Er war gerade beim Joggen durch den Wald, als sich ein Bär auf ihn stürzte und Andrea P.* (†26) in der italienischen Provinz Trentino tötete. Die Attacke geschah vor einer Woche. Jetzt wird bekannt: Bei dem Tier handelt es sich um eine Bärin, die schon früher für Angriffe auf Menschen verantwortlich war.
Die Bärin mit der Kennung JJ4, die den Namen Gaia erhalten hat, soll schon 2020 einen Vater und seinen Sohn im Wald angegriffen haben. Dies berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters. Die beiden überlebten den Angriff. Brisant: Die Bärin sollte damals schon aus Sicherheitsgründen getötet werden. Der Entscheid wurde im Anschluss von einem Gericht rückgängig gemacht.
Problematische Bärenfamilie
In Deutschland hat der Bruder der Bärin (JJ1) für Schlagzeilen gesorgt. Wie der «Spiegel» berichtet, riss das als «Problembär-Bruno» bekannte Männchen 2006 auf bayrischem Boden Schafe, plünderte Bienenstöcke und marschierte durch ganze Ortschaften. Bruno wurde im Anschluss an seine Streifzüge abgeschossen und befindet sich jetzt ausgestopft in einem Museum in München.
JJ3, ein weiterer Bruder von Gaia, wurde 2008 in Thusis GR von Wildhütern erlegt. Auch dieses Tier war alles andere als menschenscheu. Er stahl Kuchen vom Fensterbrett, plünderte Abfallcontainer und wurde schliesslich sogar als Risikobär deklariert. Als seine Eskapaden zu wild wurden, musste auch er abgeschossen werden.
Die drei Problembären sind die Kinder von Bärin Jurka und Bär Joze. Sie wurden 2001 im Rahmen eines Wiederbesiedlungsprogramms in den Wäldern des Trentino-Gebietes freigelassen. Auch die Mutter sorgte für Wirbel und wurde als risikoreich eingestuft. Jurka lebt seit ein paar Jahren in einem Bärenpark im Schwarzwald.
Bärin hat ein elektronisches Halsband
Die tödliche Attacke auf P. schockt die Bevölkerung und löste neue Diskussionen über das Zusammenleben von Mensch und Tier aus. Die Familie des jungen Mannes will Klage gegen die Behörden einreichen. Es könne doch nicht sein, dass ihr Sohn unweit seines Wohnortes von einem Bären angegriffen wird, sagten sie gegenüber italienischen Medien.
Die Suche nach Gaia läuft auf Hochtouren: Die Bärendame hat zwar nach dem Zwischenfall 2020 ein elektronisches Halsband erhalten, das funktioniert aber nicht mehr. Deshalb können keine Daten ausgewertet werden.
Im Jahr 2021 lebten in der entsprechenden Region rund 100 Bären. Der jüngste Angriff auf den Jogger, der nach einer Runde im Wald nicht mehr nach Hause zurückkehrte, führte dazu, dass Italiens Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin (69) momentan mit den zuständigen Stellen über eine Umsiedlung der Bärenpopulation nachdenkt. (ene)
* Name bekannt