Fast 150'000 Franken Jahresgehalt, in einem noblen Skiort leben und bei der Stadt angestellt sein: Mit einem auf den ersten Blick lukrativen Jobangebot will die Stadt Steamboat Springs im US-Bundesstaat Colorado einen neuen Personalchef in den Ort locken. Doch bislang scheiterte die Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Nicht etwa an den hohen Ansprüchen der Stadt, sondern an den Bewerbern.
Erst kürzlich sagten zwei aussichtsreiche Kandidaten ab, weil sie trotz der Aussicht auf ein sechsstelliges Gehalt keinen bezahlbaren Wohnraum finden konnten.
So teuer ist ein Haus in Steamboat Springs
Während und nach der Pandemie sind die Mieten in dem rund drei Autostunden von Denver entfernten Ort massiv teurer geworden. Und zwar in einem bizarren Ausmass: Seit 2020 sind die Preise für Einfamilienhäuser um rund 80 Prozent auf 1,8 Millionen US-Dollar, umgerechnet fast 1,6 Millionen Franken, gestiegen. Wer weniger als 200'000 Dollar (177'000 Franken) jährlich verdient, kann sich in der kleinen Stadt kein Eigenheim mehr leisten.
Die Preisexplosion ist vor allem auf den Homeoffice-Boom und Investoren, die Wohnungen aufkaufen und sie über Plattformen wie Airbnb teuer an Touristen vermieten, zurückzuführen.
Nicht nur die Stadtverwaltung findet keine neuen Leute. Auch das örtliche Spital kann einige Stellen nicht besetzen, weil selbst Ärzte, die bereit sind, mehr als eine Million Dollar für ein Haus zu zahlen, überboten werden.
Ein nahe gelegenes Skigebiet bringt seine Angestellten mittlerweile in einem gepachteten Hotel unter, berichtet NBC. Sie können sich die Miete in Steamboat Springs schlicht nicht leisten.
«Früher waren Häuser für Angestellte und Hotels für Gäste. Jetzt sind Häuser für Gäste und Hotels für die Unterbringung von Angestellten», sagt Loryn Duke, Kommunikationschefin des Skigebiets.
Spital baut Wohnungen für Mitarbeiter
Jetzt zoffen sich die Bewohner von Steamboat Springs untereinander. Im Zentrum des Streits stehen die Fragen, wie mehr Wohnraum geschaffen werden kann und wer dafür bezahlen soll. Geht es um den Bau von neuem Wohnraum, kommt es immer wieder zu Einsprachen. Die Anwohner machen sich darin etwa Sorgen wegen Verkehrsstaus oder den «Migrationsmustern» von Wildtieren.
«Es ist eine Überforderung, es ist zu gross, es ist zu viel, es ist zu teuer, es verursacht zu viele Probleme für die bestehende Stadt», zitiert NBC einen Anwohner, der den Widerstand gegen ein Bauprojekt für 2200 neue Wohneinheiten anführt. Man habe Angst, dass ein Quartier zweiter Klasse entstehe.
Das Spital ist mittlerweile in den Wohnungsbau eingestiegen und baut 42 Wohnungen, deren Miete auf 30 Prozent des Einkommens der Mitarbeiter begrenzt ist. Doch das Geld, das das Spital damit ausgibt, fehlt nun zur Beschaffung moderner Geräte.