Blanke Nerven an den Börsen
Schweizer Aktien, Ölpreis und Euro im Keller

Die Bankaktien UBS und CS gibts für weniger als ein Zehnernötli. Auch andere Schweizer Papiere haben sich massiv verbilligt. Das Coronavirus hat auch Öl, Euro und andere Anlagen infiziert. Es herrscht Ausverkaufsstimmung.
Publiziert: 06.03.2020 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2020 um 11:23 Uhr
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Mehrjahrestief: Die UBS-Aktie gibts gegenwärtig für 9.90 Franken.
Foto: Manuel Geisser
Ulrich Rotzinger

Der Bund ruft das Volk zu Ruhe und Solidarität auf. An den Börsen sorgt die Corona-Epidemie für ein Gemetzel. Auch der Schweizer Leitindex SMI lässt sich anstecken. Abschluss der Handelswoche: tiefrot. Wie schon in der Woche davor. Minus vier Prozent beim SMI allein am Freitag! Die Nerven der Anleger liegen blank, sagt ein Händler.

Ob Aktien von Nestlé (Kitkat, Nescafé, Vittel), Bauzulieferer Sika oder Pharmariese Roche: Alle 20 SMI-Schwergewichte verbuchen Verluste. Die beiden Grossbanken erwischt es schwer: Sowohl das Papier der UBS als auch das der Credit Suisse kosten weniger als ein Zehnernötli. Das gab es seit Jahren nicht mehr.

Auch an der New Yorker Wall Street ging am Freitag der Ausverkauf weiter. Zwischenzeitlich war der Dow-Jones-Index fast vier Prozent im Minus. Dank einem beeindruckenden Schlussspurt konnten die Tages-Verluste grösstenteils eingedämmt werden. Letztlich verlor der Dow Jones am Freitag knapp ein Prozent.

Autofahrer können sich freuen

Nicht nur Aktien, auch der Ölpreis lässt kräftig Federn. Lediglich noch 45.90 Dollar kostet das Fass Rohöl. Für Autofahrer eine gute Nachricht – denn mit Verzögerung dürften die Preise an den Zapfsäulen ebenfalls fallen. Für Rohstoff-Experten ein Signal, dass der Motor der Weltwirtschaft ebenfalls Corona-infiziert ist.

Ökonom Klaus Wellershoff (56) zu BLICK: «Jetzt wird den Marktteilnehmern klar, wie gross die Unsicherheit für die Wirtschaft durch das Coronavirus ist.» Der massive Einbruch an der Schweizer Börse nach der leichten Erholung Anfang Woche hat ihn wenig überrascht. Wie so oft wollten die Leute die schlechten Nachrichten zuerst nicht wahrhaben, sagt der Ökonom.

US-Notenbank kriegt Fett ab

Er hat die Misere mitverursacht: Jerome Powell (67). Der Chef der US-Notenbank hat diese Woche mit einer überraschenden Zinssenkung die Märkte weiter verunsichert. Der Zinseffekt sei an den Börsen gleich verpufft und habe eventuell das Gegenteil bewirkt. Die Leute befürchten, dass die Lage noch viel schlimmer ist, als die US-Notenbank zugibt, so Wellershoff.

Die Folge: eine Flucht in sogenannte sichere Häfen. Dazu zählt Gold. Aber vor allem der Schweizer Franken – auf Kosten von Euro und Dollar. Das ist wiederum für jene Schweizer eine gute Nachricht, die im Euroland oder den USA konsumieren oder Ferien planen.

Impfstoff würde Börsen-Talfahrt stoppen

Die Börsen sind infiziert, die Ausbreitung des Coronavirus schreitet voran. Eine Rezession erwartet bislang noch niemand.

Ob die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpfen wird, hängt davon ab, wie schnell die Epidemie eingedämmt werden kann. Ein deutscher Chefökonom bringt es auf den Punkt: «Gegenwärtig würde ein Impfstoff definitiv mehr helfen als eine weitere Zinssenkung.»

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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