Blinde Passagiere aus Hotels
So bringst du keine Bettwanzen aus den Ferien nach Hause

Kammerjäger Christian Zehnder gibt Tipps, wie du dich vor den Parasiten schützen kannst. Und was du tun muss, falls sie dich doch erwischen sollten.
Publiziert: 23.10.2023 um 12:40 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2023 um 12:42 Uhr
Bettwanzen beissen Menschen vor allem nachts. Sie werden vom ausgeatmeten CO₂ angezogen.
Foto: NaturePL
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Valentin RubinRedaktor Service

«Im internationalen Vergleich steht die Schweiz gut da», sagt Kammerjäger Christian Zehnder (48) über die Bekämpfung und Vorbeugung von Bettwanzen. Der Betriebsleiter der Schädlingsbekämpfungsfirma Ratex AG in Zürich weist darauf hin, dass die Tiere meistens im Reisegepäck aus dem Ausland eingeschleppt werden.

In Ritzen und Spalten fühlen sich Bettwanzen wohl. Im Hotelzimmer ist besondere Aufmerksamkeit nötig.
Foto: Mauritius Images

«Die Insekten sind nachtaktiv. Tagsüber sieht man Bettwanzen kaum», sagt Zehnder. In fremden Unterkünften sei es darum wichtig, nach Kotspuren Ausschau zu halten, damit man sie nicht unbemerkt nach Hause bringe. Zehnder empfiehlt, folgende Stellen zu kontrollieren:

  • Bett und Bettgestell: Da sie den Menschen nachts beissen, verstecken sich Bettwanzen oft im Bett oder Bettgestell. Vor allem unter der Matratze, in Ritzen und Hohlräumen im Bettgestell, oder in Steckdosen neben dem Bett.
  • Gepäckablage: Bettwanzen reisen im Gepäck mit und halten sich darum oft auf Gepäckablagen auf – vor allem in Nischen, Ecken und Hohlräumen. Dass sie sich in der Kleidung einnistet, die man am Körper trägt, ist unwahrscheinlich. Bettwanzen mögen keine Erschütterung.
  • Nachttische und Schränke: In Holzmöbeln haben Bettwanzen viele Möglichkeiten, sich zu verstecken. Da Hotelgäste Kleider und Reisegegenstände in Schränken deponieren, nisten sich Bettwanzen gerne dort ein.
  • Bilder, Spiegel und Vorhänge: Bettwanzen verstecken sich oft hinter Bildern, Spiegeln oder Vorhängen an den Wänden, wo sie ungestört sind und von wo sie rasch in Schränke oder Betten gelangen können. Darum lohnt sich dort eine Sichtkontrolle.
  • Stühle, Sofas und Sessel:Bettwanzen werden von ausgeatmetem CO₂ angezogen. Daher sind sämtliche Bereiche, wo sich Menschen über einen gewissen Zeitraum aufhalten und CO₂ ausatmen, für Bettwanzen attraktiv – auf Stühlen, Sofas und Sesseln. Dort können sie sich zudem gut in Ritzen und Spalten verstecken.
Kammerjäger mit Spürhunden

Christian Zehnder (48) liess sich zum Schädlingsbekämpfer ausbilden und ist Betriebsleiter der Ratex AG in Zürich, die seit 45 Jahren Schädlingsprävention und -Bekämpfung anbietet. Laut Zehnder sind speziell ausgebildete Bettwanzen-Spürhunde das beste Mittel, um die Schädlinge ausfindig zu machen. Deswegen nimmt er seine beiden Spürhunde Aika und Fiby nach Möglichkeit stets mit in die Ferien.

zvg

Christian Zehnder (48) liess sich zum Schädlingsbekämpfer ausbilden und ist Betriebsleiter der Ratex AG in Zürich, die seit 45 Jahren Schädlingsprävention und -Bekämpfung anbietet. Laut Zehnder sind speziell ausgebildete Bettwanzen-Spürhunde das beste Mittel, um die Schädlinge ausfindig zu machen. Deswegen nimmt er seine beiden Spürhunde Aika und Fiby nach Möglichkeit stets mit in die Ferien.

«Einen Befall erkennt man oft erst, wenn man Bettwanzenbisse auf der Haut feststellt», sagt Zehnder. Dann habe es auch Blutspuren auf Matratze und Bettdecke. Bettwanzen können nicht von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Ein Biss sei ungefährlich und nicht immer trete deswegen eine Hautreaktion auf. Falls doch, sehe diese aus ein Mückenstich – rötlich und wenige Millimeter gross. Im Gegensatz zu Mückenstichen bilden Bettwanzenbisse oft eine Linie auf der Haut – eine sogenannte Bettwanzenstrasse. «Die Wanzen suchen Blutgefässe und beissen so lange, bis sie eines finden.»

Mehrere Bisse, die eine Linie bilden, deuten auf Bettwanzen hin.

Zehnder empfiehlt, nach einer Reise folgende Massnahmen zu ergreifen – sei es aufgrund eines konkreten Verdachts oder nur, um auf Nummer sicher zu gehen:

So erkennst du Bettwanzenstiche
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Roter Ausschlag über Nacht:So erkennst du Bettwanzenstiche
  • Gepäck vom Spezialisten kontrollieren lassen: Einige Kammerjäger bieten Gepäckkontrollen mit Spürhunden an, die Bettwanzen in kurzer Zeit erschnüffeln. Finden die Hunde welche, kommt das Gepäck für mehrere Stunden in eine 60 Grad warme Thermozelle. Das tötet sämtliche Bettwanzen.
  • Gepäck zu Hause in Plastiksäcke packen: Wer keine Möglichkeit für eine Wärmezellen-Behandlung hat, sollte nach der Ankunft zu Hause – am besten noch vor der Eingangstür – sämtliche Koffer, Taschen und weitere Gepäckstücke einzeln in luftdichte Plastiksäcke verpacken. So verhindert man, dass sich Schädlinge in der Wohnung ausbreiten.
  • Kleidung über der Badewanne ausschütteln: Das einzeln eingepackte Gepäck kann man anschliessend über der Badewanne öffnen und die Kleidungsstücke einzeln und gründlich darüber ausschütteln. Falls Bettwanzen herausfallen – sie sind rötlich-schwarz – sind sie in der weissen Wanne klar erkennbar und lassen sich in den Abfluss spülen.
  • Wäsche bei 60 Grad waschen: Da man trotz ausschütteln nicht sicher sein kann, dass alle Bettwanzen beseitigt wurden, muss man die Kleider bei 60 Grad waschen. Das tötet verbleibende Parasiten ab.
  • Nicht waschbares Gepäck einfrieren: Heikle Kleidungsstücke oder Gepäck, das nicht gewaschen werden sollte (Bücher, Taschen oder Schuhe), kann in Plastiksäcke gepackt und für sieben Tage ins Gefrierfach gelegt werden.
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