Sie lebt zurückgezogen und forscht lieber. Wladimir Putins (71) älteste Tochter Maria Woronzowa (38) ist pädiatrische Endokrinologin und Professorin an der Staatlichen Universität Moskaus.
Während ihr Vater Krieg führt und Menschen tötet, leitet sie Programme für die Genforschung. Normalerweise äussert sie sich nicht in der Öffentlichkeit. Doch nun hat sie in Russland ein Interview gegeben. Das 42-minütige Gespräch hat das Moskauer Zentrum für innovative Technologien im Gesundheitswesen auf seiner Youtube-Seite publiziert. Darin spricht Woronzowa primär über medizinische und akademische Fachfragen. Der Ukraine-Krieg kommt nicht vor, doch einige ihrer Aussagen irritieren im Kontext des Front-Geschehens dennoch.
Mensch steht im Mittelpunkt in Russland
Der Interviewer fragt Woronzowa, welche wirtschaftlichen Effekte genetische Untersuchungen mit sich bringen. Woronzowa antwortet, dass neue Technologien in der Regel immer teuer sind. Würde man die Menschen jedoch krank lassen, würden sie nicht mehr zum Wirtschaftswachstum beitragen können, weil sie nicht mehr arbeitsfähig sind, was wiederum ein höherer Verlust aus wirtschaftlicher Sicht sei.
Dank neuer Technologien – und Heilungsmethoden – können Kranke aber möglicherweise in die Arbeitswelt wieder integriert werden. Aber auch bei Personen, bei denen neue Behandlungen nicht genügend anschlagen, damit daraus ein «wirtschaftlicher Nutzen» entstehe, dürfe der soziale Faktor nicht ausser Acht gelassen werden, wenn der Kranke trotz einer Invalidität noch ein paar Jahre am Leben bleibt, betont Woronzowa.
«Wir sollen nicht nur die wirtschaftlichen Effekte zählen. Für solche Patienten kann der Wert eines jeden neuen Tags nicht in Geld gemessen werden. Unsere russische Gesellschaft ist nicht so stark wirtschaftszentriert. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, und für uns ist der höchste Wert immer das menschliche Leben.»
Diese Werte scheint ihr Vater angesichts der zahlreichen russischen Männer, die er in den Fleischwolf an der Ukraine-Front schmeisst, nicht zu teilen. Die unerfahrenen Zwangsmobilisierten werden teils schlecht ausgerüstet in den sicheren Tod geschickt.
Vorletztes Jahr sagte Putin bei einem Treffen mit Soldaten-Müttern, dass es besser sei, im Krieg zu sterben als durch Alkohol oder bei einem Verkehrsunfall. «Wir alle sterben irgendwann. Die Frage ist aber, wie wir gelebt haben. Bei manchen Menschen ist es unklar, ob sie wirklich gelebt haben und wenn sie wegen Wodka aus dem Leben scheiden, dann passiert das unbemerkt. Aber Ihr Sohn hat gelebt und sein Ziel erreicht», sagte Putin zur Mutter eines jungen Mannes, der im Krieg starb. «Deswegen hat sich sein Leben als sinnvoll und bedeutsam erwiesen.»
Sie liebt Surfen und Skifahren
Am Schluss des Interviews wurde Woronzowa gebeten, ihren persönlichen Traum zu verraten. «Ich wünsche mir, dass die Menschen die Möglichkeit haben, sich selbst zu erkennen», mit dem Ziel, dass «wir uns alle besser verstehen und besser kommunizieren können», sagt die Putin-Tochter im Gespräch. «Ich glaube, viele unserer Probleme kommen von einer falschen Kommunikation und Missverständnissen.»
Zudem verriet sie, wie es um ihre Hobbys steht. Was sie mag? «Alles, was schön ist. Gemälde, Museen, Theater, Musik.» Und sie bilde sich ständig weiter. «Ich lese sogar in meiner Freizeit wissenschaftliche oder medizinische Literatur.» Daneben mache sie aber auch Sport, um sich fit zu halten. Mehrere Stunden pro Woche. Besonders Surfen und Skifahren liebe sie.
Woronzowa steht auf den Sanktionslisten der USA und der EU. Das bedeutet: Ihr Vermögen wurde eingefroren und ein Einreiseverbot verhängt. Doch das scheint Putins Tochter kaum zu stören.