Man klebe sich auf Strassen fest und blockiere den Verkehr, bewerfe Kunstwerke mit Büchsensuppe. So lauten die Rezepte, mit denen einige Aktivisten die Welt retten wollen. Am Donnerstag verschaffte sich die Gruppe «Letzte Generation» Zutritt zum Gelände des Flughafens Berlin Brandenburg (BER). Aktivisten befestigten sich mit Sekundenkleber auf dem Rollfeld. Die Folge: Der Flugverkehr war für zwei Stunden lahmgelegt.
Die «Letzte Generation» demonstrierte damit gegen die Flugbranche und ihren klimaschädlichen CO2-Ausstoss. Was die Aktivisten tatsächlich bewirkten, war eine Erhöhung der Emissionen: Mehrere geplante Landungen mussten nach Angaben des Flughafens auf andere Flughäfen umgeleitet werden, womit zusätzliches CO2 freigesetzt wurde.
15 Flüge mit längeren Strecken als geplant
Bei einem der betroffenen Flüge handelt es sich um LX980 von Zürich nach Berlin. Die Airbus A220-300 wurde nach Dresden umgeleitet. Andere Flüge legten einen ungeplanten Zwischenhalt in Leipzig ein. Der dortige Flughafen liegt in ähnlicher Entfernung zu Berlin wie jener in Dresden. Insgesamt waren 15 Flüge von den Umleitungen betroffen.
Sieht man von den Runden ab, welche die Flugzeuge in Berlin beim vergeblichen Warten auf eine Landefreigabe drehen mussten, lässt sich anhand des Rechners von Myclimate ungefähr herausfinden, wie viele Tonnen CO2 zusätzlich freigesetzt wurden, als die Flugzeuge von Berlin nach Dresden oder Leipzig umgeleitet wurden und nach Beendigung der Störungsaktion wieder nach Berlin zurückflogen.
Mehremissionen von mindestens 420 Tonnen
Ein Airbus A220-300 der Swiss hat 145 Sitzplätze. Für einen Flug von Berlin nach Dresden und zurück setzt die Maschine bei fast vollständiger Besetzung (140 Plätze) mehr als 28 Tonnen CO2 frei. Hochgerechnet auf 15 Flüge fallen die Mehremissionen also mit mindestens 420 Tonnen ins Gewicht.
Nach der Protestaktion nahm die Polizei mehrere Klimakleber in Gewahrsam. Sie werden wegen gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr, Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung angezeigt.
Könnte eine solche Aktion demnächst auch in der Schweiz für ein Flug-Chaos sorgen? Man könne grundsätzlich nie etwas ausschliessen, heisst es beim Flughafen Zürich auf Anfrage. «Wir beobachten solche Aktionen aufmerksam», sagt Sprecherin Jasmin Bodmer-Breu. «Sicherheit hat am Flughafen Zürich immer oberste Priorität, weshalb regelmässig Sicherheitsüberprüfungen unserer Anlagen stattfinden.» Die Swiss erklärt auf Anfrage, man prüfe den Vorfall in Berlin. Weiter wolle man die Angelegenheit nicht kommentieren.