Lockdown oder kein Lockdown? In der Schweiz streitet man sich, wie die extrem hohen Corona-Zahlen gesenkt werden können, ohne dass das tägliche Leben besonders eingeschränkt wird. Ein Blick in andere Länder zeigt, wie sich ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens auf die Fallzahlen auswirkt.
Österreich – vom harten in den leichten Lockdown
Österreich verzeichnete Mitte November fast gleich viele Neuinfektionen wie die Schweiz. Mit gewissen Einschränkungen gelang es beiden Ländern, die Kurven leicht zeitverschoben zum Sinken zu bringen. Österreich ging vom 17. November bis 6. Dezember aber noch weiter und beschloss mit der Schliessung von Geschäften und Freizeitanlagen den harten Lockdown.
Seit dem 7. Dezember gilt ein Lockdown light, die Schulferien wurden bis zum 11. Januar verlängert. Der Verlauf der beiden Kurven geht inzwischen auseinander: Die österreichische sinkt weiter, die schweizerische steigt wieder an.
Belgien – Besserung mit neuer Regierung
Corona hat Belgien besonders stark getroffen. Ende Oktober erreichte das Land den traurigen Rekord von durchschnittlich 17’800 Neuinfektionen pro Tag und somit 1536 Ansteckungen auf eine Million Einwohner. Damit übertraf das Land den damaligen Schweizer Rekordwert von 951 Ansteckungen am 7. November bei weitem.
So rasant wie die Zahlen angestiegen waren, so rasant sanken sie nach einem am 19. Oktober eingeführten und später verschärften Lockdown auch wieder – weit unter Schweizer Werte. Zur Wende kam es, als am 1. Oktober eine neue Regierung das Zepter übernahm. Seit dem 1. Dezember sind die Geschäfte wieder geöffnet.
Niederlande – Massnahmen verschärft
Zurzeit weisen die Niederlande und die Schweiz mit rund 500 Fällen pro Million Einwohner eine ähnlich hohe tägliche Ansteckungsrate auf. Die Zunahme in den Niederlanden ist allerdings dramatischer als in der Schweiz. Nachdem am 13. Oktober eingeführte Einschränkungen nicht zum Erfolg geführt haben, gilt nun seit gestern bis zum 19. Januar landesweit ein strenger Lockdown: Geschäfte, Freizeitanlagen und Schulen sind geschlossen.
Tschechien – Ausnahmezustand verlängert
Am 5. Oktober führte Tschechien den Ausnahmezustand mit der Schliessung von Restaurants und Läden ein, der dann Ende Oktober eine klare Trendwende bei den hohen Zahlen brachte. Weil die Werte in den vergangenen Tagen (ähnlich wie in der Schweiz) wieder stiegen, wurde am 9. Dezember eine Verlängerung des Notstands bis 23. Dezember beschlossen, allerdings können die Restaurants bis 20 Uhr offen haben.
Israel – Tritt auf die Notbremse
Ab dem 18. September wurden in Israel während eines Monats die Läden und Schulen geschlossen, die Bewohner durften sich nicht weiter als einen Kilometer von ihrem Haus entfernen. Der harte Lockdown wirkte: Die Fallzahlen sanken – steigen nun aber nach Lockerungen schon wieder leicht.
Litauen – Zunahme trotz Teil-Lockdown
Seit September zeigte die Kurve im baltischen Staat nur noch in eine Richtung: nach oben. Inzwischen werden auf eine Million Einwohner rund 1000 Menschen infiziert. Ein halbherziger Teil-Lockdown im November brachte nur kurz eine Entspannung. Möglicherweise werden bald neue Massnahmen ergriffen.
Serbien – Anstieg ohne Lockdown
Mit Appellen, die Kontakte zu minimieren, und eingeschränkten Öffnungszeiten versucht Serbien, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Auf einen Lockdown wurde bisher verzichtet. Zwischen Ende September und Anfang Dezember stiegen die Fallzahlen massiv in die Höhe und erreichten einen Wert von 1069 Neuansteckungen auf eine Million Einwohner.