Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen: Das Norovirus wütet direkt am Gardasee – und wie. Torri del Benaco, mit fast 3000 Einwohnern, hat es voll erwischt. Die halbe Gemeinde ist betroffen. Hunderte Menschen mussten ins Spital gebracht werden. Die Behörden sind durch zu viele Ausfälle «ausser Gefecht gesetzt».
Noroviren verursachen Magen-Darm-Infektionen. Das Virus wird von Mensch zu Mensch relativ leicht übertragen, eine Impfung existiert nicht. Deshalb komme es immer wieder zu Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kasernen, Heimen und Spitälern. Aber dass eine ganze Gemeinde betroffen ist, kommt selten vor. Im Normalfall dauert eine Norovirus-Erkrankung bis zu 72 Stunden und verschwindet von selbst wieder.
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Lastwagen voller Plastikflaschen
Der Bürgermeister von Torri, Stefano Nicotra, hat inzwischen Verona um Hilfe gebeten, damit die Infrastruktur in der Gemeinde aufrechterhalten werden kann. Wie es zu einem solch grossen Ausbruch kommen konnte, ist noch unklar. Im Verdacht: das Trinkwasser. Deswegen wurde es auch allen Menschen in der Gemeinde untersagt, das Leitungswasser zu nutzen. «Trinkwasser nicht für den persönlichen oder alimentären Gebrauch verwenden» – also auch nicht zum Kochen oder zum Reinigen von Lebensmitteln.
Um die Wasserversorgung zu garantieren, wurde jede Menge abgefülltes Wasser in Plastikflaschen in das Dorf gebracht. Als zusätzliche Massnahme wurde die Wasserleitung mit Chlor behandelt, um weitere mögliche Bakterien und Viren abzutöten.
Ist der viele Regen schuld?
Möglicherweise ist der viele Regen der letzten Tage und Wochen schuld an dem Ausbruch. Denn: Die Gemeinde nutzt den Gardasee für ihr Trinkwasser. Und der ist so voll, wie schon lange nicht mehr. Nach heftigen Regenfällen in den vergangenen Tagen stand der Pegel in Peschiera im Süden des Sees am Mittwoch 1,46 Meter über dem hydrometrischen Nullpunkt. Zuletzt wurde ein solcher Wert 1977 erreicht. 2023 lag der Pegel fast einen Meter niedriger.
Möglicherweise geriet Abwasser so in den See, da die Leitungen angesichts der Wassermassen überfordert waren.