Der Biber kommt in die Ukraine – und legt dort Brücken
Ist dieser deutsche Panzer der Gamechanger?

Deutschland liefert weitere Waffen an die Ukraine. Unter den Kettenfahrzeugen lässt sich auch der Biber finden – ein Brückenlegepanzer. Dieser könnte eine wichtige Rolle im weiteren Kriegsgeschehen spielen.
Publiziert: 01.09.2022 um 19:21 Uhr
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Brücken und Flüsse sorgen immer wieder für Probleme im Ukraine-Krieg – für beide Seiten.
Foto: Twitter

Statistisch gibt es in Mitteleuropa alle 20 bis 30 Kilometer ein grösseres Gewässer. In modernen bewaffneten Konflikten kann das zu Problemen führen. Wo früher Fusssoldaten für die 30 Kilometer einen Tagesmarsch einplanen mussten, kommen motorisierte Armeen viel schneller voran – und stossen somit schneller auf ein solches Hindernis, das es mit dem gesamten Fahrzeugtross zu überqueren gilt.

Flüsse – und Brücken – haben auch im Krieg in der Ukraine immer wieder für heikle Momente gesorgt. Im Mai versuchte ein russisches Bataillon den ostukrainischen Fluss Siwerskyj Donez in der Ostukraine zu überqueren – die Soldaten wurden von ukrainischen Soldaten entdeckt und getötet. Dieser Fluss stellt aber beide Seiten immer wieder vor grosse Probleme.

Umso wichtiger sind militärische Mittel, um Flüsse und Schluchten zu überqueren – und diese kommt in Form von Brückenlegepanzern. Die Ukraine besitzt bereits solche Panzer sowjetischer Bauart, den MT-55 und den moderneren MTU-72, die allerdings beide veraltet sind. Jetzt soll Deutschland Abhilfe schaffen: Auf dem Lieferschein der Bundesregierung an Kiew tauchten zuletzt 16 Brückenlegepanzer des Typs Biber auf, wie «Spiegel» berichtet.

Trotz Mega-Gewicht agil und leicht im Gelände

Der Biber ist ein mächtiges Gefährt. Die Wanne, quasi der Körper des Panzers, stammt vom deutschen Leopard I ab, der von der deutschen Bundeswehr im Jahr 2003 ausgemustert wurde. Doch der Turm des Panzers wurde beim Biber durch zwei knapp zwölf Meter lange und rund zehn Tonnen schwere Klappbrückenelemente ersetzt. Diese können ausgeschoben und über einen Fluss oder eine Schlucht gelegt werden, um diese zu überqueren.

Dafür wird zuerst der untere Teil der Brücke über Zahnräder nach vorne geschoben und gleichzeitig ein Stützschild als Erdanker in den Boden gerammt, damit der Panzer durch das Übergewicht nicht nach vorne umkippt. Dann folgt der zweite Teil der Brücke. Das alles geschieht in einer Rekordzeit von lediglich zwei bis drei Minuten und kann vom Kommandanten aus dem Panzer heraus ausgeführt werden. Und trotz seiner schweren Fracht ist der nach einem Nagetier benannte Panzer sehr agil im Gelände.

Beginnt mit dem Biber ein neues Kapitel der Waffenlieferungen?

Der Brückenlegepanzer wird zwar nicht als Waffe bezeichnet – er verfügt nicht einmal über ein Maschinengewehr – und trotzdem ist die deutsche Lieferung bemerkenswert, wie das Magazin schreibt. Denn Panzer wie der Biber werden beinahe ausschliesslich für offensive Manöver verwendet. Bisher hat sich der Westen deshalb mit solchen Lieferungen zurückgehalten. Sind die Biber also der erste Schritt in diese Richtung?

Zudem steht der Bergepanzer 2 auf dem Lieferschein Deutschlands. «Das Schweizer Taschenmesser der Armeen», erklärt «Spiegel». Dieses Fahrzeug, das ebenfalls auf dem Leopard I basiert, ist ein Mädchen für alles: Sie können ihren eigenen Motor austauschen, Stellungen bauen, Startbahnen von Flugplätzen zerstören und Eisflächen aufreissen.

Vor allem aber können die Bergepanzer 2 eins: Abschleppen. Mit einer 90 Meter langen Seilwinde können sie sogar aus sicherer Deckung noch Panzer vom Schlachtfeld ziehen, um sie anschliessend zu reparieren. In der Ukraine dürfte diese Fähigkeit mit dem Fortschreiten des Krieges wichtiger werden, schliesslich ist mit zunehmenden Ausfällen bei Gefechtsfahrzeugen aller Art zu rechnen. (chs)

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