schmidt-Eenboom bestätigt die Gefahr: «Solange es Staaten gibt, die nicht kooperieren und ihre Sicherheitsstandards nicht ausreichend überwachen lassen, bleibt das Risiko weiterer Pandemien bestehen.»


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