Es ist 18 Uhr. Die Wahllokale in den 218 Gemeinden Sachsen-Anhalts schliessen. 1,8 Mio. Menschen waren am Sonntag aufgerufen, ihren Stimmzettel abzugeben. Und sie haben entschieden! Der Druck auf die Sektkorken steigt: Denn, so bestätigen die Hochrechnungen, ein klarer Sieger steht schon an diesem frühen Sonntagabend fest.
Es ist die CDU, die allen Grund zum Feiern hat. Spitzenkandidat Reiner Haseloff (67) wird in seinem Amt bestätigt. Seit zehn Jahren nun führt der studierte Physiker aus Bülzig den Magdeburger Landtag an. Jetzt wurde er mit einer überraschend positiven Mehrheit von voraussichtlich knapp 36 Prozentpunkten wieder gewählt. Bei der letzten Landtagswahl 2016 erreichte seine Partei lediglich 29,8 Prozent. «Ich bin überglücklich und freue mich über dieses Vertrauen», kommentierte der amtierende Ministerpräsident die Hochrechnungen.
«Wahlsieg auch Bestätigung für Kanzlerkandidat Armin Laschet»
So bleiben die Christdemokraten mit Abstand die stärkste Kraft. Balsam auf die Wunden der Bundes-CDU, die im selbstzerfleischenden Duell der Kanzlerkandidaten und in anhaltenden Maskenskandalen Federn lassen musste. «Die Union kann noch Wahlen gewinnen», jubelt Partei-Kollege Friedrich Merz (65) und interpretiert Haseloffs Sieg auch als Bestätigung des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet (60).
Das so befürchtete Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Rechtspopulisten blieb aus. Zu gross scheint der Abstand. Auch die endgültige Auszählung der noch ausstehenden Briefwahlstimmen wird an der Tatsache nichts ändern: Sachsen-Anhalt hat den Vormarsch der AfD gestoppt! Diese bleibt zwar zweitstärkste Partei im Bundesland, doch erhielt laut Prognose mit 23 Prozent der Stimmen 1,3 Prozent weniger Prozentpunkte als noch in 2016. AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla (46) behauptet dennoch vollmundig: «Die Wähler wollen eine Regierung aus CDU und AfD.» Eine Koalition mit den Rechten? Ein No-Go für die CDU. Dabei bleibt auch Reiner Haseloff.
SPD und Linksparteien fahren schmerzliche Verluste ein
Koalieren kann man auch mit kleineren Partnern. Zum Beispiel mit der erprobten Kenia-Ampel. Trotz Stimmenverlusten von über zwei Prozent könnte die rote SPD mit ihren 8,5 Prozent noch im Rennen für die Regierungsbildung bleiben. Zusammen mit den Grünen, die mit 6,5 Prozent leicht zulegten (2016 waren es 5,2 Prozent). Aber auch Jamaika ginge. Nach zehn Jahren schafft die gelbe FDP mit prognostizierten 6,8 Prozent wieder den Sprung in den Landtag und könnte mit den Schwarzen und den Grünen zusammen regieren.
Auf Platz 3 landet die Linkspartei, die zunehmend in ihrer einstigen politischen Heimat herbe Verluste einfährt. So wählten voraussichtlich nur elf Prozent die Partei, über 5 Prozent weniger als noch vor fünf Jahren. Draussen bleiben müssen die Freien Wähler. Sie konnten nur 3 Prozent der Wählerschaft überzeugen.