Kuno Laueners chronische Krankheit
Das musst du über Multiple Sklerose wissen

Multiple Sklerose gehört zu den häufigsten Nervenkrankheiten in Europa. Sie äussert sich in zahlreichen Formen, heilbar ist keine davon. Noch nicht, sagt Jürg Beer, Präsident der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft.
Publiziert: 07.12.2023 um 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2023 um 11:03 Uhr
Bei Kuno Lauener, Frontsänger von Züri West, wurde 2017 Multiple Sklerose diagnostiziert.
Foto: Keystone
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Valentin RubinRedaktor Service

Der Sänger von Züri West, Kuno Lauener (62), lebt seit Jahren mit Multipler Sklerose (MS), einer chronischen Nervensystemkrankheit. «Im Moment geht es mir okay. Aber ich merke, es wird nicht besser», sagt Lauener im grossen Blick-Interview. So wie ihm geht es vielen: Über 15'000 Menschen in der Schweiz sind an MS erkrankt. Die Krankheit nimmt viele Formen an und entwickelt sich oft schleichend. Jürg Beer (66), Präsident der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft, gibt Auskunft über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.

Was sind die Ursachen von Multipler Sklerose?

Die Ursachen von Multipler Sklerose (MS) sind nicht geklärt. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Abwehrzellen des Immunsystems fälschlicherweise körpereigenes Gewebe zerstören. Jürg Beer sagt: «Oft wird diese Fehlreaktion durch eine Viruserkrankung getriggert.» Zum Beispiel durch das Epstein-Barr-Virus (EBV). Dieses Virus sei aber nicht die alleinige Ursache. «90 Prozent der Bevölkerung infizieren sich in ihrem Leben mit dem EBV. Nur ein Bruchteil davon erkrankt an MS», sagt Beer. Wichtig sei auch die genetische Veranlagung der Menschen und Umweltfaktoren wie Bewegung und Ernährung.

Er plädiert für mehr Verständnis und ein schärferes Bewusstsein

Jürg Beer (66) amtet seit Sommer 2023 als Präsident der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft. Der ehemalige Chefarzt und stellvertretende CEO am Kantonsspital Baden forscht noch heute am Universitätsspital Zürich im kardiovaskulären und hämatologischen
Bereich. Beer sagt, ein offener Umgang mit einer MS-Erkrankung – so, wie das Kuno Lauener tue – sei zentral. Das helfe, Verständnis und ein Bewusstsein für die Erkrankung in der Öffentlichkeit zu fördern.

Jürg Beer (66) amtet seit Sommer 2023 als Präsident der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft. Der ehemalige Chefarzt und stellvertretende CEO am Kantonsspital Baden forscht noch heute am Universitätsspital Zürich im kardiovaskulären und hämatologischen
Bereich. Beer sagt, ein offener Umgang mit einer MS-Erkrankung – so, wie das Kuno Lauener tue – sei zentral. Das helfe, Verständnis und ein Bewusstsein für die Erkrankung in der Öffentlichkeit zu fördern.

Warum äussert sich die Krankheit so unterschiedlich?

Bei MS handelt es sich um eine Nervensystemkrankheit. «Da Nerven durch unseren ganzen Körper führen, kann MS in unterschiedlichster Form am ganzen Körper auftreten», sagt Beer. «Keine MS gleicht der anderen.» Häufige Symptome seien Lähmungserscheinungen an Händen, Armen, Füssen oder Beinen. Andere Betroffene hätten auf einmal Seh- oder Sprechstörungen, allgemeine Schmerzen, Müdigkeit, Schwindelgefühle oder Gehbehinderungen. Und: «Je nachdem, welche Hirnareale betroffen sind, kann MS auch zu kognitiven Beeinträchtigungen führen», sagt Beer. Wegen der Komplexität der Symptome vergeht oft einige Zeit bis zur Diagnose.

Bewegungseinschränkungen können, müssen aber nicht Folge einer MS-Erkrankung sein.
Foto: Getty Images

Gibt es Möglichkeiten zur Früherkennung von Multipler Sklerose?

Für eine möglichst effektive Therapie sei es wichtig, MS früh zu erkennen, sagt Beer. «Dank moderner Diagnosemöglichkeiten ist das möglich.» Es gebe zwar keinen MS-Test, aber mittels MRI-, Hirnwasser- und neurologischer Untersuchung könne MS zuverlässig nachgewiesen werden. Beer: «Ein früher Gang zum Arzt hilft, die Krankheit schneller einzudämmen.»

Wie lässt sich Multiple Sklerose therapieren?

MS-Behandlungen zielen vor allem darauf ab, den weiteren Verlauf der Krankheit aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen und die Symptome zu lindern. «MS-Betroffene können damit trotz der Krankheit ein erfülltes Leben führen.» Neben den spezifischen Therapien sind laut Beer eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung sowie soziale Integration und Kontakte wichtig. Eine qualifizierte Begleitung und fachliche Beratung kann eine weitere wichtige Unterstützung bieten.

Gezielte Physiotherapie wirkt bei MS-Betroffenen entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Foto: Shutterstock

Kann man Multiple Sklerose heilen?

Medikamente können den Verlauf der Erkrankung zwar verlangsamen, diese aber nicht heilen. Die MS-Forschung verfolgt daher anderweitige Heilungsansätze. Zum Beispiel über inverse Impfungen. Solche umgekehrten Impfungen unterdrücken das Immunsystem gezielt, anstatt dass sie es ankurbeln. Die Forschung dazu sei momentan noch in frühen Stadien, in Zukunft könnte das aber zu einer Schutzimpfung gegen MS führen, sagt Beer. «So käme es gar nicht erst zum Angriff der Körperzellen auf den eigenen Körper.» Eine Einschränkung gibt es aber: «Sie würde nicht gegen bereits vorliegende MS-Erkrankungen wirken.»

Weitere Informationen über MS sind auf der Website des Universitätsspitals Zürich und auf der Website der Schweizerischen MS-Gesellschaft zu finden. 

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