Gibt es im Seuchenherd China schon Grund zur Hoffnung?
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Viren-Ausbreitung gebremst:Gibt es im Seuchenherd China schon Grund zur Hoffnung?

Basler Professor fordert noch härtere Massnahmen in der Schweiz
Gibt es im Seuchenherd China schon Grund zur Hoffnung?

Die Chinesen scheinen die Corona-Krise in den Griff zu bekommen. Notspitäler werden geschlossen, Flughäfen stehen vor der Wiedereröffnung. Noch besteht aber kein Grund zur Entwarnung.
Publiziert: 09.03.2020 um 15:16 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2020 um 01:08 Uhr
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Patienten können nach Hause: China schliesst mehrere der provisorischen Kliniken.
Foto: AFP
Guido Felder

Es sind Zahlen, die Hoffnung machen. China hat in einem Tag lediglich 40 neue Infizierte registriert. Es ist die kleinste Zunahme seit Januar. Insgesamt sprechen die chinesischen Behörden von mehr als 80'700 Infektionen und mindestens 3119 Toten.

Auch in Südkorea verzeichnet man den kleinsten Anstieg seit zwei Wochen. «Ich bin noch immer sehr vorsichtig, aber es besteht die Hoffnung, dass wir in naher Zukunft einen Wendepunkt erreichen», sagte Ministerpräsident Chung «Sye Kyun (69).

Der Rückgang Infizierter hat dazu geführt, dass China elf der 16 provisorischen Spitäler wieder schliessen konnte. Diese Not-Einrichtungen, die unter anderem in Stadien und Schulen einquartiert wurden, behandeln Patienten mit leichten Symptomen.

Virus wird sich noch bis mindestens Ende Juni ausbreiten

Bereits steht auch die Wiedereröffnung der seit 23. Januar geschlossenen Flughäfen in der Krisenregion Wuhan zur Diskussion, wo 56 Millionen Menschen von der Aussenwelt abgeschirmt leben. Zurzeit werden laut Direktion der Hubei Airports Group die Angestellten darauf vorbereitet, dass der Betrieb bis Donnerstag dieser Woche wiederaufgenommen werden könnte. Das schreibt die «South China Morning Post».

Der führende chinesische Epidemiologe Zhong Nanshan erwartet, dass sich das Virus global mindestens bis Ende Juni ausbreiten werde. China müsse sich nun auf die Verhinderung eingeschleppter Fälle konzentrieren – vor allem in der Provinz Guangdong, die ein wichtiger internationaler Reiseknotenpunkt sei.

Drastische Massnahmen wirken

Wegen des gebremsten Anstiegs von Erkrankten in China geben sich Experten leicht optimistisch. «Der vorläufige Höhepunkt ist erreicht», sagt Biophysiker Richard Neher, Virus-Experte am Biozentrum der Uni Basel, auf Anfrage zu BLICK. «Das ist den drastischen Massnahmen zu verdanken, die China verordnet hat, um die Ausbreitung einzudämmen.»

In gewissen Regionen Chinas gelten seit Ausbruch des Virus Reiseverbote sowie die Tragepflicht von Masken. Zudem wurden ganze Millionenstädte wie Wuhan abgeriegelt und öffentliche Einrichtungen wie Flughäfen und Schulen geschlossen.

Wann auch in Europa und somit auch in der Schweiz die Zunahme der Anzahl Infizierten gebremst wird, ist noch unbestimmt – eine Prognose wagt noch niemand. Das Bundesamt für Gesundheit sagt: «Es ist noch zu früh, um aus dieser Entwicklung Schlüsse zu ziehen.»

Schweiz muss noch besser reagieren

Laut Neher hängt es davon ab, wie die Massnahmen bei uns greifen. «Unsere Massnahmen zielen in die richtige Richtung, die Frage ist, ob die Geschwindigkeit der Umsetzung stimmt.» Laut dem Experten müsste noch einiges mehr getan werden.

Es brauche eine Home-Office-Regelung im grossen Stil, eine Einschränkung des öffentlichen Verkehrs sowie auch eine Prüfung von Schulschliessungen. Neher: «Wir müssen noch viel resoluter reagieren und Kontakte vermeiden.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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