In der Schweiz erkranken jedes Jahr etwa 4900 Menschen an Lungenkrebs, rund 3300 sterben daran. Gemäss Experten ist es die insgesamt häufigste krebsbedingte Todesursache. Oft wird ein bösartiger Tumor in der Lunge erst spät entdeckt, weil er in den frühen Stadien kaum Beschwerden verursacht. Deshalb sind nur etwa 20 Prozent der Betroffenen fünf Jahre nach der Diagnose und Behandlung krebsfrei.
Eine Langzeitstudie aus den USA, die im November 2023 veröffentlicht wurde, zeigt: Wenn Lungenkrebs im Frühstadium entdeckt und behandelt wird, liegt die Wahrscheinlichkeit, nach 20 Jahren noch immer krebsfrei zu sein, bei über 80 Prozent. Die Methode zur Früherkennung gibt es auch in der Schweiz.
Was ist es für eine Methode?
Es handelt sich um eine niedrig dosierte Computertomografie. Das ist eine spezielle 3D-Röntgenuntersuchung, die Bilder von bestimmten Organen oder Körperregionen erstellt. Darauf lässt sich Lungenkrebs in einem früheren Stadium entdecken. Das nationale Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs bietet dieses Lungenscreening als präventive Untersuchung an. Jürg Hurter (88), Präsident der Stiftung, sagt: «Unsere Aufgabe ist es, die hohe Sterblichkeit bei Lungenkrebs zu verringern.»
Für wen ist die Untersuchung gedacht?
«Unser Programm richtet sich gezielt und nur an Menschen, die ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs haben», sagt Hurter. Dazu gehören in erster Linie Personen ab 50 Jahren, die rauchen oder sehr viel geraucht haben – zusammengezählt mindestens 20 Jahre lang jeden Tag ein Päckchen Zigaretten. Von den Lungenkrebsdiagnosen sind 80 Prozent auf das Rauchen zurückzuführen. Zur Risikogruppe zählen zudem Menschen, die über 50 sind und bei denen in der Familie Lungenkrebs gehäuft vorkommt. Ebenso Menschen, die über längere Zeit regelmässig Passivrauch oder anderen Lungenkrebs auslösenden Stoffen ausgesetzt waren, wie Asbest oder Dieseldämpfen.
Die gemeinnützige Stiftung für Lungendiagnostik bietet in der Schweiz das zurzeit einzige nationale Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs an. Personen, die sich untersuchen lassen wollen, werden von Lungenfachärzten begleitet. Karl Klinger, Facharzt für Lungenkrankheiten und innere Medizin am Lungenzentrum Hirslanden, ist der leitende Arzt des Programms.
Die gemeinnützige Stiftung für Lungendiagnostik bietet in der Schweiz das zurzeit einzige nationale Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs an. Personen, die sich untersuchen lassen wollen, werden von Lungenfachärzten begleitet. Karl Klinger, Facharzt für Lungenkrankheiten und innere Medizin am Lungenzentrum Hirslanden, ist der leitende Arzt des Programms.
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Wie läuft die Früherkennung ab?
Menschen, die sich untersuchen lassen wollen, können sich selbst anmelden. Hurter sagt: «Mithilfe einer Eintrittsbefragung stellen wir sicher, dass die Person zur Risikogruppe gehört und an der Untersuchung teilnehmen darf.» Sofern die Person ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko hat, kann sie in Bern, Zürich oder Bregenz (A) einen Termin für die Computertomografie vereinbaren. Während der Untersuchung legt man sich auf eine Liege, die dann langsam durch eine ringförmige Öffnung geschoben wird. Danach analysieren Radiologen die Bilder. Gemäss Hurter kostet die Untersuchung nicht mehr als vier Wochen rauchen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht.
Was passiert, wenn das Ergebnis da ist?
Wenn auf den Bildern nichts Auffälliges zu sehen sei, bedeute das, dass kein Lungenkrebs vorliege, sagt Hurter. «Oder, dass die Hinweise so klein sind, dass noch nichts erkennbar ist.» Wenn auf den Bildern etwas Auffälliges zu sehen ist, besteht gemäss Hurter noch kein Grund zur Sorge. «Es gibt viele harmlose Auffälligkeiten der Lunge, wie Narben von früheren Entzündungen.» Möglicherweise rate der Radiologe aber zu einer erneuten Untersuchung in drei, sechs oder zwölf Monaten, um auszuschliessen, dass es sich um eine bösartige Veränderung handle.
Wie sinnvoll ist die Untersuchung?
In der Medizin wird immer wieder diskutiert, wie effektiv Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs sind. Ein Expertengremium hat in der Schweiz von 2019 bis 2022 die Vor- und Nachteile eines Lungenscreenings analysiert und ist zum Schluss gekommen, dass es für Risikogruppen empfehlenswert ist, sich präventiv untersuchen zu lassen.