9 Milliarden Hühner, 32 Millionen Rinder und Kälber, 241 Millionen Truthähne, 2 Millionen Schafe. 121 Millionen Schweine. Sie alle wurden in zu den USA 2017 zu Fleischprodukten verarbeitet. Rund 1 Billion Dollar erwirtschaftete die Fleischindustrie laut dem «North American Meat Institute» im selben Jahr, was rund 5,6 Prozent des Bruttoinlandproduktes entspricht.
Doch gleichzeitig gibt es auch immer grösseren Widerstand gegen den Fleischkonsum, Vegetarier und Tier-Aktivisten machen sich für eine pflanzliche Ernährung stark und stossen damit auf viele Anhänger. Für das Jahr 2020 geht das amerikanische Landwirtschaftsministerium von einem deutlichen Rückgang an Fleischerzeugnissen aus, gleichzeitig schreiben Hersteller von Fleischersatz-Produkten Rekordgewinne.
«Direkter Angriff auf unsere Lebensweise»
Nun wird neues Öl in das Fleischkampf-Feuer geschüttet. Der Gouverneur des US-Bundesstaats Colorado, Jared Polis (45), hat entschieden, den 20. März zum «MeatOut Day» («Kein Fleisch-Tag») zu erklären. An dem Tag soll auf Fleisch auf dem Teller verzichtet werden. Allerdings ist das nur ein Appell – jeder darf in Colorado weiterhin selber entscheiden, was er diesen Samstag verspeist.
Trotzdem fühlt sich Pete Ricketts (56), der im Nachbarstaat Nebraska regiert, in seiner Ehre verletzt. «Das ist ein direkter Angriff auf unsere Lebensweise», sagte er an einer Kundgebung diese Woche. Ricketts kündigte darum an, den 20. März zum «Meat on the Menu Day» («Fleisch auf dem Speiseplan») zu erklären.
Der Idee den Wind aus den Segeln nehmen
Rickett führte aus, Fleisch sei ein nahrhaftes und proteinhaltiges Essen – und zudem ein grosser Wirtschaftssektor im Zwei-Millionen-Einwohnerstaat. «Wenn man in unserem Land Fleisch abschafft, würde man einen wichtigen Teil einer gesunden Ernährung und diesen wichtigen Industriezweig zerstören».
Die Fleischindustrie erwirtschaftet in Nebraska laut Landwirtschaftsminister Steve Wellmann 12 Milliarden Dollar jährlich, Tendenz steigend. An der Landwirtschaft würde jeder vierte Job hängen, erklärte er US-Medien. «Die Landwirtschaft ist das Herz und die Seele Nebraskas. Unsere 45’700 Farmen und Ranches halten unseren Staat Jahr für Jahr am Leben.»
Gouverneur Rickett sagte, bisher sei bei ihnen niemand auf die Idee gekommen, einen «MeatOut-Day» einzuführen. Mit seinem Vorschlag wolle er dafür sorgen, dass das so bleibt.
Aktivisten gegen Fleischfresser
Fleisch ist wichtig in Nebraska. Sehr wichtig. Der Mai zählt als «Fleischmonat», Autofahrer können Nummernschilder kaufen, auf denen «Fleisch-Staat» steht.
«MeatOut Day» wurde 1985 von der US-Organisation Farm Animal Rights Movement eingeführt. Die Bewegung will Nicht-Vegetarier animieren, eine pflanzenbasierte Diät auszuprobieren.
Der demokratische Gouverneur von Colorado, Jared Polis, ist selber Fleischesser. Sein Partner allerdings ein bekennender Tieraktivist und Veganer.
Eine von unzähligen Bekanntmachungen
Auch in Colorado hat die Ankündigung für viel Tumult gesorgt. Diverse konservative Gruppierungen haben angekündigt, an dem Tag besonders fleischhaltig kochen zu wollen.
Auf Nachfrage der US-Medien sagte das Büro von Polis, der Gouverneur erhalte jedes Jahr «Hunderte ähnliche Anfragen und lehnt solche nicht bindenden, rein zeremoniellen Bekanntmachungen praktisch nie ab». (vof)