Auf einen Blick
- Polen baut Festung an Ostgrenze wegen Sorgen vor feindlicher Bedrohung
- Nato-Staaten besorgt über Ukraine-Lage und mögliche Abnahme US-Unterstützung
- Neues Abwehrsystem «Ostschild» erstreckt sich über 640 Kilometer
Die europäischen Staaten blicken besorgt auf die Lage in der Ukraine. Weil die amerikanische Unterstützung für europäische Verteidigung unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump (78) eher abnehmen dürfte, fürchten die Nachbarländer der Ukraine zunehmende Bedrohungen aus Russland. Polen greift jetzt durch – und verwandelt seine Grenze in eine Festung.
Das neue Abwehrsystem «Ostschild» soll sich auf eine Länge von über 640 Kilometer an der polnischen Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad und zu Belarus erstrecken. Kaliningrad, wo die Russen ein grosses Waffen-Depot beherbergen, gilt schon länger als wachsende Bedrohung für Polen.
Betonblöcke und künstliche Intelligenz
Das neue Waffensystem umfasst Panzer- und Drohnenabwehrstellungen sowie physische Hindernisse wie Betonblöcke, die der Verteidigung der Grenze und der Regelung des Grenzverkehrs dienen, heisst es auf der Webseite des Verteidigungsministeriums. Ein hoher Grenzzaun wird die erste Barriere gegen Eindringlinge bilden, gefolgt von Stacheldraht. Auf dem 200 Meter breiten Streifen werden zudem Drohnenabwehrsysteme, Minen und Gräben installiert. Hinzu kommen Bunker und bewaldete Zonen, die das Hinterland abschirmen.
Das Schmuckstück des Abwehrsystems: Die Technologie, mit der es versehen wird. Mithilfe von künstlicher Intelligenz werden die Drohnenabwehrsysteme und die Überwachung des Luftraums perfektioniert.
«Bleibt weg von Polen!»
Darüber hinaus wird das Schild auch Satellitenkomponenten umfassen. Das Ziel besteht darin, «aus dem Weltraum kommende Gefahren früh zu erspähen und potenzielle Bedrohungen durch den Feind abzuwehren», erklärte Polens Premierminister Donald Tusk (67) im Rahmen einer Begehung vor Ort. Durch Bildaufklärung ist es dem Militär möglich, feindliche Objekte leichter zu identifizieren. Akustische Überwachung hilft den Soldaten zudem, gefährliche Situationen besser einschätzen zu können. Polen müsse auf die «Kriege der Zukunft» vorbereitet sein, fügte Tusk hinzu. «Wir tun dies, um den Feind abzuschrecken. Wir wollen allen sagen: Bleibt weg von Polen!»
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Das Projekt gilt als das bedeutendste und teuerste Investment in die polnische Sicherheit, halten Beobachter fest. Über zwei Milliarden Franken gibt die Regierung dafür aus. 2028 soll das Bollwerk erstmals zum Einsatz kommen.
Kommen EU-Soldaten zum Einsatz?
Das Programm bekommt durch die Wahl von Donald Trump (78) zum US-Präsidenten eine ganz neue Dynamik. Trump hatte mehrfach angekündigt, den Krieg in der Ukraine innerhalb weniger Tage beenden zu wollen. Er fügte hinzu, die Hilfe für Kiew zu kürzen und eventuell eine Pufferzone entlang der Frontlinie einzurichten, die von Truppen der EU und des Vereinigten Königreichs besetzt werden könnte.
Hinzu kommt der zunehmende Migrationsdruck aus Belarus, wobei Polen Minsk vorwirft, Migranten absichtlich in die EU zu schleusen.