Besonders Kinder in Gefahr
Masern-Fälle im Ausland explodieren

Während Corona die letzten zwei Jahre Thema Nummer Eins war, breiteten sich die Masern unbemerkt weiter aus. Inzwischen sind die Infektionszahlen alarmierend. Es gibt weltweit einen Anstieg von 80 Prozent.
Publiziert: 03.05.2022 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2022 um 22:22 Uhr
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Die Fälle von Maser-Erkrankungen haben in der letzten Zeit drastisch zugenommen.
Foto: Getty Images/Science Photo Library RM

Die Masern sind wieder auf dem Vormarsch: Weltweit stieg die Zahl der gemeldeten Infektionen zu Jahresbeginn um fast 80 Prozent, wie die UN-Kinderschutzorganisation (Unicef) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch mitteilten.

Eine Ursache seien durch die Corona-Pandemie unterbrochene Impfkampagnen. Fehlende Impfungen bedrohten das Leben von Millionen von Kindern, warnten die UN-Organisationen.

In den ersten zwei Monaten dieses Jahres wurden demnach weltweit mehr als 17'300 Masernfälle registriert, deutlich mehr als die 9600 Fälle in den gleichen Monaten des Vorjahres. Binnen zwölf Monaten gab es bis April weltweit 21 grosse Masern-Ausbrüche, die meisten davon in Afrika und dem östlichen Mittelmeerraum.

Mehr Fälle wegen des Krieges in der Ukraine befürchtet

Als ansteckendste, durch Impfungen vermeidbare Infektionskrankheit fungierten die Masern als ein Alarmsignal, sagte Unicef-Experte Christopher Gregory der Nachrichtenagentur AFP. Masernausbrüche deuteten auf Schwächen bei Immunisierungskampagnen hin.

Zu befürchten sei beispielsweise auch ein baldiger Anstieg von Gelbfieber-Infektionen. Aus Westafrika würden bereits zunehmend Fälle gemeldet.

Besonders stark von Masern betroffen waren in den vergangenen zwölf Monaten Somalia, der Jemen, Afghanistan, Nigeria und Äthiopien. Die Experten befürchten im Zuge des russischen Angriffskriegs auch eine Zunahme der Fälle in der Ukraine. Das Land verzeichnete bereits in den Jahren von 2017 bis 2019 die höchsten Masern-Infektionsraten in Europa.

Keine Gefahr für die Schweiz

In der Schweiz gibt es keinen solchen Anstieg, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von Blick mitteilt. «Der letzte registrierte Fall war am 17. April 2020», sagt BAG-Sprecher Daniel Dauwalder zu Blick.

Die WHO habe den Status der Masernelimination für die Schweiz im Jahr 2018 offiziell anerkannt. Dauwalder: «Das bedeutet, dass es in der Schweiz keine dauerhafte Zirkulation dieses Virus mehr gibt. Es kann jedoch weiterhin sporadische Fälle im Zusammenhang mit Importen geben und zu kurzen Übertragungsketten oder begrenzte Ausbrüchen führen.»

Die Corona-Massnahmen sowie der starke Rückgang der Auslandsreisen im Zusammenhang mit der Pandemie hätten diese Unterbrechung der Übertragung des Masernvirus verstärkt, so der BAG-Sprecher.

Folgen wohl noch jahrzehntelang spürbar

Den UN-Organisationen zufolge verpassten zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 mehr als 23 Millionen Kinder die routinemässigen Masern-Imfpungen. In 43 Ländern wurden die wegen der Pandemie verschobenen Impfkampagnen demnach bis heute noch nicht vollständig nachgeholt. Betroffen seien 203 Millionen Menschen, die meisten davon Kinder.

Die Folgen dieser Unterbrechungen der Impfkampagnen würden noch jahrzehntelang zu spüren sein, warnte WHO-Generalsekretär Tedro Adhanom Ghebreyesus (57) am Mittwoch. Es sei an der Zeit, die Grundimmunisierung gegen Infektionskrankheiten wieder zum Laufen zu bringen.

Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die schneller übertragen wird als etwa Grippe oder Ebola. Es können lebensgefährliche Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung auftreten. (AFP/jmh)

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