Biden könnte für Überraschung sorgen – Anzeichen verdichten sich
Greift Gavin Newsom jetzt nach der Macht?

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom bringt sich in Stellung fürs Rennen um das Weisse Haus. Newsom kann das noch so lange verneinen. Für Beobachter links und rechts ist nach den vergangenen Tagen klar: Der Mann ist ready. Und Trump hat Angst. Eine Analyse.
Publiziert: 03.10.2023 um 17:29 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2023 um 10:39 Uhr
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Gavin Newsom greift nach der Macht.
Foto: keystone-sda.ch
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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Joe Biden (80) laufen die Schäfchen davon. Zwei Drittel der Amerikaner trauen dem US-Präsidenten keine zweite Amtszeit zu. Seine Vizepräsidentin Kamala Harris (58) ist äusserst unbeliebt. Und die ersten Vorwahlen der Demokraten am 3. Februar in South Carolina kommen rasch näher.

Die Geheimwaffe der Demokraten für den Kampf gegen den faktisch feststehenden Republikanischen Kandidaten Donald Trump (77) heisst Gavin Newsom (55). Der kalifornische Gouverneur bringt alles mit, was ein Präsidentschaftsanwärter braucht: Führungserfahrung, Charisma und die richtigen Umfragewerte. Laut jüngsten Erhebungen würde Newsom gegen Trump gewinnen.

Jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass der smarte ehemalige Weinhändler sich für das Rennen um das Weisse Haus bereitmacht.

Vorweg: Es gibt drei Gründe, die gegen eine Newsom-Kandidatur sprechen:

1) Newsom sagt «Nope»

Der Gouverneur betont immer wieder, dass er nicht gegen Biden antreten werde. Biden könnte sich aber jederzeit aus dem Rennen nehmen. Erst am Parteitag der Demokraten im August wird fix entschieden, wen die Partei nominiert.

2) Schwarze Frau vor weissem Mann

Bidens Stellvertreterin Kamala Harris wäre dann der logische Ersatz. In der Demokratischen Partei, die sich zusehendes über ihre Identitätspolitik definiert, hätte der weisse Mann Gavin Newsom einen schweren Stand, wenn er die dunkelhäutige Frau Kamala Harris aus dem Rennen schubsen wollte. Harris’ katastrophale Umfragewerte dürften diese Bedenken aber verschwinden lassen.

3) Kalifornische Krise

Der «Golden State» hat seine goldenen Zeiten hinter sich. Vier von zehn Kaliforniern denken darüber nach, den Bundesstaat zu verlassen. Die Drogen-Pandemie greift um sich. Die Benzinpreise (ein wichtiger politischer Indikator im Auto-Land USA) sind rekordhoch. Es wäre ein Einfaches für die Republikaner, den kalifornischen Regierungschef als elitären Versager ohne Verständnis für den einfachen Bürger zu portraitieren.

Und das sind vier deutliche Anzeichen, dass Newsom zum grossen Sprung ansetzt:

1) Trumps Ritterschlag

Wer wissen will, vor wem sich Trump fürchtet, braucht sich nur seine Ansprachen anzuhören. Der Ex-Präsident zielt mit seinen Attacken immer auf jene, die ihm gefährlich werden. Und siehe da: Bei einem Auftritt an einem Event der Republikaner hackte Trump vergangene Woche unermüdlich auf Gavin Newsom rum. Ein «Wahnsinniger» sei das, sagte Trump mit Verweis auf Newsoms Entscheid, dass in Kalifornien ab 2035 nur noch Elektroautos verkauft werden dürfen. Sein Leistungsausweis sei «schrecklich». Und jetzt mache er sich fürs Rennen bereit. «Das wird hart für ihn, es wird nicht einfach», sagte Trump.

2) Strategische Ernennung

Nach dem Tod der kalifornischen Senatorin Dianne Feinstein (†90) vergangene Woche war es an Gouverneur Newsom, einen Ersatz für Feinsteins verbleibende Amtszeit zu ernennen. Newsoms Wahl ist ein Traum für den linken Flügel seiner Partei: Laphonza Butler (44) ist die erste lesbische, schwarze Senatorin überhaupt. Mit Butlers Ernennung nimmt Frauen- und Minderheitenförderer Newsom jetzt schon jenen den Wind aus den Segeln, die ihn im Falle einer Kandidatur dafür kritisieren würden, dass er Kamala Harris die Chance aufs Weisse Haus wegschnappen wolle. 

3) Politische Roadtrips

Der kalifornische Regierungschef reist quer durch ganz Amerika wie kaum einer der offiziellen Präsidentschaftskandidaten. Er besuchte republikanische Hochburgen wie Alabama, Idaho oder Arkansas, um den dortigen Demokraten Mut zu machen und sie mit seiner Organisation «Campaign for Democracy» finanziell zu unterstützen. Und auch medial schwingt Newsom die grosse Kelle. Er tingelt von Fernsehshow zu Fernsehshow – und zwar von dezidiert linken Sendungen auf MSNBC bis hin zur Sendung des ultrarechten Fox-Moderators Sean Hannity. 

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4) Die Ron-DeSantis-Debatte

Am 30. November tritt Newsom an zu einer Eins-gegen-Eins-Debatte gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Ron DeSantis (45) auf Fox-News – mitten in der heissen Frühphase des Vorwahlkampfs. Ein deutlicheres Zeichen für seine präsidialen Absichten könnte Newsom nicht setzen. Seine Zusage zur Debatte zeigt: Der Mann hat keine Beisshemmungen gegenüber mächtigen Widersachern.

Vielleicht schaut sich auch Biden die Debatte an. Und vielleicht sagt er sich dann: «Dieser Mann ist besser geeignet für den Job als ich!» Biden wäre bei weitem nicht der erste US-Demokrat, der zu dieser Erkenntnis kommt.

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