Die Regierung von SPD-Kanzler Olaf Scholz (64) hat eine neue Liste der Waffenlieferungen an die Ukraine veröffentlicht. Darin tauchen erstmals 255 Vulcano-Raketen auf. Die 155-mm-Munition für die deutsche Panzerhaubitze 2000 wird von der Bundeswehr derzeit noch nicht eingesetzt und befindet sich noch in der Qualifizierungsphase.
Neben den Himars-Raketen aus den USA erhält die Ukraine somit nun eine weitere Art von High-Tech-Geschossen. Wie Thomas Jäger (62), Professor für internationale Politik und Aussenpolitik an der Universität zu Köln, gegenüber «Focus» erklärt, haben die Vulcano-Raketen gegenüber den Himars-Raketen sogar einen entscheidenden Vorteil.
Die Vulcano-Raketen weisen mit 70 Kilometern zwar die gleiche Reichweite wie Himars- und Mars-II-Systeme auf – genau wie die punktgenaue Präzision. «Sie können gezielt wertvolle Punkte aus weiter Distanz treffen», sagt Jäger.
Russische Logistik im Visier
Doch während Himars auf stationäre Ziele ausgerichtet ist, sollen die Vulcanos auch sich bewegende Ziele anvisieren können. Jäger weiter: «Die Vulcano wird aktuell in der italienischen Marine für operationelle Einsätze erprobt.» Doch in der Ukraine wird die Präzisionsmunition somit zum ersten Mal bei einem realen Kriegseinsatz im Feld angewendet werden. Wann es so weit sein wird, ist allerdings noch nicht klar. Das Lieferdatum ist noch nicht bekannt.
Die Vulcano-Raketen könnten laut dem Experten vor allem der Logistik der russischen Armee schaden. Auch wenn jede Waffenlieferung die Ukraine weiterbringe, würden die 255 Vulcano-Raketen allein jedoch nicht zu einer Feldüberlegenheit der Ukraine führen, gibt der Politikwissenschaftler jedoch zu bedenken. «Wenn man sich die immense Anzahl an russischen Raketen anschaut, die pro Tag die Ukraine treffen, erscheinen die 255 Vulcano-Raketen im Vergleich wenig», sagt Jäger.
Nach Angaben des ukrainischen Oberkommandierenden Waleri Saluschni (49) feuert Russland täglich bis zu 60'000 Schuss Munition auf die Ukraine ab. In Deutschland werden die Vulcano-Raketen voraussichtlich ab 2025 für die Bundeswehr bereitstehen. (noo)