Videos von freigelassenen Geiseln der Hamas gingen in den vergangenen Tagen um die Welt. Mitunter warfen die Aufnahmen Fragen auf. Denn die Geiseln lächelten und winkten ihren Geiselnehmern zum Abschied freundlich zu. Ein komplett untypisches Verhalten für Entführte.
Nun ist klar, was zu dem skurrilen Gebaren der Geiseln geführt hat. Hagar Mizrahi vom israelischen Gesundheitsministerium hat das Geheimnis um die befremdliche Reaktion der Freigelassenen gelüftet.
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Körperliche Misshandlungen und Psycho-Terror
Die Entführer sollen ihnen Beruhigungsmittel eingeflösst haben. Es sollte den Anschein machen, als ob Geiseln ruhig und entspannt wären und in Gefangenschaft gut behandelt wurden.
Bei dem Beruhigungsmittel soll es sich, wie Mizrahi laut «Times of Israel» bei einem Treffen im Gesundheitsausschuss des israelischen Parlaments verkündete, um Clonazepam handeln. Dieses Benzodiazepin wird eigentlich zur Vorbeugung und Behandlung von Angststörungen, Krampfanfällen, bipolarer Manie, Unruhe im Zusammenhang mit Psychosen und Zwangsstörungen eingesetzt. Die Geiseln hätten unter Einfluss der Droge glücklich und optimistisch gewirkt, obwohl sie während ihrer Gefangenschaft körperliche Misshandlungen und psychischen Terror erleiden mussten.
Wie viele Geiseln sind noch in der Gewalt der Hamas?
Mizrahi ergänzte, dass zahlreiche von den Terroristen begangene Kriegsverbrechen von den Geiseln dokumentiert worden seien. Die Freigelassenen hätten die Bedingungen der Geiselhaft als hart beschrieben. An manchen Tagen habe es nichts oder nur sehr wenig zu essen gegeben. Weil es keine Betten gab, mussten sie oft auf Bänken oder zusammengeschobenen Stühlen schlafen.
Im Austausch gegen zahlreiche palästinensische Häftlinge wurden bislang 108 Geiseln freigelassen. Israelischen Angaben zufolge befinden sich 137 Personen weiterhin in der Gewalt der Hamas. Die Terrororganisation hat diese Zahlen nicht bestätigt. Dutzende Geiseln sollen bei israelischen Luftangriffen getötet worden sein, andere Geiseln wurden an andere bewaffnete palästinensische Gruppierungen weitergegeben. (nad)