Billiger Kakao-Anbau in Ghana
Kinder schuften für Schokolade von Lindt & Sprüngli

Das SRF-Reportagemagazin «Rundschau» ist bei Kakaoproduzenten in Ghana auf mehrere Fälle von verbotener Kinderarbeit gestossen. Von da bezieht auch Lindt & Sprüngli Rohstoffe.
Publiziert: 10.01.2024 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2024 um 10:32 Uhr
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Ein Bauer öffnet eine frisch geerntete Kakaoschote. (Archiv)
Foto: Getty Images

Die Schokoladen-Branche steht immer wieder in der Kritik, weil im Kakaoanbau Kinder als billige Erntehelfer zum Einsatz kommen. Das Reportagemagazin «Rundschau» von SRF hat sich deshalb auf Kakaoplantagen rund um die Stadt Tepa in Ghana umgeschaut. Die dortigen Produzenten bauen auch Kakao an, der in der Schokolade des Schweizer Herstellers Lindt & Sprüngli landet.

Die «Rundschau» stiess im Dorf Mfenibu auf zwei Brüder, die Kakaoschoten schleppten. Der eine war sechs, der andere acht Jahre alt. Im Ort Akwasi Asi half sogar ein Fünfjähriger seinem Vater. Ein Lehrer in Kokofu berichtete zudem, viele Kinder würden den Unterricht versäumen, weil sie bei der Kakao-Ernte helfen müssten.

Programm zur Verringerung des Risikos

Für Lindt & Sprüngli hat die Bekämpfung von Kinderarbeit nach eigenen Angaben «oberste Priorität». Mit dem «Lindt & Sprüngli Farming Program» soll das Risiko von Kinderarbeit verringert werden, wie aus einer firmeneigenen Broschüre hervorgeht.

Vor der Kamera wollte sich bei Lindt & Sprüngli niemand zum SRF-Bericht äussern. Die systemischen Faktoren, die zu Kinderarbeit führten, seien sehr schwierig zu beeinflussen, heisst es jedoch in einer schriftlichen Stellungnahme. «Die Bekämpfung von Kinderarbeit erfordert Bemühungen von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen, lokalen Institutionen, Schulen und Bauern.»

Lindt & Sprüngli ist einer der wichtigsten Abnehmer von Kakao in Ghana. Der Konzern bezieht dort Kakao von rund 80'000 Bäuerinnen und Bauern. Im Kampf gegen die Kinderarbeit setzt Lindt & Sprüngli auf unangemeldete Besuche bei Kakaobauern. Das Monitoring wird seit 2016 durchgeführt.

In einem Jahr nur 87 Fälle aufgedeckt

Im Jahr 2021 wurden 8491 Kontrollen durchgeführt. Dabei kamen 87 Fälle von Kinderarbeit ans Licht. Für den ghanaischen Journalisten Kwetey Nartey ist das «lächerlich wenig». «Die Überwachung durch die Schokoladenfirma ist unzureichend», kritisiert er. Tatsächlich unterscheiden sich die Zahlen deutlich von jenen des Schweizer Konzerns Barry Callebaut, der auf seinen 250'000 Betrieben in Westafrika innerhalb eines Jahres 53'839 Fälle von Kinderarbeit registrierte.

Für die Durchführung des Monitorings von Lindt & Sprüngli in Ghana ist das Schweizer Agro-Handelsunternehmen Ecom zuständig. Ecom ist der Lieferant von Lindt & Sprüngli für Kakao aus Ghana und einer der weltweit grössten Kakaohändler.

Lindt & Sprüngli erklärt, die Methoden zur Erfassung von Kinderarbeit würden sich zwischen den verschiedenen Schokoladenherstellern unterscheiden, entsprechend würden auch die Zahlen divergieren. Man versuche, das «Identifizierungssystem laufend zu verbessern». Die Umsetzung des «Farming Programs» werde kontinuierlich begleitet und überwacht. «Ein Qualitätssicherungssystem zielt darauf ab, potenzielle Interessenskonflikte der Lieferanten zu vermeiden.» (noo)

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