Das sind für Biden die grössten Stolpersteine
Wenn Biden heute Nacht nicht liefert, ist er erledigt

Die Rede zur Lage der Nation ist an sich eine Routineangelegenheit für US-Präsidenten. Im Fall von Joe Biden gilt das nicht. Drei Dinge muss Biden heute Nacht verhindern, um im Rennen um das Weisse Haus eine Chance zu haben.
Publiziert: 07.03.2024 um 18:49 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2024 um 04:37 Uhr
Donald Trump für die Republikaner, Joe Biden für die Demokraten: Diese beiden Herren werden nach 2020 auch 2024 erneut gegeneinander antreten.
Foto: keystone-sda.ch
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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Es gibt Momente im Leben, die darf man nicht verhauen: die Abschlussprüfung, das erste Date – oder die Rede zur Lage der Nation mitten im amerikanischen Wahljahr 2024. US-Präsident Joe Biden (81) hat in der Nacht auf Freitag (3 Uhr Schweizer Zeit) den wichtigsten Auftritt seiner Polit-Karriere.

Die Rede, die US-Präsidenten einmal im Jahr vor dem Parlament und einem Millionenpublikum an den Bildschirmen halten, ist an sich Routine. Für Biden aber, der in fast sämtlichen Umfragen hinter Donald Trump (77) liegt, gehts diesmal um alles oder nichts. Drei Dinge könnten heute Nacht schief gehen für Biden – und die Demokraten massiv unter Druck setzen, ihr alterndes Schlachtross doch noch gegen einen fitteren Kandidaten auszuwechseln.

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Das Publikum ist gegen ihn

Biden scheut öffentliche Auftritte. Und wenn er sich doch mal aus der Deckung wagt, dann zeigt er sich fast ausschliesslich vor Fans und Freunden. Bei der Rede zur Lage der Nation aber ist ziemlich genau die Hälfte des Publikums gegen ihn. Die republikanischen Parlamentarierinnen und Politiker werden ihm weder applaudieren noch ihm bestärkend zurufen.

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Joe Bidens wichtigster Auftritt in diesem Wahlkampfjahr steht unmittelbar bevor.
Foto: Getty Images

Im besten Fall für Biden sitzen sie griesgrämig da. Im dümmsten Fall aber lässt sich der dünnhäutige US-Präsident durch irgendeinen Zwischenruf oder eine abschätzige Geste provozieren und aus dem Konzept bringen. Etwa vom Parlamentssprecher Mike Johnson (52), einem Trump-hörigen Republikaner, der keine zwei Meter von Biden weg sitzen wird.

Biden hat sich zuletzt immer wieder im Ton vergriffen und gehässig reagiert. Bei der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz Anfang Februar, zum Beispiel, als er sich sichtlich emotional gegen den von einem Gutachter erhobenen Vorwurf wehrte, er sei ein «vergesslicher älterer Herr».

Bei der Rede heute Nacht darf sich Biden kein bisschen Verunsicherung leisten. Sonst sieht sich die wachsende Zahl der Skeptiker endgültig bestätigt, die Biden als zu alt und verwirrt erachten für das mächtigste Amt der Erde.

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Sein Mundwerk ist seine grosse Schwäche

7216 Wörter lang war Bidens letztjährige Rede zur Lage der Nation. Er sprach für genau eine Stunde, eine Minute und 50 Sekunden. Es lief gut, die Erleichterung war den Demokraten im Nachgang förmlich anzusehen.

Doch ebenso gross ist jetzt die Sorge, ob Biden seine rhetorische Leistung vom vergangenen Jahr wiederholen kann. Die Daten sprechen gegen ihn. Biden verhaspelt sich praktisch täglich. «Wir sind entsprechend sehr nervös», gab ein demokratischer Politiker gegenüber dem Nachrichtenportal Axios zu Protokoll.

Man mag dem einstigen Stotterer seine sprachlichen Stolperer verzeihen. Nur: Seine Gegner werden ihm aus jedem Ausrutscher einen Strick drehen. Ganz besonders Trump, der begnadete Rhetoriker, der bei seinen Wahlkampfauftritten jeweils mit Vergnügen Biden nachäfft und den verwirrten Präsidenten mimt.

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Er redet an den Menschen vorbei

Natürlich kommts nicht nur auf das «wie» an, sondern auch auf das «was». Jeff Zients, einer der Berater, die mit Biden auf Camp David an der Rede gefeilt haben, hat angekündigt, Biden werde viel Optimismus versprühen und unter anderem auf die geplante Senkung von Medikamentenpreisen zu sprechen kommen.

Biden wird vor allem versuchen, die brummende amerikanische Wirtschaft als sein Vermächtnis darzustellen und auf die zentrale Rolle der Vereinigten Staaten im Kampf gegen Despoten wie Wladimir Putin (71) oder Xi Jinping (70) aufmerksam zu machen.

Wirklich dringend aber ist für viele unentschlossene Wählende nebst der Inflation das Migrationsthema, das die republikanische Partei geschickt für sich gepachtet hat. Die Demokraten wären zwar bereit, strenge Einwanderungsgesetze zu erlassen, wenn die Republikaner im Gegenzug einem neuen Hilfspaket für die Ukraine zustimmen würden. Doch Trumps Partei blockiert das. Und Biden hat noch nicht den richtigen Dreh gefunden, um die Leute glauben zu machen, dass er das Migrationsthema ernst nimmt.

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