Sie lauern in der Metro, auf Hotelbetten und in Kinos: Bettwanzen machen den Menschen in Frankreich momentan das Leben schwer. Die Parasiten sind braun, nach der Nahrungsaufnahme verwandeln sie sich in ein sattes Rot. So beschreibt eine französische Zeitung die Tierchen.
Das Problem hat mittlerweile ein nationales Ausmass angenommen. In der Politlandschaft wird darüber debattiert, wie am besten mit den Plagegeistern umgegangen wird. Ein Jahr vor den Olympischen Sommerspielen sorgt die Ausbreitung der Wanzen für Nervosität. Zahlreiche Videos in den sozialen Medien zeigen die kleinen Käfer an den verschiedensten Orten im öffentlichen Raum.
Wegen Wanzenbefalls wurden in Marseille und Lyon je eine Schule vorübergehend geschlossen. Hinzu kommt: Mehrere Kinobetreiber haben in den vergangenen Wochen Spezialisten angefordert, um die Kinosäle mit Spürhunden zu untersuchen.
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Politische Lager kritisieren sich gegenseitig
Zum Thema soll es am Freitag sogar ein Krisentreffen mit mehreren Ministern geben. Die Linken werfen der Regierung vor, nicht genug gegen die Verbreitung der Blutsauger zu tun. Sie forderte die Einrichtung eines kostenlosen Desinfektionsdienstes für die Bürger. Die Sozialisten fordern ihrerseits eine neue Klausel in Versicherungsverträgen für Häuser und Wohnungen.
Am Mittwoch sagte der Gesundheitsminister Aurélien Rousseau, dass Bettwanzen-Befall für Betroffene «die Hölle» sei. Gleichzeitig betonte er aber auch, es gebe «keinen Grund, wegen der Insekten in allgemeine Panik zu verfallen».
Nach einer im Juli veröffentlichten Studie sind elf Prozent aller Haushalte in Frankreich von Bettwanzen betroffen – unabhängig vom sozialen Milieu. Die Blutsauger waren in den 50er-Jahren aus dem Alltagsleben weitgehend verschwunden, sind aber bereits seit drei Jahrzehnten zunehmend präsent. Begünstigt wird ihre Verbreitung durch Reisen, das Kaufen von Secondhand-Kleidung, wachsende Resistenz der Tierchen und vermutlich auch durch den Klimawandel.
Koffer nicht auf Hotelbetten legen
Verkehrsminister Clément Beaune hatte am Mittwoch Vertreter der Bahn, des öffentlichen Nahverkehrs und der Flughäfen zu einer Krisensitzung einberufen. Es ging um mögliche Massnahmen, wie die Verbreitung der Tierchen gezielt eingedämmt werden kann.
Die Regierung verweist auf die seit Jahren geltenden Verhaltensregeln: Reisende sollten vermeiden, ihre Koffer auf Hotelbetten abzustellen. Mutmasslich befallene Wäsche sollte bei 60 Grad gewaschen werden.
Die Aufregung der Politiker hängt nicht zuletzt mit den Olympischen Spielen zusammen, die im Sommer 2024 in Paris und an anderen Orten im Land stattfinden. Angesichts der erwarteten Besucherscharen soll alles getan werden, um einen Imageschaden zu vermeiden. (AFP/ene)