Klima-Kleber nerven, stören und verärgern Autofahrer – so die Meinung vieler über Aktivisten von «Renovate» oder der «Letzten Generation». Die Klimaschützer selbst sagen, dass die jungen Leute keine Zukunft mehr haben. Eine Aktivistin (35) aus Regensburg (D), die sich derzeit in Deutschland vor Gericht für eine Strassenblockade im Juni 2022 verantworten muss, hat sich deshalb laut eigener Aussage sterilisieren lassen.
Sie könne es nicht verantworten, ein Kind in diese Welt zu setzen, wird sie von «Focus» zitiert. Und die Aktivistin ist nicht die Einzige, die sich dem «Birth-Strike-Movement» (deutsch Gebärstreik-Bewegung) anschloss. Die Aktivisten wollen keine Kinder in eine Welt setzen, die zerstört werde.
Kinderfrei für das Klima ist keine neue Idee. «Die Welt kollabiert, und das passiert gerade jetzt. Ich bin so enttäuscht und mache mir solche Sorgen, dass ich beschlossen habe, keine Kinder in die Welt zu setzen», sagte die Sängerin Blythe Pepino (33) 2019 in einem Gespräch mit der BBC. Diese Angst teilen viele Aktivistinnen und Aktivisten. Immer mehr junge Menschen schliessen sich dem «Birth-Strike-Movement» an.
50'000 Euro als Belohnung
Die deutsche Autorin Verena Brunschweiger (43) ist der gleichen Meinung. «Um die Umweltbelastungen aufzuwiegen, die durch ein einziges, in Deutschland geborenes Kind verursacht werden, kann man viele, viele Flugreisen machen oder Steaks essen!», sagt die selbsternannte Antinatalistin.
«Viele Leute sind ja stolz drauf, dass sie Müll trennen und die Flaschen in den Container werfen – aber ihre eigene Fortpflanzung macht dann wieder alles zunichte. Diesen Aspekt möchte ich ins Bewusstsein rücken», stellt Brunschweiger in einem Interview mit der «Welt» klar. Brunschweiger forderte deshalb eine Zahlung von 50'000 Euro für Menschen, die auf Kinder verzichten – als Belohnung zur angeblichen Schonung der Erde.
Auch der Aktivist Marc Fehn (35) liess sich 2020 fürs Klima sterilisieren. «Ich glaube, dass der Planet bereits überbevölkert ist und nicht noch mehr Menschen braucht», sagte er zur «Zeit». Deshalb gönne er sich ab und zu auch einen Kurzstreckenflug oder ein gutes Stück Fleisch.
Umstrittene Studie
Hinter der umstrittenen Sterilisations-Bewegung steht eine umstrittene Studie. So behauptet eine 2017 veröffentlichte Studie der Universität Lund und der University of British Columbia, dass der Verzicht auf ein eigenes Kind helfe, den Klimawandel zu stoppen. Die Studie ist allerdings umstritten.
Und: Auch nicht alle Aktivisten sehen das so. Denn eine Welt ohne Kinder würde den Kampf um lebenserhaltende Massnahmen auf der Erde in ein seltsames Licht rücken. (jwg)