Zehn Jahre lang gelang es dem Al-Kaida-Chef Osama bin Laden (1957–2011) nach dem Anschlag vom 11. September 2001 in New York, den amerikanischen Terrorjägern zu entkommen. Dann aber, am 2. Mai 2011, schlugen die US-Truppen in Pakistan zu und erschossen den lange gesuchten Verbrecher.
Wie hat der amerikanische Nachrichtendienst CIA den Terrorfürsten überhaupt finden können? Der Terrorismus-Experte und ehemalige CNN-Produzent Peter Bergen (58) schreibt in seinem Buch «The Rise and Fall of Osama bin Laden» (Der Aufstieg und Fall von Osama bin Laden), wie die Amerikaner vorgegangen waren. Über dieses neue Buch berichtet die New York Post.
Haus zur Festung ausgebaut
Unmittelbar nach dem Attentat in New York verstreute sich bin Ladens Familie in alle Himmelsrichtungen. Der Terrorführer selber versteckte sich in den Bergen Afghanistans und im Norden Pakistans. Um die Familie zu vereinen, beauftragte er seinen langjährigen Bodyguard Ibrahim Saeed Ahmed abd al-Hamid damit, in der pakistanischen Stadt Abbottabad ein Haus zu suchen und es zu einer Festung auszubauen. 2005 war das Haus bezugsbereit.
Das Haus, das Ibrahim für 50’000 Dollar gekauft hatte, war auch auf dessen Namen eingetragen. Er und sein Bruder wohnten mit ihren Familien aber in einem Nachbarhaus. Um sich nicht zu verraten, benutzten sie öffentliche Telefonzellen in der Stadt und entfernten auf dem Heimweg den Akku aus dem Handy.
Die bin Ladens verliessen ihre Festung selten. Amal, eine von bin Ladens vier Frauen, fuhr zweimal unter falschem Namen ins Spital, um Kinder zu gebären. Sie stellte sich jeweils taub, um Fragen ausweichen zu können.
Verdächtiges Treiben
2010 erkannte ein pakistanischer Informant in Peschawar bin Ladens Leibwächter. Von da an überwachte die CIA bin Ladens Anwesen, das mit fünf Meter hohen Mauern abgeschirmt war.
Die CIA-Spürnasen mieteten sich in der Nachbarschaft ein und erkannten schnell, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Obwohl der Hausbesitzer wohlhabend sein musste, gab es weder Telefonleitungen noch Internetverbindung. Das Haupthaus hatte nur wenige Fenster und einen von einer Mauer umgebenen Balkon.
Ebenfalls verdächtig war, dass die Nachbarn den Güsel für die Abfuhr hinausstellten, die Bewohner der Festung aber ihren ganzen Abfall im Garten verbrannten.
Zu viel Wäsche im Garten
Den entscheidenden Hinweis vor der Stürmung des Hauses gab aber die Wäscheleine im Garten. Jeden Tag flatterten da Kleider von Frauen und Männern im Wind. Auch Kinderkleider und Windeln wurden aufgehängt. Die CIA-Agenten zählten die Wäsche und merkten: Es sind weit mehr Kleider, als die elf Mitglieder der Leibwächterfamilien brauchten.
Laut Berechnungen der CIA mussten hier anhand der Kleider mindestens ein weiterer Mann, mehrere Frauen und mindestens neun Kinder leben.
Im Haus erschossen
Für CIA-Chef Leon Panetta (83) war dies Beweis genug. Am 14. Dezember 2010 präsentierte er seine Ermittlungsresultate US-Präsident Barack Obama (59), der ein halbes Jahr später zum finalen Angriff auf den Terrorfürsten blies.
Am frühen Morgen des 2. Mai 2011 stürmten Spezialeinheiten der Navy Seals die Villa und erschossen den unbewaffneten bin Laden. Noch am selben Tag wurde sein Leichnam an geheimer Stelle von Bord des US-Flugzeugträgers USS Carl Vinson aus im Arabischen Meer bestattet. (gf)