Viele Geflüchtete versuchen derzeit, von Belarus über Polen in die EU zu gelangen. Ein Video eines Buben, der vor der polnischen Grenze steht, geht nun um die Welt. Der Junge heisst laut «Bild» Redost Ahmad (14) – und will nach Deutschland.
Zusammen mit anderen Flüchtenden skandiert er vor Grenzpolizisten «Germany! Germany!» und fleht später im Interview mit der Zeitung, endlich nach Deutschland einreisen zu können. Dabei erzählt er auch von der verzweifelten Lage seiner Familie, die aus dem Irak geflüchtet ist.
Eine Finte von Lukaschenko?
Doch schon keimen Zweifel daran auf, dass der Junge echte Gefühle gezeigt hat. Ein weiteres Video, auf dem zu sehen ist, wie ihm Männer Zigarettenrauch in die Augen blasen, soll beweisen, dass es sich bei Ahmads Emotionen um reine Propaganda gehandelt hat.
Hintergrund: Die Regierung in Warschau und die EU werfen dem belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko vor, gezielt Menschen aus Krisenregionen einfliegen zu lassen, um sie dann in die EU zu schleusen. Ein Grossteil der Flüchtlinge will nach Deutschland. Ein weinender Junge an der Grenze soll den Druck erhöhen, so die Vermutung.
Zigarettenrauch hilft gegen Tränengas
Ob der Vorwurf der Propaganda bei diesem Video zutrifft, ist allerdings umstritten. Die polnische Polizei steht in Vollmontur und ausgerüstet mit Schlagstöcken und Tränengas an der Grenze, als der Bub zusammen mit anderen Flüchtenden «Germany» skandiert. Zigarettenrauch soll gegen Tränengas helfen – der Mann im besagten Video wollte womöglich also gar keine Tränen in die Augen von Ahmad fürs Bild-Interview treiben, ihn vielmehr auf das Tränengas der Grenzpolizei vorbereiten.
Die Situation an der Grenze ist nicht zuletzt wegen der Jahreszeit dramatisch. Tausende Migranten haben in Belarus an der Grenze zu Polen eine weitere Nacht in der Kälte verbracht. Die Staatsmedien in Minsk verbreiteten Filmaufnahmen von verzweifelten Menschen, die in Zeltlagern und an Lagerfeuern ausharren und hoffen, die EU-Grenze zu überqueren.
Zwei grössere Gruppen von Migranten durchbrachen polnischen Medienberichten vom Dienstagabend zufolge die Grenze von Belarus nach Polen. Zahlreiche weitere Menschen campieren den Angaben nach auf belarussicher Seite im Grenzgebiet. Das EU-Mitglied Polen hat Tausende Soldaten an der Grenze stationiert, die einen Durchbruch an den Anlagen mit Stacheldraht verhindern sollen. (fr/SDA)