Kremlchef Wladimir Putin (70) hat sich mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden (79) verschätzt. «Ich denke, er ist ein rationaler Akteur, der sich erheblich verkalkuliert hat», sagte Biden laut TV-Sender CNN in einem Interview, das am Dienstagabend (US-Ortszeit) ausgestrahlt werden soll.
Biden sagte, er glaube zwar, dass Putin rational handle, seine Ziele in der Ukraine aber irrational seien. So spricht der amtierende US-Präsident Putins Wortwahl und Zielsetzung seit Kriegsbeginn an.
«Irrationale» Ideen von Putin
«Wenn man sich die Rede anhört, die er nach der Entscheidung (Krieg gegen die Ukraine zu führen) hielt, sprach er von der ganzen Idee, dass er als Führer eines Russlands gebraucht werde, das alle Russischsprachigen vereint. Ich meine, ich halte das einfach für irrational», sagte Biden laut CNN.
Weiter sagte Biden demzufolge, Putin sei fälschlicherweise davon ausgegangen, die Ukrainer würden sich einer russischen Invasion unterwerfen.
«Er hat sich einfach völlig verkalkuliert»
«Ich glaube, er dachte, er würde mit offenen Armen empfangen werden, dass dies die Heimat von Mutter Russland in Kiew sei, und dass er dort willkommen geheissen würde, und ich glaube, er hat sich einfach völlig verkalkuliert», sagte Biden.
Das Interview erscheint an jenem Tag, an dem es eine kleine Annäherung aus Russland kam. Denn bislang lehnte Russlands Präsident Wladimir Putin im Rahmen des Ukraine-Kriegs ein Treffen mit seinem US-Amtskollegen Joe Biden ab. Das hat sich nun offenbar geändert. Laut Aussenminister Sergej Lawrow (72) würde Russland ein Treffen bei dem bevorstehenden G20-Gipfel «nicht ablehnen».
Biden will nicht mit Putin reden
Der Kreml würde den Vorschlag prüfen, sofern dieser von den USA komme, sagte Lawrow laut der Nachrichtenagentur Reuters. Russland sei auch bereit, sich Vorschläge zu Friedensgesprächen anzuhören. Es sei aber unmöglich, schon im Voraus zu sagen, wohin dieser Prozess führen würde. Das G20-Treffen soll Mitte November auf Bali stattfinden.
Auf die Frage, ob er Putin auf dem Gipfeltreffen der Gruppe der 20 im nächsten Monat in Indonesien treffen werde, sagt Biden, er sehe keinen guten Grund für ein Treffen. «Wenn Putin über den inhaftierten amerikanischen Basketballstar Brittney Griner sprechen wolle, sei er für ein Gespräch offen.»
«Aber sehen Sie, er hat brutal gehandelt, er hat brutal gehandelt», sagt Biden zu CNN. «Ich denke, er hat Kriegsverbrechen begangen. Und deshalb sehe ich keinen Grund, mich jetzt mit ihm zu treffen.»
An der Front sieht es für Putin aktuell nicht gut aus. Seit mehreren Wochen schaffen es die Ukrainer, die russischen Streitkräfte zurückzudrängen, gar die wichtige Brücke vom russischen Festland auf die Krim wurde angegriffen. Seit Beginn der Woche schiesst Russland deshalb wieder grossflächig Raketen auf ukrainische Grossstädte. (euc/SDA)