So lief die Bin-Laden-Mission ab
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Animation des Einsatzes:So lief die Bin-Laden-Mission ab

«Er gab mir keine Chance»
Jetzt spricht der Mann, der Osama bin Laden tötete

Robert O'Neill (45) tötete Osama bin Laden (†54). Zehn Jahren sind seitdem vergangen. Doch der Elite-Soldat kann sich noch gut an den Einsatz erinnern und besonders an den Moment, als er den Al-Kaida-Chef erschoss.
Publiziert: 03.05.2021 um 16:56 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2021 um 12:23 Uhr
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Robert O'Neill (45) tötete vor zehn Jahren Osama bin Laden (†54).

Er wurde als Terror-Fürst gefürchtet, galt als Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 und wurde daraufhin von den USA gejagt. Am Ende versteckte sich Osama bin Laden (†54) in einem Haus in Pakistan. Doch Spezialisten spürten ihn auf.

Daraufhin stürmten US-Elitesoldaten des berühmten «Team Six» das Haus und töteten den Al-Kaida-Chef. Den Abzug drückte damals der Ex-Navy-Seal Robert O'Neill (45). Zehn Jahre sind seither vergangen. Doch der 45-Jährige kann sich noch gut an den Einsatz erinnern.

Als sich die Truppe aufmachte, um das Haus zu stürmen, fielen bereits die ersten Schüsse. Der Terror-Fürst wurde gut bewacht. Die Elite-Einheit schaltete die Wachleute nacheinander aus und drang weiter vor und sicherte das Haus. Im Inneren stiessen sie auf den Sohn von Osama bin Laden, Khalid. Der 20-Jährige eröffnete das Feuer. Die US-Soldaten töteten ihn und rückten weiter vor – in den ersten Stock. Treppenstufe für Treppenstufe. Zu dem Zeitpunkt waren O'Neill und sein Kollege aber allein. Was sie oben erwartete, wussten sie nicht.

«Das Ganze hat weniger als eine Sekunde gedauert»

Der 45-Jährige wollte eigentlich auf Verstärkung warten. «Aber wir mussten uns beeilen, denn wenn bin Laden sich in die Luft sprengen wollte, würde er das bald tun», sagt er zur «Bild». Oben trafen sie auf eine Gruppe von Frauen. Entwarnung! Doch dann steht der Terror-Fürst direkt vor O'Neill. «Seine Hände liegen auf den Schultern seiner Frau. Er ergibt sich nicht, gibt mir keine Chance, ihn festzunehmen. Er ist eine Gefahr, er bewegt sich, ich halte ihn für einen Selbstmordattentäter und muss ihn so behandeln. Deshalb habe ich ihn erschossen.»

Es musste schnell gehen. Er befürchtete, dass sich bin Laden jede Sekunden in die Luft sprengen würde. «Ich habe ihm dreimal in den Kopf geschossen. Das Ganze hat weniger als eine Sekunde gedauert. Er war sofort tot.»

Elite-Soldat schrieb einen Abschiedsbrief an seine Tochter

Als die Nachricht über den Tod von bin Laden die Runde macht, gibt es Jubelschreie vor dem Weissen Haus in Washington. Auch O'Neill und seine Kollegen sind erleichtert und glücklich. Sie hatten sich darauf eingestellt, bei dem gefährlichen Einsatz zu sterben.

O'Neill hatte sogar bereits Abschiedsbriefe an seine Liebsten verfasst, wie er jetzt im Interview mit «Bild» erzählt. Auch an seine damals sieben Jahre alte Tochter. «Ich habe versucht ihr zu erklären, warum es richtig war, diese Mission durchzuführen. Natürlich habe ich geweint. Aber sie musste wissen, warum ich in diesen Einsatz gegangen bin. Sie verdiente eine Antwort.»

Trotz des riskanten Einsatzes. Der Elite-Soldat sieht sich selber nicht als Held. Das seien andere, nur nicht er. «Die Helden sind die Menschen, die ihn gefunden haben. Die Piloten. Die Rettungskräfte, die jetzt gerade in der Covid-Pandemie helfen. Helden sind Menschen, die rausgehen und anderen helfen. Ich bin kein Held. Ich bin nur ein Typ, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort stand.»

«Wir haben bin Laden bis zu den Toren der Hölle verfolgt»

Zehn Jahre sind seitdem vergangen. Und noch immer befinden sich US-Soldaten in Afghanistan. Aber das soll sich bald ändern. US-Präsident Joe Biden (78) will die Truppen abziehen. «Wir werden weiterhin jede Bedrohung, die von Afghanistan ausgeht, überwachen und unterbinden», erklärte Biden am Sonntag. Die Nachricht über den Tod bin Ladens vor zehn Jahren sei ein Moment gewesen, den er nie vergessen werde, betonte der Präsident.

«Wir haben bin Laden bis zu den Toren der Hölle verfolgt – und wir haben ihn erwischt», sagte Biden in einer vom Weissen Haus veröffentlichten Erklärung. «Wir haben das Versprechen an all jene gehalten, die am 11. September geliebte Menschen verloren haben.» Er lobte den damaligen Präsidenten Barack Obama für seine Entscheidung von 2011, die geheime Operation gegen den Al-Kaida-Chef zu genehmigen.

Die Terrorgruppe Al-Kaida sei im Land am Hindukusch zwar stark geschwächt, aber die Vereinigten Staaten blieben wachsam gegenüber der Bedrohung durch terroristische Gruppen, erklärte Biden weiter.

Biden hatte im vergangenen Monat angekündigt, Washingtons längsten Krieg bis zum 11. September zu beenden und alle Truppen abzuziehen. Experten befürchten, dass das Land ohne die internationalen Truppen wieder im Chaos versinken könnte. (jmh/SDA)

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