Hier strömen Wassermassen aus dem Stausee
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Damm bei Cherson zerstört:Hier strömen Wassermassen aus dem Stausee

Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zur Staudamm-Zerstörung
Das ist zur Staudamm-Zerstörung bisher bekannt

Am Dienstagmorgen kam es laut Informationen des ukrainischen Militärs zu Sprengungen am Kachowka-Damm. Dieser hält einen riesigen Stausee. Dem Süden der Ukraine drohen katastrophale Folgen.
Publiziert: 06.06.2023 um 08:05 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2023 um 09:05 Uhr
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Am Dienstagmorgen strömen die Wassermengen aus dem Kachowkaer Stausee.
Foto: Telegram

Mehrere Milliarden Kubikmeter Wasser fasst der Stausee beim gigantischen Kachowka-Staudamm. Nun werden diese Millionen Liter zur Bedrohung. Aufnahmen in den sozialen Medien zeigen, wie Wassermengen aus dem See herausströmen.

Die Evakuierung der Bevölkerung ist im Gange – Cherson und 80 weiteren Dörfern droht die komplette Überschwemmung. Laut ukrainischen Behörden befinden sich 16'000 Menschen in Lebensgefahr.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Kachowka-Damm in den Fokus des Kriegs rückt. Schon im Herbst warf das ukrainische Militär Russland vor, den Staudamm sprengen zu wollen. Blick liefert die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Was ist passiert?

Offenbar kam es am frühen Morgen zu Explosionen. Die Ukraine beschuldigt Russland der vorsätzlichen Sprengung. Der ukrainische Journalist Konstantin Ryjenko schreibt auf Telegram: «Vorläufigen Angaben zufolge haben die Russen seit dem Abend alle Schleusen geöffnet, um Wasser abzulassen und den Wasserstand des Flusses Dnepr zu erhöhen.» Es gibt erhebliche Schäden am Damm. Das Wasserkraftwerk ist vollständig zerstört und kann nicht wiederhergestellt werden, berichtet das Wasserkraftwerk-Unternehmen Ukrhydroenergo. Es sei «offensichtlich», dass eine Reparatur nicht möglich sei, sagte der russische Besatzungsbürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag im russischen Staatsfernsehen.

Derweil behauptet der Kreml, der Beschuss durch die Ukraine hätte zu den Schäden geführt. Russische Propagandisten haben eine andere Theorie: Der Staudamm sei schlicht zu alt gewesen. «Der Damm konnte dem Schaden und dem Wasserdruck nicht standhalten», schreibt der russische Propagandist Juri Podoljaka.

Der russische Nachrichtendienst Tass schreibt, dass 11 von 28 Teilstücken des Kachowka-Wasserkraftwerks zerstört wurden und dass 80 Siedlungen überflutet werden könnten.

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Wo liegt der Kachowka-Damm?

Die Anlage, die 1955 errichtet wurde, befindet sich nahe der südukrainischen Region Cherson. Der Stausee, den der Damm hält, ist gigantisch. Das Staubecken ist 240 Kilometer lang und hat ein Fassungsvermögen von 18,2 Milliarden Kubikmetern Wasser. Am Fluss Dnepr entlang liegen viele Ortschaften. Diese sind nun bedroht. Die betroffene Region wurde im September von Russland annektiert, die Stadt selbst konnte aber von der Ukraine zurückerobert werden. Die Städte südlich des Dnepr werden aber nach wie vor von Russland kontrolliert.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) sagte im Herbst, der Damm sei von russischen Militärs vermint worden.

Welche Folgen hat die Explosion?

Der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, warnte, innerhalb von fünf Stunden könne der Wasserstand eine kritische Höhe erreichen. «Das Ausmass der Zerstörung, die Geschwindigkeit und Menge des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden gerade bestimmt», erklärte er. Im Falle eines Dammbruchs seien hunderttausende Menschen am Fluss Dnepr in Gefahr.

Auch das umkämpfte AKW Saporischja liegt in der Nähe des Dammes. Es könnte bei einer grossen Flutwelle ebenfalls akut gefährdet sein. Denn: Eine Unterbrechung der Wasserversorgung in der Südukraine würde auch das Kühlsystem des Atomkraftwerks beeinträchtigen. Im Falle einer Zerstörung des Staudamms würde zudem «der Nord-Krim-Kanal einfach verschwinden», der die 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim mit Wasser versorgt.

Was droht nun?

Anwohner berichten, dass das Wasser allmählich steige. Erste Häuser stehen bereits unter Wasser. Die Bevölkerung wird mit Bussen evakuiert.

Aber: Das Wasser strömt offenbar gleichmässig heraus. Zudem soll der Staudamm-Teil unter Wasser noch stehen. Eine Mega-Flutwelle scheint damit vorerst kein Thema zu sein. Ryjenko sagte: «Ich weiss nicht, was sie wirklich vorhatten, aber der Aufprall war so stark, dass fast das gesamte Kraftwerk weggeschwemmt wurde, aber zum Glück gab es keinen Tsunami und das Wasser kam gleichmässig herunter.»

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat nach der Sprengung eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats einberufen, wie am Morgen bekannt wurde.

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