Was ist nur mit Boris Johnson (57) los? An der Jahrestagung des Industrieverbandes CBI verglich sich der britische Premierminister mit Moses, zitierte Lenin, imitierte Motorengeräusche und verlor teilweise ganz den Faden. Zuhörer bezeichneten seine Rede als «katastrophal» und «bizarr».
Sein Zehn-Punkte-Plan für eine grüne industrielle Revolution ähnele den Zehn Geboten, die Moses vom Berg Sinai mitgebracht habe, sagte Johnson. Den ehemaligen Sowjet-Diktator Wladimir Iljitsch Lenin (1870–1924) zitierte er: «Lenin hat einmal gesagt, die kommunistische Revolution sei die Sowjetmacht plus die Elektrifizierung des ganzen Landes. Die kommende industrielle Revolution ist Ökostrom plus Elektrifizierung des ganzen Landes.»
Werbung für Zeichentrickfigur
Der früher als Journalist tätig gewesene Johnson warb auch für den elektrischen Antrieb. «Als ehemaliger Autokorrespondent kann ich Ihnen sagen, dass Elektroautos vielleicht nicht wie gurrende Tauben brummen und vielleicht nicht das ‹Brrrumm Brrrumm raa raa› haben, das Sie lieben, aber sie haben so viel Drehmoment, dass sie an der Ampel schneller starten als ein Ferrari.»
Kopfschütteln herrschte auch über Johnsons Lobgesang über den Themenpark Peppa Pig World in der Nähe von Southampton, der auf der Zeichentrickfigur Peppa Wutz basiert und den der Premier am Vortag mit seiner Familie besucht hatte. Er rief die Zuhörerinnen und Zuhörer auf, den Park zu besuchen, denn das Schwein, das wie ein «Picasso-ähnlicher Haartrockner aussieht» zeige die Kraft der britischen Kreativität. Zudem gebe es da sichere Strassen, Disziplin in den Schulen und ein gutes Nahverkehrssystem.
Faden verloren
Zwischendurch verlor Johnson ganz den Faden. So verbrachte er rund 20 Sekunden damit, in seinen Seiten zu blättern und unter mehrmaligem «Verzeiht mir» den richtigen Text zu finden.
Nach seiner Rede wurde Johnson von einem Journalisten gefragt, ob es ihm gut gehe. Der Premier verteidigte seine Rede: «Ich denke, dass die Leute die meisten Punkte verstanden haben, die ich ansprechen wollte, und ich denke, dass es gut angekommen ist.» (gf)