Diese deutschen Superpanzer erwartet die Ukraine
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Leopard-2 Kampfpanzer:Diese deutschen Superpanzer erwartet die Ukraine

Darum ist der Leopard-Panzer so wichtig für die Ukraine
«Wer schiesst, der trifft – und wer trifft, der tötet»

Der Leopard 2 gilt als einer der modernsten Panzer der Welt. Nun soll der Panzer aus Deutschland über Polen an die Ukraine geliefert werden. Sehr zur Freude der Ukrainer, die darauf lange warten mussten.
Publiziert: 13.01.2023 um 10:40 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2023 um 10:49 Uhr
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Polen will Leopard-2-Panzer an die Ukraine liefern.
Foto: Getty Images
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Von Tag zu Tag steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Ukraine den langersehnten Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 aus Deutschland bekommt. Denn Polen macht Druck – bereits wurde die Entscheidung getroffen, solche Kampffahrzeuge aus deutscher Herstellung an die Ukraine zu liefern, wie Präsident Andrezj Duda (50) bei einem Besuch in Lwiw sagte. Insgesamt 14 Stück soll die Lieferung umfassen.

Panzer aus westlicher Produktion seien «das Werk unserer gesamten Anti-Kriegs-Koalition und eine neue Ebene unseres Potenzials», so der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) auf Twitter. Selenski dankte seinen Kollegen «für diese weitere Manifestation unveränderlicher und prinzipientreuer Unterstützung für die Ukraine». Doch warum hat die Ukraine so lange ausgerechnet auf die Lieferung dieses Panzers gepocht?

Der «Leo» gilt als einer der schlagkräftigsten Panzer überhaupt. Wie Alexandre Vautravers, Oberst und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG) gegenüber Blick erklärt, galt er sogar als die bei weitem am besten bewaffnete Maschine weltweit. Kein Wunder: Eine 120-Millimeter-Glattrohrkanone fungiert als Hauptwaffe, zudem gibt es eine Nebelmittelwurfanlage und zwei Maschinengewehre. «Die L44-Kanone von Rheinmetall wurde später zum Nato-Standard.»

«Er kann Ziele sehr schnell identifizieren»

In seiner neuesten Version wiegt das Kettenfahrzeug rund 60 Tonnen und kann dank eines um 360 Grad schwenkbaren Turms stehend und fahrend seine Ziele treffen. Und das auch bei hohen Geschwindigkeiten – «Leo» kann bis zu 63 Kilometer pro Stunde schnell fahren. «Wer schiesst, der trifft. Und wer trifft, der tötet», sagte Ralf Raths, Direktor des Deutschen Panzermuseums, gegenüber der «Morgenpost» – und bringt so den Auftrag des Panzers auf den Punkt.

Der Leopard 2 ist zudem der erste Panzer, der über ein Panorama-Periskop verfügt, was ihm eine «Hunter-Killer»-Fähigkeit verleiht. «Das heisst, er kann Ziele sehr schnell identifizieren und dementsprechend schnell kämpfen», sagt Vautravers zu Blick. Im Ernstfall kann der Panzer sogar ohne Elektronik, Strom und mit Wasserschaden bedient werden.

Dem Leopard 2 wird, wie vielen westlichen Panzern, von Kritikern nachgesagt, dass er zu schwer sei. Der Schweizer Experte widerspricht: «Auch wenn der Leopard 2 mit 56,5 Tonnen schwerer ist als ein T-72 oder T-90, ist sein Bodendruck geringer.» Im Endeffekt mache das Gewicht also kaum einen Unterschied.

Der wendige Panzer ist ein wahrer Exportschlager des deutschen Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann. 19 Nationen setzen auf den Leopard 2 – auch die Schweizer Armee besitzt 134 Stück der 2006 modernisierten Panzer.

Grosser Vorsprung auf dem Schlachtfeld

«Leo» wurde ausdrücklich zur Bekämpfung feindlicher Panzer konzipiert – insbesondere die russischen T-72, T-80 und T-98, mit denen russische Truppen in der Ukraine kämpfen. Das ist wohl einer der Gründe, weshalb die ukrainische Regierung auf die Lieferung dieser Fahrzeuge pocht.

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«Westliche Panzer können in Bewegung beobachten und kämpfen, während östliche Panzer es vorziehen, anzuhalten, um zu beobachten und zu schiessen – was sie zu einem leichten Ziel macht», so Vautravers. «Das manuelle Nachladen westlicher Panzer ist zudem schneller als die automatischen Systeme russischer Bauart. So sind begrenzte, extrem schnelle Angriffe denkbar, die den Gegner überwältigen.» Der «Leo» würde der Ukraine so zu einem grossen Vorsprung auf dem Schlachtfeld verhelfen.

Erst Nein sagen, am Ende aber doch Ja

Damit die von Polen angekündigte Panzerlieferung aber tatsächlich stattfinden kann, bedarf es der Erlaubnis Deutschlands. Auch Finnland signalisiert Bereitschaft, «Leos» an die Ukraine zu liefern.

In Berlin reagiert man zurückhaltend auf die Ankündigung Polens. Regierungssprecher Steffen Hebestreit (50) erklärte am Mittwoch auf die Frage, ob die Bundesregierung ihre Haltung in der Leopard-2-Frage aufgeben werde: «Das halte ich derzeit für nicht sehr wahrscheinlich.»

Es wird also weiter gemauert. Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba (41) hat aber noch nicht aufgegeben und twitterte: «Es ist immer ein ähnliches Muster: Erst sagen sie Nein, dann verteidigen sie ihre Entscheidung vehement, nur um am Ende Ja zu sagen. Wir versuchen immer noch zu verstehen, warum die deutsche Regierung sich das antut.» Zu betonen bleibt allerdings, dass eine Leopard-Lieferung allein den Krieg wohl nicht entscheiden wird.

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