Die Bilder gingen um die Welt: Rund 1,4 Millionen Menschen sind am Wochenende in Deutschland auf die Strasse gegangen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.
Auch die Klimabewegung Fridays for Future (FFF) war mit dabei und hatte zur Kundgebung «Demokratie verteidigen» aufgerufen. Sehr zur Freude von FFF-Frontfrau Luisa Neubauer (27). Auf X postete sie eine Meldung der französischen Zeitung «Le Monde» über die Proteste in ganz Deutschland und schrieb dazu: «A German spring», (zu Deutsch: «ein deutscher Frühling»).
Arabische Länder versanken im blutigen Chaos
Aber was genau meint Neubauer damit? Offenbar ist es eine Anspielung auf den Arabischen Frühling. So wird eine Welle von Protesten genannt, die zuerst in Tunesien 2010/2011 und zum Sturz der Regierung führte und schliesslich andere arabische Länder erfasste.
Die Ägypter wie die Libyer setzten ihre Diktatoren ab, doch die Hoffnung auf Demokratie keimte nur kurz. In Ägypten verhinderte das Militär eine Machtübernahme der islamistischen Muslimbrüder und herrscht seither, Libyen versank im Bürgerkrieg. Als einziges arabisches Land brachte Tunesien seine Demokratisierung voran, doch selbst dort droht ein Comeback der Autokratie.
«In den arabischen Ländern riskierten die Menschen viel»
Dass Luisa Neubauer die friedlichen Proteste in Deutschland mit dem blutigen Arabischen Frühling gleichsetzt, irritiert darum. «Der Vergleich ist doch bitte nicht ihr Ernst?», schreibt jemand unter den Post auf X. «Soll das eine Analogie zum arabischen Frühling sein? Total daneben», lautet ein anderer Kommentar. Jemand anders vermutet, Neubauer habe wegen ihrer Klima-Proteste wohl den Geschichtsunterricht verpasst.
Auch deutsche Politikwissenschaftler Thomas Jäger sagt: «In Deutschland wird mit der Regierung gegen eine Ideologie demonstriert. Hier riskiert keiner etwas, in den arabischen Ländern riskierten die Menschen viel», sagt er zu «Bild».
Anlass für die Proteste in Deutschland sind Enthüllungen des Netzwerks Correctiv über ein rechtsextremes Geheimtreffen in Potsdam. Dort war demnach über Pläne für eine massenhafte Abschiebung von Menschen mit Migrationshintergrund beraten worden sowie von weiteren aus Sicht der Teilnehmenden unerwünschten Deutschen.
Unter anderem nahmen Mitglieder der AfD und der rechtskonservativen Werteunion teil. Die Demonstrationen richten sich aber auch grundsätzlich gegen ein Erstarken des Rechtsextremismus. (jmh/AFP)