«Besorgniserregende Zunahme»
Darmkrebs auf Vormarsch bei jungen Menschen

Ein Trend, der in den USA schon länger bekannt ist, macht sich auch in Europa bemerkbar: Immer mehr Junge sterben an Darmkrebs. Eine effektive Früherkennung könnte Abhilfe leisten.
Publiziert: 30.01.2024 um 19:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2024 um 21:02 Uhr
Computer-Illustration: Weisse Blutkörperchen attackieren eine Krebszelle.
Foto: Getty Images/Science Photo Library RF
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Georg NopperRedaktor News

Über alle Krebsarten hinweg gesehen sind es gute Neuigkeiten. Carlo La Vecchia und sein Team von der Universität Mailand publizieren jedes Jahr eine Studie über die aktuell zu erwartenden Krebs-Todesfälle. Sie verwenden dazu Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und vom Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat). Die neuste Prognose wurde soeben im Fachmagazin «Annals of Oncology» veröffentlicht.

Anhand der Entwicklung der letzten Jahre sagen die Forschenden für das Jahr 2024 in der Europäischen Union (EU) 1,27 Millionen Todesfälle im Zusammenhang mit Krebserkrankungen voraus. Das sind etwas mehr als 2018 mit 1,21 Millionen Krebs-Todesfällen. Der minimale Anstieg ist La Vecchia zufolge jedoch einzig darauf zurückzuführen, dass die Bevölkerung gewachsen ist und der Anteil älterer Menschen zugenommen hat. Berücksichtigt man die statistische Alterung der Bevölkerung, spricht man von der altersadjustierten Mortalitätsrate (ASR). So gesehen ist die Anzahl der Krebs-Todesfälle zwischen 2018 und 2024 sogar gesunken, nämlich von 131,8 auf 123,2 pro 100'000 Männer (-6,5 Prozent) und von 82,6 auf 79 pro 100'000 Frauen (-4,3 Prozent). 

Ungünstige Zahlen aus Grossbritannien

Bei gesonderter Betrachtung der verschiedenen Krebsarten ist der abnehmende Trend bei den Todesfällen zumeist ebenso zu beobachten. Ausser beim Pankreaskarzinom und regional bei jungen Menschen im Falle einer Darmkrebserkrankung. Der ungünstige Trend beim Pankreaskarzinom ist schon länger bekannt. Bei den Darmkrebserkrankungen scheint sich eine Entwicklung in Europa zu wiederholen, die bereits in den USA für Aufsehen sorgte.

Am deutlichsten zeigt sich der Trend in Grossbritannien. Die ASR bei Darmkrebs ist dort für die Altersgruppe 25 bis 49 von 3,71 auf 4,68 pro 100'000 Männer (+26,12 Prozent) und von 3,30 auf 4,58 pro 100'000 Frauen (+38,58 Prozent) gestiegen. Eine Zunahme bei der Altersgruppe gibt es der Studie zufolge auch in Italien (+1,5 Prozent bei Männern und +2,6 Prozent bei Frauen) und bei Männern in Spanien (+5,5 Prozent) und Polen (+5,9 Prozent). In Deutschland stellen die Wissenschaftler eine Zunahme von 7,2 Prozent bei Frauen in der entsprechenden Altersgruppe fest.

Übergewicht, Alkohol, verminderte körperliche Aktivität

Die Zunahme der Darmkrebs-Todesfälle bei jungen Menschen ist laut La Vecchia besorgniserregend. Schliesslich hätten sich die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten eigentlich verbessert. Sogar gesamthaft gesehen sind die Zahlen bezüglich Darmkrebs bei Menschen zwischen 25 und 49 in der EU nicht wesentlich besser geworden: La Vecchia und sein Team beschreiben nur eine geringe Abnahme von 2,86 auf 2,79 pro 100'000 Männer und von 2,40 auf 2,20 pro 100'000 Frauen.

Eine mögliche Ursache für den Trend sieht das Forschungsteam in einem höheren Anteil übergewichtiger junger Menschen. Weitere mögliche Faktoren sind demnach erhöhter Alkoholkonsum und verminderte körperliche Aktivität. Für La Vecchia geht es nun darum, die Früherkennung – etwa mittels Darmspiegelung – vermehrt auf jüngere Personengruppen auszuweiten. In der Schweiz werden die entsprechenden Tests zur Vorsorge ab einem Alter von 50 Jahren empfohlen. Die Kosten dafür werden dann auch von der Krankenkasse übernommen.

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