Videos zeigen die brennende Ölraffinerie
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Ukraine greift mit Drohnen an:Videos zeigen die brennende Ölraffinerie

Blick wertet die widersprüchlichen Meldungen aus
Wer hat im Ukraine-Krieg eigentlich gerade die Oberhand?

Die Meldungen aus der Ukraine sind widersprüchlich. Und einen Überblick zu gewinnen, ist gar nicht so einfach. Blick hat sich einer einfach klingenden Frage angenähert: Wer gewinnt gerade in der Ukraine?
Publiziert: 20.03.2024 um 20:14 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2024 um 20:17 Uhr
Ukrainischer Soldat auf einem deutschen Flakpanzer des Typs Gepard an der Front. Dort herrscht ein zermürbender Stellungskrieg.
Foto: IMAGO/ABACAPRESS
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit – und die Ukraine ist da keine Ausnahme. Die aktuellen Meldungen vom Frontverlauf: verwirrend und widersprüchlich. Anfang Monat schien sich das Blatt zu Gunsten Putins zu wenden. Der Autokrat rückte in einem Tempo vor, wie es ihm seit Anfang 2023 nicht mehr gelang. Kurz darauf war es schon wieder die Ukraine, die Erfolge vermelden konnte. Mittlerweile scheint die Ukraine wieder Oberwasser zu haben – und Partisanen bringen die Russen sogar auf russischem Territorium in Bedrängnis. Stellt sich die Frage: Wer hat denn jetzt wirklich die Oberhand in der Ukraine? Blick bringt Licht ins Dunkel.

Russen rücken vor – aber im Schneckentempo

Fest steht: Die Frühjahrsoffensive der Ukrainer ist gescheitert. Die von den Russen besetzten Gebiete konnten nur am Rande zurückerobert werden. Noch immer stehen sich die feindlichen Truppen an einer 1000 Kilometer langen Frontlinie gegenüber. In Kupjansk, Kreminna, Bachmut, Awdijiwka, Donezk wird erbittert gekämpft. An drei Stellen rückten die Russen vor. Wladimir Putin (71) lobt in seiner Rede zum Wahlsieg am Sonntag diese militärischen Erfolge. Was er verschweigt: Es handelt sich um eroberte Dörfer, um besetzte Strassenzüge, um wenige Hundert Meter Land – und das unter hohen Verlusten. Allein am 18. März 2024 seien 810 russische Soldaten gefallen oder schwer verwundet worden, melden die ukrainischen Behörden. Russland besetzt 18 Prozent der Ukraine im Osten. Das sind nur elf Prozent mehr als vor Beginn der Invasion am 24. Februar 2022. Dennoch: Der Kampf ist für die Ukraine zermürbend. Wenn auch taktisch überlegen, so fehlen den Verteidigungskräften an der Front Munition für ihre Artillerie, Befestigungsanlagen und rund 500'000 Soldaten. Westliche Beobachter befürchten, dass es bei einem bedeutenden Durchbruch der Russen zu einem Domino-Effekt kommen könnte und die Ukraine endgültig in die Defensive gerät.

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Zermürbender Stellungskrieg: Ein ukrainischer Soldat auf einem deutschen Flakpanzer des Typs Gepard an der Front.
Foto: IMAGO/ABACAPRESS

Hier hat die Ukraine die Oberhand

Auf dem Land steckt die Ukraine im Stellungskrieg fest, doch im Schwarzen Meer hat ihr Militär die Oberhand. Ukrainische Drohnen- und Raketenangriffe auf russische Schiffe, Werften, Munitionslager und Infrastruktur haben die russische Schwarzmeerflotte von der Krim vertrieben. Laut dem Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS) soll Russland seit Kriegsbeginn rund 40 Prozent seiner Marine-Tonnage verloren haben. Landungsschiffe, Fregatten und U-Boote wurden von ihrem Hauptstützpunkt in Sewastopol in den 300 Kilometer östlich gelegenen Hafen von Noworossijsk auf russisches Kernland verlegt. Zwar beschiesst Russland mit Drohnen und Langstreckenraketen weiter ukrainische Häfen, auf dem Meer zeigen die Angriffe kaum Wirkung. So lässt die Ukraine Handelsschiffe von und zu ihren Häfen in Küstennähe navigieren. Der Getreideexport in den Nahen Osten erreicht wieder Vorkriegsniveau.

Hohe Verluste – kein Thema für Putin

Ein Stellungskrieg schwächt die Ukraine. Putin hingegen kann es sich leisten, auf Zeit zu spielen. Er wurde zum fünften Mal mit angeblich überwältigender Mehrheit zum Staatsoberhaupt gewählt und kann nun weitere sechs Jahre schalten und walten, wie er will. Putin hat sein Reich längst auf Kriegswirtschaft umgestellt. Während Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski (46) auf Rüstungslieferungen aus dem Westen angewiesen ist, produziert Russland mit Hochdruck seine Artillerie und Munition selber und importiert zudem Drohnen und Granaten aus dem Iran und Nordkorea. Auch auf «Menschenmaterial» kann der Kreml zurückgreifen. Laut Verteidigungsminister Sergei Schoigu (68) verfüge Russland insgesamt über 25 Mio. Reservisten. Für eine neue Mobilmachung stehen heute bereits zwei Mio. Reservisten in den Startlöchern. Genug für den Nachschub an Soldaten, die an der Front zu Tausenden sterben. Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass in der Bodenoffensive seit Kriegsbeginn mehr als 350'000 russische Soldaten getötet oder verwundet wurden. 

Westlicher Zwist spielt dem Kreml in die Karten

Mit Genugtuung dürfte Wladimir Putin die Uneinigkeit des Westens verfolgen, wenn es um die dringen benötigte Unterstützung der Ukraine geht. US-Republikaner blockieren im Repräsentantenhaus Militärhilfen in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar. Deutschland verweigert Selenski die gewünschten Lenkflugkörper Taurus. Und Frankreich weckt mit dem Vorschlag, zur Not auch Bodentruppen in die Ukraine zu schicken, den Unmut seiner Partner.

Zudem stehen in den USA Präsidentschaftswahlen an. Nato-Gegner Donald Trump (78) könnte wieder ins Weisse Haus ziehen. Trump erklärte vor neun Tagen gegenüber Ungarn-Präsident Viktor Orban, bei dessen Besuch in Florida, er würde keinen Penny an die Ukraine zahlen. Doch ob Putins Rechnung aufgeht, sei dahingestellt. Denn aufgeben will die Nato die Ukraine nicht. Joe Biden schnürte vergangenen Dienstag ein eigenes Notpaket: Waffen im Wert von 300 Mio. US-Dollar sollen bald an Kiew gehen. Zwar liefert Deutschland keine Taurus-Raketen, aber im Ringtausch mit Grossbritannien, könnte die Ukraine bald britische Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow erhalten. Und Trump ist noch nicht gewählt.

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