«Das Bild ist eine dreiste Lüge!»
Ikonisches G20-Bild soll PR-Aktion sein

Dieses Bild ging am Mittwoch um die Welt: Scholz, Macron, Biden und Co. hielten am G20-Gipfel auf Bali eine Krisensitzung ab, nachdem sie vom Raketeneinschlag in Polen erfahren hatten. Experten zufolge handelt es sich jedoch keineswegs um einen Schnappschuss.
Publiziert: 18.11.2022 um 11:08 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2022 um 11:22 Uhr
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Dieses Foto ging am Mittwoch um die Welt: Der deutsche Kanzler Olaf Scholz, US-Präsident Joe Biden, der französische Präsident Emmanuel Macron und der kanadische Premier Justin Trudeau halten nach dem Raketeneinschlag in Polen eine Krisensitzung ab.
Foto: keystone-sda.ch

Dieses Bild verbreitete sich am Mittwoch wie ein Lauffeuer: Das Foto zeigt die Staatschefs der Welt, kurz nachdem sie erfahren haben, dass im Nato-Land Polen Rakete eingeschlagen waren.

Angespanntheit steht den Führern des Westens in die Gesichter geschrieben. Sie alle beschäftigte die einzig wichtige Frage: Handelt es sich um einen Unfall – oder um einen gezielten Angriff auf ein Nato-Land? Beim Bild des historischen Krisenmoments handle es sich jedoch um keinen Schnappschuss. Wie die «Bild» berichtet, ist das Foto in Wahrheit reine PR.

Alle Augen auf Scholz

Geschossen wurde der vermeintliche Schnappschuss, der am Rande des G20-Gipfels auf Bali entstanden ist, nämlich von Steffen Hebestreit (50), dem Regierungssprecher des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz (64). Für Fotografen ist es nämlich nahezu unmöglich, an solchen Konferenzen hinter verschlossene Türen zu gelangen und solche Szenen festzuhalten.

Als Regierungssprecher ist es Hebestreits Job, für einen guten Ruf des SPD-Politikers zu sorgen. Ob es Zufall ist, dass Scholz in dem Foto eine zentrale Rolle zukommt, bleibt dahingestellt. Er ist im Gespräch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron vertieft, die Köpfe im Raum sind währenddessen etwa zur Hälfte auf ihn gerichtet und zur Hälfte auf den grübelnden US-Präsidenten Joe Biden.

Hielt Deutschland in diesem Krisengremium demnach neben den USA eine federführende Rolle inne?

Wie die Zeitung weiterschreibt, sollte durch das Foto genau dieser Eindruck entstehen. Dem Kommunikations-Professor Klaus Kocks (70) zufolge handelt es sich um reine Regierungs-PR. «Es soll aussehen wie ein privater Schnappschuss, ist aber inszeniert, mit den PR-Stäben der anderen Staatschefs abgestimmt», sagt der ehemalige PR-Chef von VW zur «Bild». Und er doppelt nach: «Das Bild ist eine dreiste Lüge!»

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Ausgehändigte Fotos machen immer wieder die Runde

Solch inszenierte Bilder der Weltmächte sind keine Seltenheit. Die PR-Chefs der Staatschefs arbeiten häufig mit sogenannten ausgehändigten Fotos.

So ging auch ein Bild der ehemaligen deutschen Kanzlerin Angela Merkel (68) und des Ex-US-Präsidenten Donald Trump (76) beim G7-Gipfel in Kanada im Juni 2018 um die Welt. Das Foto zeigte die beiden umgeben von einer Reihe weiterer Staatschefs. (dzc)

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