Jewgeni Prigoschin (61) unterstützt mit seinen Wagner-Söldnern bereits seit Kriegsbeginn die russischen Truppen in der Ukraine. Seine Männer machten sich vor allem als skrupellose Kämpfer ohne Rücksicht auf Verluste einen Namen.
Auch in den aktuellen Kämpfen um die ukrainische Stadt Bachmut unterstützen die Wagner-Söldner Wladimir Putins (70) Truppen. Doch nach mehreren politischen Unstimmigkeiten scheint der Wagner-Chef die Nase nun voll zu haben. Er will dem Kreml nicht mehr gehorchen und droht gar mit dem Rückzug aus der Ukraine!
«Situation wird unangenehm»
In einer Videobotschaft sieht man Prigoschin, wie er in einem dunklen Raum sitzt. Mit ernstem Blick verkündet er: «Wenn sich Wagner jetzt aus Bachmut zurückzieht, dann bricht die gesamte Front zusammen!»
Der Wagner-Chef, auch als Putins Koch bekannt, ist sich sicher, dass seine Söldner heute «den Zement» des russischen Angriffs in der Ukraine bilden, wie die «Bild» schreibt. «Wir ziehen die gesamte ukrainische Armee auf uns und zermalmen sie, vernichten sie und erlauben ihr nicht, sich auf andere Frontabschnitte zu konzentrieren», so Prigoschin.
Der 61-Jährige geht sogar noch weiter. Er behauptet: «Wenn sich Wagner jetzt zurückzieht, tritt folgende Situation ein: Die Front bricht zusammen, vielleicht bis zur russischen Grenze, vielleicht noch weiter. Die Situation wird unangenehm für alle Einheiten, die Russland verteidigen.»
«Die Krim fällt»
Prigoschin nimmt kein Blatt vor den Mund – und droht selbst Kremlchef Putin persönlich. Die Geschichte werde wie folgt lauten, falls sich seine Wagner-Truppen zurückziehen: «Die Gruppe von Söldnern unter der Führung von Prigoschin hat Präsident Putin von ihrer Unverzichtbarkeit überzeugt, dann hat sie bei Bachmut die ukrainische Armee zermalmt und auf sich konzentriert, dann hat sie sich mit dem Verteidigungsministerium und Finanzministerium (...) nicht einigen können und hat sich plötzlich zurückgezogen.»
Wenn Wagner sich zurückziehen würde, dann könne die ukrainische Armee laut Prigoschin bis auf die Territorien der von Russland ausgerufenen Volksrepubliken Donezk und Luhansk vordringen. «Die Flanken kollabieren» und «die Krim fällt», glaubt der Wagner-Chef.
Kreml ignorierte Nachschub-Forderungen
Die heftigen Drohungen Prigoschins dürften eine Reaktion auf die Politik des Kremls sein. Immer wieder verlangten die Wagner-Söldner von Russland mehr Waffen und Munition. Die Forderungen wurden von Wladimir Putin jedoch weitestgehend ignoriert.
Die Videobotschaft ist nun die Eskalationsstufe des Streits. Prigoschin befürchtet wohl auch, dass seine Söldner wegen des fehlenden Nachschubs hohe Verluste einfahren werden. Bislang reagierte Putin nicht auf Prigoschins Drohung. Doch diese dürfte nicht ohne Konsequenzen bleiben. (obf)