Als US-Präsident Joe Biden (80) am Montag in der Ukraine landete, um sich mit seinem Amtskollegen Wolodimir Selenski (45) zu treffen, stieg Chinas Spitzendiplomat Yi Wang (69) ins Flugzeug nach Russland – um sich mit Kremlchef Wladimir Putin (70) zu treffen.
Während sich die beiden Spitzenpolitiker geografisch in nächster Nähe befinden, kämpft man an entgegengesetzten Fronten – die sich immer weiter verhärten. Dies hat sich auch an der Münchner Sicherheitskonferenz gezeigt, wo US-Aussenminister Antony Blinken (60) Wang vor den versammelten Politikern und Sicherheitsexperten angriff.
Gemäss US-Geheimdiensten solle Peking erwägen, Russland mit «tödlicher Unterstützung» zu versorgen. «Wir haben das sehr genau beobachtet», so Blinken. «Und wir haben sehr deutlich gemacht, dass dies ein ernstes Problem für uns und unsere Beziehungen darstellen würde.» Das chinesische Aussenministerium weist diese Anschuldigungen vehement von sich. Im Gespräch mit Blick erklärt Klaus Mühlhahn, China-Experte von der Zeppelin-Universität aus Friedrichshafen. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass China Waffen an Russland liefern möchte.»
China möchte, dass Putin gewinnt
Denn: «Für China ist es von hoher Priorität, dass Putin diesen Krieg gewinnt.» Schliesslich sei Russland die einzige Grossmacht auf der Seite Chinas und eine Niederlage dieses wichtigen Verbündeten würde ein Zeichen der Schwäche darstellen. Um Russland einen Sieg zu ermöglichen, würde das Land sogar einen kompletten Bruch mit dem Westen in Kauf nehmen, ist Mühlhahn überzeugt. «Für China gibt es im Ukraine-Krieg nur eine Lösung: den Sieg Russlands.»
Kein Wunder also, dass sogar der chinesische Staatschef Xi Jinping (69) am Dienstag eine baldige Reise nach Moskau ankündigte, wie das «Wallstreet Journal» berichtet. Laut Informationen, welche der Zeitung vorliegen, wolle China eine aktivere Rolle bei der Gestaltung des Ausgangs des Ukraine-Kriegs spielen.
Sollten sich die US-Anschuldigungen bewahrheiten, würde dies eine erhebliche Eskalation der chinesischen Unterstützung für Russland bedeuten. So würde auch eine unvorhersehbare neue Phase im Ukraine-Krieg beginnen. Selenski warnte sogar: «Falls sich China mit Russland verbünden sollte, gibt es einen dritten Weltkrieg.»
Eine Entspannung der Situation ist auch laut Mühlhahn nicht in Sicht, das Eskalationspotenzial steige. «Es wird zu einer Spaltung der Welt kommen. Der Globus wird sich in zwei Lager aufteilen», ist sich der Experte sicher. Eine Art neuer Kalter Krieg – dieses Mal aber zwischen den USA, China, Russland und deren jeweiligen Alliierten.
Dass sich die Lage zwischen den USA und China aktuell so rasant zuspitzt, ist kein Zufall, so Mühlhahn. Denn wenn China Russland noch nicht mit Waffen unterstützt, tut es dies zumindest wirtschaftlich. Beispielsweise kann Russland sein Öl und Gas an China, statt an westliche Länder, verkaufen. Dies wirkt «wie ein Brandbeschleuniger».
