Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte ein internationales Team von Wissenschaftlern zusammen, um dem Ursprung des Coronavirus auf den Grund zu gehen. Am Donnerstag veröffentlichte das Team einen ersten Bericht. Demnach trugen höchstwahrscheinlich Fledermäuse einen Vorgänger des Virus in sich. Später soll sich dieses dann auf ein anderes Säugetier übertragen haben, das später auf einem Wildtiermarkt verkauft wurde.
Noch sind die Untersuchungen aber nicht abgeschlossen. Das Problem: Um festzustellen, wie sich das Virus auf Menschen ausbreitet, fehlt es noch immer an chinesischen Daten. «Der Mangel an politischer Zusammenarbeit mit China behindert weiterhin jeden sinnvollen Fortschritt», sagte Lawrence Gostin (72), der das O’Neill Institute for National and Global Health Law an der Georgetown University leitet, gegenüber der «New York Times».
Kein Hinweis auf Laborleck
Der jüngste Bericht der Wissenschaftler konzentriert sich offenbar ausschliesslich auf veröffentlichte, von Experten begutachtete Studien. Denn das Team der WHO ist nicht befugt, Nachforschungen in China oder anderswo anzustellen.
Eine Untersuchung vor Ort wäre aber ohnehin schwierig gewesen. Denn die mit der Pandemie in Verbindung stehenden Märkte wurden nach Bekanntgabe der ersten kranken Personen sofort von der örtlichen Polizei geschlossen und desinfiziert. Zudem sollen im Anschluss Millionen von Tiere getötet worden sein.
Mischung aus Viren
Immerhin: Trotz der Schwierigkeiten sind jedoch einige Informationen aus China durchgesickert. Letzte Woche veröffentlichten chinesische Forscher eine Studie über Marderhunde und Fledermäuse, die im Januar 2020 in der Region Wuhan gesammelt wurden.
Bei 15 Marderhunden fanden die Forscher eine neue Art von Coronavirus. In 334 Fledermäusen fanden die Forscher zudem eine Mischung aus Coronaviren, von denen einige mit dem Virus verwandt sind, das die Pandemie verursacht hatte. Aber: Laut Wissenschaftlern ist diese Stichprobe nicht gross genug, um Schlüsse daraus ziehen zu können. (bra)