Berichte über Misshandlungen
Russland soll auch Alte und Behinderte entführt haben

Russland entführte neben Kindern auch Alte und Behinderte aus der Ukraine. Einer von ihnen hat es inzwischen zurück auf ukrainisches Territorium geschafft – und berichtet davon, wie er von den Russen «mit Verachtung behandelt» und misshandelt wurde.
Publiziert: 21.07.2023 um 11:05 Uhr
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Inzwischen ist Oleg Andrejew wieder mit seiner Tochter vereint – doch vorher ging er in einer russischen Pflegeeinrichtung durch die Hölle, wie er erzählt.
Foto: Twitter @Telegraph
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Marian NadlerRedaktor News

Ältere und körperlich eingeschränkte Ukrainer wurden auf russisches Territorium gebracht, ihrer ukrainischen Staatsbürgerschaft beraubt, zu Blutspenden gezwungen und wegen verpfuschter medizinischer Eingriffe qualvoll zurückgelassen. Das berichtet der britische «Telegraph», deren Reporterin Verity Bowman mit einigen Betroffenen gesprochen hat.

Die Senioren und Behinderten wurden in das russische Pflegesystem aufgenommen, nachdem die russischen Streitkräfte zu Beginn des Krieges ihre Heimatstädte und Dörfer besetzt hatten. Diejenigen, denen die Flucht auf ukrainisches Territorium gelang, berichteten von Misshandlungen und schlimmen Zuständen. Sie seien «mit Verachtung behandelt» worden.

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Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) werden Kriegsverbrechen wegen illegaler Deportation und Misshandlung von Kindern vorgeworfen. Über ältere, schutzbedürftige Erwachsene und Behinderte, die bei der Invasion in das russische System aufgenommen wurden, ist bislang noch wenig bekannt.

Der gelähmte Oleg Andrejew (65) etwa wurde von russischen Kämpfern in einem Dorf in der Ostukraine in einem ausgebrannten Gebäude neben seiner Mutter liegend entdeckt, die bei einem Bombenangriff ums Leben kam. Sein Rollstuhl sei ihm von einem russischen Soldaten gestohlen worden, erzählt Andrejew. In der Tasche des Rollstuhls waren alle wichtigen Dokumente, die er besass, darunter auch sein Reisepass.

Krankenschwester demütigt Rentner

Er wurde in eine Pflegeeinrichtung in Makijiwka im besetzten Donezk gebracht. Die Russen entführten ihn, ohne dass er seiner Tochter mitteilen konnte, dass er noch am Leben war.

«In ihnen war kaum etwas Menschliches», sagt er über diejenigen, die dort für ihn zuständig waren. Der Senior hatte bei -10 Grad in dem zerstörten Treppenhaus des Gebäudes gelegen. Seine erfrorenen Zehen wurden aber einfach nicht behandelt. Erst als die Schmerzen unerträglich wurden, erklärte sich ein Arzt bereit, sie zu entfernen. Doch der Eingriff ging schief, seine Knochen wurden freigelegt. Und: Die Operationswunden wurden lediglich mit Zeljonka, einem veralteten Antiseptikum aus Sowjet-Zeiten behandelt. Dieses ist eigentlich für die Behandlung kleinerer Wunden gedacht. Gegen seine Schmerzen bekam er keine Medikamente.

Wohltätigkeitsorganisation «Helping to Leave» hilft bei Flucht

Andrejew gibt an, er sei vom Personal beschimpft worden und von einer Krankenschwester gedemütigt worden, die ihn verspottet habe, als er Hilfe beim Waschen brauchte. Sein Kopf und Gesicht seien ohne seine Erlaubnis rasiert worden. Ausserdem behielt das Personal 70 Prozent seiner Rente ein.

Nach Monaten ermöglichte die Wohltätigkeitsorganisation «Helping to Leave» Andrejew die Flucht. Er wurde schliesslich in Kiew mit seiner Tochter wiedervereint.

Manche schaffen es nicht wieder zurück

Als er von seinen Erlebnissen erzählt, bricht er in Tränen aus. «Es ist erschreckend», sagte er. «Meine verstorbene Oma brachte jedes Mal, wenn wir eine Feier hatten, einen Toast aus: ‹Möge es keinen Krieg geben.› Ich habe mich immer gefragt, warum Oma das so viele Jahre lang jedes Mal gesagt hat. Jetzt weiss ich es.»

Der «Telegraph» zitiert Elly Isajewa, die für «Helping to Leave» arbeitet. Sie erzählt, sie habe kürzlich daran gearbeitet, eine Frau zu retten, die dazu gezwungen wurde, Blut für verletzte russische Soldaten zu spenden. Es sei nicht ungewöhnlich, dass Patienten so vernachlässigt würden, dass sie es nicht zurück in die Ukraine schafften.

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